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Die Grenzboten. Jg. 36, 1877, II. Semester. II. Band.

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gesegnet ist, daß letztere stets unter dem Drucke der hohen und billigen Pro-
duktion des ersteren litten und neben ihm immer in unbequemer, völlig ab¬
hängiger Lage blieben. Ohne Zweifel würden sich Ohm, Virginien, Kentucky,
Tennessee und namentlich Kanada ebenfalls am Export von Petroleum betheiligen,
wenn sie mit ihrem Erzeugniß so wohlfeil uach deu Hafenplätzen der Küste gelangen
konnten. Da dies niemals der Fall sein wird, so ist die Folge, daß der Preis des
Petrvlenms steigen muß, wenn die Ueberfülle der Oelgnellen Pennsylvaniens nach
läßt. Betrachten wir die Geschichte eines Brnnnes, so sehen wir ferner, daß er, wie
reich er anch sein mag, in durchschnittlich kaum drei Jahren ausgeschöpft und
für immer versiegt ist. Die ganze große "obere" Oelregion Pennsylvaniens
(im Norden von Franklin) ist in etwa zehn Jahren zwar noch nicht in diese Lage
gebracht, aber so weit ausgebeutet, daß sie kaum mehr als deu heimischen Bedarf
deckt und für deu Welthandel wenig Bedeutung mehr hat. Wäre uicht mittler¬
weile die "untere" Region erschlossen worden, von der jetzt das gesammte Aus¬
land seinen Leuchtstoff bezieht, so Hütte Pennsylvanien aufgehört, das Petro¬
leumgeschäft allein zu regieren. Es ist nichts als Phrase, wenn man
von der UnerschvpfUchkeit der amerikanischen Oelfelder spricht.
Wir unterschätzen dabei die noch vorhandenen reichlichen Vorräthe nicht, wir
behaupten nur, daß sie einmal und zwar in uicht sehr ferner Zeit, ein Ende
nehmen werden. Nur die Reichthümer der unteren Oelregiou sichern der Union
^e Führerrolle auf dem Markte der Leuchtstoffe, und sind jene Schätze, wie
unausbleiblich, nach einer Reihe von Jahren gehoben, so können wir vom
Staudpunkte unseres jetzigen Wissens aus erwarten, daß der europäische Markt
von da an von der überseeischen Konkurrenz im Wesentlichen entlastet sein
U"'rd. Ja die Preise im letzten Viertel des vorigen Jahres, welche kaum den
Durchschnitt der letzten sieben Jahre repräsentiren, warm schon dazu angethan,
an mehreren deutschen und österreichischen Orten, z. B. in Schwaben, die Unter-
nehmungslust für Schieferölfabriken neu aufleben zu lassen.




Die Aussen in der Türkei.

Wenn hier von den Russen in der Türkei die Rede, ist so sind nicht die
Russen gemeint, welche die Donau überschritten haben, und jenseits des Balkan
kämpfen, vielmehr soll ein russischer Volksstamm ^geschildert werden, der vor
ungefähr 200 Jahren sein Vaterland Rußland wegen religiöser Verfolgung
verlassen hat, um unter dem Schutze des Halbmondes nach eigener Fa^on selig


gesegnet ist, daß letztere stets unter dem Drucke der hohen und billigen Pro-
duktion des ersteren litten und neben ihm immer in unbequemer, völlig ab¬
hängiger Lage blieben. Ohne Zweifel würden sich Ohm, Virginien, Kentucky,
Tennessee und namentlich Kanada ebenfalls am Export von Petroleum betheiligen,
wenn sie mit ihrem Erzeugniß so wohlfeil uach deu Hafenplätzen der Küste gelangen
konnten. Da dies niemals der Fall sein wird, so ist die Folge, daß der Preis des
Petrvlenms steigen muß, wenn die Ueberfülle der Oelgnellen Pennsylvaniens nach
läßt. Betrachten wir die Geschichte eines Brnnnes, so sehen wir ferner, daß er, wie
reich er anch sein mag, in durchschnittlich kaum drei Jahren ausgeschöpft und
für immer versiegt ist. Die ganze große „obere" Oelregion Pennsylvaniens
(im Norden von Franklin) ist in etwa zehn Jahren zwar noch nicht in diese Lage
gebracht, aber so weit ausgebeutet, daß sie kaum mehr als deu heimischen Bedarf
deckt und für deu Welthandel wenig Bedeutung mehr hat. Wäre uicht mittler¬
weile die „untere" Region erschlossen worden, von der jetzt das gesammte Aus¬
land seinen Leuchtstoff bezieht, so Hütte Pennsylvanien aufgehört, das Petro¬
leumgeschäft allein zu regieren. Es ist nichts als Phrase, wenn man
von der UnerschvpfUchkeit der amerikanischen Oelfelder spricht.
Wir unterschätzen dabei die noch vorhandenen reichlichen Vorräthe nicht, wir
behaupten nur, daß sie einmal und zwar in uicht sehr ferner Zeit, ein Ende
nehmen werden. Nur die Reichthümer der unteren Oelregiou sichern der Union
^e Führerrolle auf dem Markte der Leuchtstoffe, und sind jene Schätze, wie
unausbleiblich, nach einer Reihe von Jahren gehoben, so können wir vom
Staudpunkte unseres jetzigen Wissens aus erwarten, daß der europäische Markt
von da an von der überseeischen Konkurrenz im Wesentlichen entlastet sein
U"'rd. Ja die Preise im letzten Viertel des vorigen Jahres, welche kaum den
Durchschnitt der letzten sieben Jahre repräsentiren, warm schon dazu angethan,
an mehreren deutschen und österreichischen Orten, z. B. in Schwaben, die Unter-
nehmungslust für Schieferölfabriken neu aufleben zu lassen.




Die Aussen in der Türkei.

Wenn hier von den Russen in der Türkei die Rede, ist so sind nicht die
Russen gemeint, welche die Donau überschritten haben, und jenseits des Balkan
kämpfen, vielmehr soll ein russischer Volksstamm ^geschildert werden, der vor
ungefähr 200 Jahren sein Vaterland Rußland wegen religiöser Verfolgung
verlassen hat, um unter dem Schutze des Halbmondes nach eigener Fa^on selig


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 36, 1877, II. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341825_157645/67>, abgerufen am 28.06.2024.