Die Grenzboten. Jg. 36, 1877, I. Semester. II. Band.kurzen Silben feststellen, e term"5 und e ouveit, durch sorgfältige Mzentuirnug Noch weniger glänzend fiel der Versuch der Französischen Akademie aus, Lin Minister in Mrtibns. Vor einigen Wochen brachte ein berliner Lokalblatt die Nachricht, der kurzen Silben feststellen, e term«5 und e ouveit, durch sorgfältige Mzentuirnug Noch weniger glänzend fiel der Versuch der Französischen Akademie aus, Lin Minister in Mrtibns. Vor einigen Wochen brachte ein berliner Lokalblatt die Nachricht, der <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0483" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/138184"/> <p xml:id="ID_1381" prev="#ID_1380"> kurzen Silben feststellen, e term«5 und e ouveit, durch sorgfältige Mzentuirnug<lb/> unterscheiden, poetische und prosaische, gewöhnliche und getragene Ausdrucks¬<lb/> weise genau auseinanderhalten. Man hatte sogar die Absicht, ein besonderes<lb/> orthographisches Wörterbuch zu verfassen; dasselbe kam aber an so weniger zu<lb/> Staude, als schon das einfache Dictionnaire eine Art Penelope-Arbeit wurde.<lb/> Als man sich endlich 1638 aus Werk machte, brauchte man neun Monate,<lb/> um mit dem Buchstaben A fertig zu werdeu. 1649 starb Vaugelas, einer der<lb/> Hauptarbeiter am Wörterbuch, und seiue Gläubiger belegten seine Papiere und<lb/> darunter seine Beiträge zu jenem mit Beschlag und gaben sie erst nach zwei<lb/> Jahren wieder heraus. Nach ihm leitete erst Eudes de Mezeray, dann<lb/> Desmarais das Unternehmen. Erst 1687, also nach etwa fünfzig Jahren,<lb/> wurde die Hälfte ^ bis N gedruckt, aber uicht verkauft, und erst 1694 erschien<lb/> endlich das Ganze in etymologischer Ordnung. .1718 folgte in alphabetischer<lb/> Ordnung die zweite Auflage. Vergleichen wir diese Leistung der Akademie mit<lb/> Littre's jüngst erschienenen großen Wörterbuche, der Arbeit eiues einzelnen<lb/> Mannes, so erscheint uns der Verdruß der Zeitgenossen über den langsamen<lb/> Fortgang jenes Werkes begreiflich. Man könnte denselben zwar mit dem'<lb/> Mangel'an Vorarbeiten entschuldign?, aber es fehlte an solchen nicht völlig;<lb/> denn man hatte die Wörterbücher von Estienne, Nicol und Morel, die zum<lb/> Theil recht brauchbar waren/ Als das Dictionnaire der Akademie endlich<lb/> erschien, wurde es bald von Werken wie die von Richelet und Menage<lb/> überholt.</p><lb/> <p xml:id="ID_1382"> Noch weniger glänzend fiel der Versuch der Französischen Akademie aus,<lb/> eine maßgebende Sprachlehre zu verfassen, der nach Chapelain's Vorschlag eine<lb/> Rhetorik 'und eine Poetik folgen sollten. Diese beiden letzteren kamen gar nicht<lb/> zu Stande, und die Sprachlehre hält den Vergleich mit der unendlich wissen¬<lb/> schaftlicheren und tieferen Grammatik von Port-Royal nicht aus. Schon über<lb/> die philosopischen Prinzipien hatte man sich nicht verständigen können, bis<lb/> man die Arbeit schließlich Desmarais übergab, der aber über die Behandlung<lb/> der Redetheile nicht hinaus kam. Auch das einmalige Eingreifen der Akademie<lb/> ans ästhetischem Gebiete endlich — wir meinen ihre Verurtheilung des<lb/> Corneille'schen Cid — war, wie bemerkt, nicht zu loben. Die wissenschaftlichen<lb/> Leistungen der Französischen Akademie sind also ziemlich dürftig. Sie ist bei¬<lb/> nahe zu allen Zeiten weniger eine Werkstätte als eine Dekoration der Ge¬<lb/> lehrtenwelt gewesen', wie mehr oder minder alle diese Körperschaften, die noch<lb/> überdies unter ihren Giebeln vorzügliche Gelegenheit zum Nesterbau für<lb/> Cliquen bieten.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> <div n="1"> <head> Lin Minister in Mrtibns.</head><lb/> <p xml:id="ID_1383" next="#ID_1384"> Vor einigen Wochen brachte ein berliner Lokalblatt die Nachricht, der<lb/> Minister des Königlichen Hauses, Freiherr von Schleinitz, habe sich bewogen<lb/> gesunden „die bekannten Grenzboteuartikel vorzulegen" (wo oder wem, war<lb/> nicht gesagt) und eine Untersuchung darüber zu beantragen, ob dieselben „aus<lb/> dein Preßbüreau" (ans welchem, blieb ungewiß) hervorgegangen seien. Beruf des<lb/> genannten Ministers ist, abgesehen von den Hosfnnktionen, die wir nicht genan<lb/> kennen, das Königliche Hausvermögen zu verwalten und dnrch einsichtige Wirth¬<lb/> schaft zu vermehren. Das Hausministerium ist nach Rönne keine Staatsbe-</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0483]
kurzen Silben feststellen, e term«5 und e ouveit, durch sorgfältige Mzentuirnug
unterscheiden, poetische und prosaische, gewöhnliche und getragene Ausdrucks¬
weise genau auseinanderhalten. Man hatte sogar die Absicht, ein besonderes
orthographisches Wörterbuch zu verfassen; dasselbe kam aber an so weniger zu
Staude, als schon das einfache Dictionnaire eine Art Penelope-Arbeit wurde.
Als man sich endlich 1638 aus Werk machte, brauchte man neun Monate,
um mit dem Buchstaben A fertig zu werdeu. 1649 starb Vaugelas, einer der
Hauptarbeiter am Wörterbuch, und seiue Gläubiger belegten seine Papiere und
darunter seine Beiträge zu jenem mit Beschlag und gaben sie erst nach zwei
Jahren wieder heraus. Nach ihm leitete erst Eudes de Mezeray, dann
Desmarais das Unternehmen. Erst 1687, also nach etwa fünfzig Jahren,
wurde die Hälfte ^ bis N gedruckt, aber uicht verkauft, und erst 1694 erschien
endlich das Ganze in etymologischer Ordnung. .1718 folgte in alphabetischer
Ordnung die zweite Auflage. Vergleichen wir diese Leistung der Akademie mit
Littre's jüngst erschienenen großen Wörterbuche, der Arbeit eiues einzelnen
Mannes, so erscheint uns der Verdruß der Zeitgenossen über den langsamen
Fortgang jenes Werkes begreiflich. Man könnte denselben zwar mit dem'
Mangel'an Vorarbeiten entschuldign?, aber es fehlte an solchen nicht völlig;
denn man hatte die Wörterbücher von Estienne, Nicol und Morel, die zum
Theil recht brauchbar waren/ Als das Dictionnaire der Akademie endlich
erschien, wurde es bald von Werken wie die von Richelet und Menage
überholt.
Noch weniger glänzend fiel der Versuch der Französischen Akademie aus,
eine maßgebende Sprachlehre zu verfassen, der nach Chapelain's Vorschlag eine
Rhetorik 'und eine Poetik folgen sollten. Diese beiden letzteren kamen gar nicht
zu Stande, und die Sprachlehre hält den Vergleich mit der unendlich wissen¬
schaftlicheren und tieferen Grammatik von Port-Royal nicht aus. Schon über
die philosopischen Prinzipien hatte man sich nicht verständigen können, bis
man die Arbeit schließlich Desmarais übergab, der aber über die Behandlung
der Redetheile nicht hinaus kam. Auch das einmalige Eingreifen der Akademie
ans ästhetischem Gebiete endlich — wir meinen ihre Verurtheilung des
Corneille'schen Cid — war, wie bemerkt, nicht zu loben. Die wissenschaftlichen
Leistungen der Französischen Akademie sind also ziemlich dürftig. Sie ist bei¬
nahe zu allen Zeiten weniger eine Werkstätte als eine Dekoration der Ge¬
lehrtenwelt gewesen', wie mehr oder minder alle diese Körperschaften, die noch
überdies unter ihren Giebeln vorzügliche Gelegenheit zum Nesterbau für
Cliquen bieten.
Lin Minister in Mrtibns.
Vor einigen Wochen brachte ein berliner Lokalblatt die Nachricht, der
Minister des Königlichen Hauses, Freiherr von Schleinitz, habe sich bewogen
gesunden „die bekannten Grenzboteuartikel vorzulegen" (wo oder wem, war
nicht gesagt) und eine Untersuchung darüber zu beantragen, ob dieselben „aus
dein Preßbüreau" (ans welchem, blieb ungewiß) hervorgegangen seien. Beruf des
genannten Ministers ist, abgesehen von den Hosfnnktionen, die wir nicht genan
kennen, das Königliche Hausvermögen zu verwalten und dnrch einsichtige Wirth¬
schaft zu vermehren. Das Hausministerium ist nach Rönne keine Staatsbe-
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