Die Grenzboten. Jg. 34, 1875, II. Semester. I. Band.Nun aber hatte die Hochzeit, wie man zu sagen pflegt, "ein Loch be¬ Am dritten als am letzten Hochzeitstage, war es bereits 11 Uhr Vormittags Nach dieser Zerstreuung unterhielt man sich mit Kartenspiel, Gesang und Literatur. Civil im Kriege, Studien und heitere Skizzen zum Versuch einer Verantwortlicher Redakteur: Dr. Hans Blum in Leipzig. Verlag von F. L. Hervig in Leipzig. -- Druck von Hütyel Herrmann in Leipzig. Nun aber hatte die Hochzeit, wie man zu sagen pflegt, „ein Loch be¬ Am dritten als am letzten Hochzeitstage, war es bereits 11 Uhr Vormittags Nach dieser Zerstreuung unterhielt man sich mit Kartenspiel, Gesang und Literatur. Civil im Kriege, Studien und heitere Skizzen zum Versuch einer Verantwortlicher Redakteur: Dr. Hans Blum in Leipzig. Verlag von F. L. Hervig in Leipzig. — Druck von Hütyel Herrmann in Leipzig. <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0088" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/133906"/> <p xml:id="ID_283"> Nun aber hatte die Hochzeit, wie man zu sagen pflegt, „ein Loch be¬<lb/> kommen", d. h. sie war ihrem Ende nahe, denn alles hierieber hört ja einmal<lb/> auf. Das sprach sich denn auch in einer gewissen Abspannung von Seiten<lb/> der Hochzeiter, wie der Gäste aus; Speisen und Getränke mochten wohl auch<lb/> auf die Neige gehen.</p><lb/> <p xml:id="ID_284"> Am dritten als am letzten Hochzeitstage, war es bereits 11 Uhr Vormittags<lb/> geworden, als sich die Gäste zum Frühstück im Hochzeitshause einfanden. Sie<lb/> waren heute gekommen, ohn« von den Musikanten, die von da an wegblieben,<lb/> geladen worden zu sein. Es gab Suppe, Wurst und sauere Gurken, Bier<lb/> und Branntwein. Um 2 Uhr Nachmittag wurde Kaffee getrunken. Die<lb/> Zwischenzeit vertrieb man sich auf folgende Weise: Burschen und Mädchen,<lb/> junge Eheweiber und Ehemänner, jedes Geschlecht besonders, drangen in die<lb/> Häuser der Geladenen und entwendeten Eier wie und wo sie solche fanden,<lb/> wozu sie stillschweigend Erlaubniß hatten. Diese Eier versteckten sie im Hoch¬<lb/> zeitshause und in der nächsten Nachbarschaft an Orten, an welchen man sie<lb/> nicht leicht vermuthete, z. B. in Stiefel, Rocktaschen, Uhrgehäuse und dergl.,<lb/> worauf eine Partei die Eier der andern suchte. Die gefundenen Eier wurden<lb/> dann in verschiedener Form, gesotten, „ausgeschlagen" (Rühreier), oder auch<lb/> roh verspeist.</p><lb/> <p xml:id="ID_285"> Nach dieser Zerstreuung unterhielt man sich mit Kartenspiel, Gesang und<lb/> Tanz nach einer Harmonika. Es folgte dann gegen 6 Uhr Abends noch ein<lb/> kleines Mahl (die „Trollsuppe"), bestehend in einer Wassersuppe mit Nahm<lb/> und gerösteten Semmelschnitten, Nudelsuppe mit Rindfleisch und Übrigge¬<lb/> bliebenes: Sauerkraut, Schweinefleisch, Sellerie und andere Reste; man plau¬<lb/> derte noch ein paar Stündchen, und aus war's.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> <div n="1"> <head> Literatur.</head><lb/> <p xml:id="ID_286"> Civil im Kriege, Studien und heitere Skizzen zum Versuch einer<lb/> Reorganisation der freiwilligen Krankenpflege im Felde und Daheim von<lb/> Dr. Mr. Max Bauer. Berlin, 1875. Carl Heymann's Verlag. — Diese<lb/> Zeilen wollen das sehr lesenswerthe anspruchslose Schriftchen des früheren Dele-<lb/> girten der freiwilligen Krankenpflege bei der Maas-Armee vorläufig nur an¬<lb/> zeigen, und später näher auf die ernsten Vorschläge und die gemischten Kriegs¬<lb/> erlebnisse des Verfassers näher eingehen. Schlachtenbummler ist der Verfasser<lb/> jedenfalls nicht gewesen, sondern harter Arbeiter um Gotteslohn. Das kann<lb/> ihm Schreiber dieses bezeugen, der die Hälfte Frankreichs an seiner Seite durch¬<lb/> messen hat. Davon giebt auch das vorliegende Schriftchen Kunde. Wenn<lb/> dem ernsten ersten Theile, in dem sich die practischen Erfahrungen und Vor¬<lb/> schläge Bauer's auf dem Gebiete der freiwilligen Krankenpflege niedergelegt<lb/> finden, ein meist sehr heiterer zweiter folgt, welcher die Kriegsfahrten Bauer's<lb/> schildert, so wird man doch nur unschwer erkennen, daß neben dem Ernst auch<lb/> der Scherz nur dazu verwendet ist, um die wohlgemeinten Rathschläge Bauer's<lb/> zur Umgestaltung der freiwilligen Krankenpflege an der Hand individueller<lb/><note type="byline"> B.</note> Erfahrung zu befürworten. </p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <note type="byline"> Verantwortlicher Redakteur: Dr. Hans Blum in Leipzig.<lb/> Verlag von F. L. Hervig in Leipzig. — Druck von Hütyel Herrmann in Leipzig.</note><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0088]
Nun aber hatte die Hochzeit, wie man zu sagen pflegt, „ein Loch be¬
kommen", d. h. sie war ihrem Ende nahe, denn alles hierieber hört ja einmal
auf. Das sprach sich denn auch in einer gewissen Abspannung von Seiten
der Hochzeiter, wie der Gäste aus; Speisen und Getränke mochten wohl auch
auf die Neige gehen.
Am dritten als am letzten Hochzeitstage, war es bereits 11 Uhr Vormittags
geworden, als sich die Gäste zum Frühstück im Hochzeitshause einfanden. Sie
waren heute gekommen, ohn« von den Musikanten, die von da an wegblieben,
geladen worden zu sein. Es gab Suppe, Wurst und sauere Gurken, Bier
und Branntwein. Um 2 Uhr Nachmittag wurde Kaffee getrunken. Die
Zwischenzeit vertrieb man sich auf folgende Weise: Burschen und Mädchen,
junge Eheweiber und Ehemänner, jedes Geschlecht besonders, drangen in die
Häuser der Geladenen und entwendeten Eier wie und wo sie solche fanden,
wozu sie stillschweigend Erlaubniß hatten. Diese Eier versteckten sie im Hoch¬
zeitshause und in der nächsten Nachbarschaft an Orten, an welchen man sie
nicht leicht vermuthete, z. B. in Stiefel, Rocktaschen, Uhrgehäuse und dergl.,
worauf eine Partei die Eier der andern suchte. Die gefundenen Eier wurden
dann in verschiedener Form, gesotten, „ausgeschlagen" (Rühreier), oder auch
roh verspeist.
Nach dieser Zerstreuung unterhielt man sich mit Kartenspiel, Gesang und
Tanz nach einer Harmonika. Es folgte dann gegen 6 Uhr Abends noch ein
kleines Mahl (die „Trollsuppe"), bestehend in einer Wassersuppe mit Nahm
und gerösteten Semmelschnitten, Nudelsuppe mit Rindfleisch und Übrigge¬
bliebenes: Sauerkraut, Schweinefleisch, Sellerie und andere Reste; man plau¬
derte noch ein paar Stündchen, und aus war's.
Literatur.
Civil im Kriege, Studien und heitere Skizzen zum Versuch einer
Reorganisation der freiwilligen Krankenpflege im Felde und Daheim von
Dr. Mr. Max Bauer. Berlin, 1875. Carl Heymann's Verlag. — Diese
Zeilen wollen das sehr lesenswerthe anspruchslose Schriftchen des früheren Dele-
girten der freiwilligen Krankenpflege bei der Maas-Armee vorläufig nur an¬
zeigen, und später näher auf die ernsten Vorschläge und die gemischten Kriegs¬
erlebnisse des Verfassers näher eingehen. Schlachtenbummler ist der Verfasser
jedenfalls nicht gewesen, sondern harter Arbeiter um Gotteslohn. Das kann
ihm Schreiber dieses bezeugen, der die Hälfte Frankreichs an seiner Seite durch¬
messen hat. Davon giebt auch das vorliegende Schriftchen Kunde. Wenn
dem ernsten ersten Theile, in dem sich die practischen Erfahrungen und Vor¬
schläge Bauer's auf dem Gebiete der freiwilligen Krankenpflege niedergelegt
finden, ein meist sehr heiterer zweiter folgt, welcher die Kriegsfahrten Bauer's
schildert, so wird man doch nur unschwer erkennen, daß neben dem Ernst auch
der Scherz nur dazu verwendet ist, um die wohlgemeinten Rathschläge Bauer's
zur Umgestaltung der freiwilligen Krankenpflege an der Hand individueller
B. Erfahrung zu befürworten.
Verantwortlicher Redakteur: Dr. Hans Blum in Leipzig.
Verlag von F. L. Hervig in Leipzig. — Druck von Hütyel Herrmann in Leipzig.
Informationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.
Weitere Informationen:Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur. Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja; Nachkorrektur erfolgte automatisch.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |