Die Grenzboten. Jg. 34, 1875, II. Semester. II. Band.Die Fortsetzung der Berathung des Reichshaushalts in der Sitzung Die Sitzung vom 26. November, ebenfalls der fortgesetzten Berathung e --r. Münchner Ariefe. Das öffentliche Leben der bayrischen Haupt- und Residenzstadt, das vor Die Fortsetzung der Berathung des Reichshaushalts in der Sitzung Die Sitzung vom 26. November, ebenfalls der fortgesetzten Berathung e —r. Münchner Ariefe. Das öffentliche Leben der bayrischen Haupt- und Residenzstadt, das vor <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0395" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/134741"/> <p xml:id="ID_1184"> Die Fortsetzung der Berathung des Reichshaushalts in der Sitzung<lb/> vom 23. November ergab nichts Wichtiges. Dagegen kam am 24. November<lb/> beim Reichshaushalt aus Anlaß der Ausgaben für das Reichseisenbahnamt<lb/> die Uebernahme der Eisenbahnen durch das Reich zur Sprache. Der betreffende<lb/> Posten wurde schließlich ohne Anstand bewilligt und die Behandlung der<lb/> großen Frage, die in Folge desselben zum erstenmal im Reichstag angeregt<lb/> wurde, müssen wir uns auf eine Gelegenheit «ersparen, wo die Frage mit<lb/> eingehendem Nachdruck, nicht blos wie jetzt im Vorbeigehen, durch den Reichs¬<lb/> tag vorgenommen wird.</p><lb/> <p xml:id="ID_1185"> Die Sitzung vom 26. November, ebenfalls der fortgesetzten Berathung<lb/> des Reichshaushalts gewidmet, bot nichts Erwähnenswerthes dar.</p><lb/> <note type="byline"> e —r.</note><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> <div n="1"> <head> Münchner Ariefe.</head><lb/> <p xml:id="ID_1186" next="#ID_1187"> Das öffentliche Leben der bayrischen Haupt- und Residenzstadt, das vor<lb/> wenigen Wochen noch so bedeutend erregt war. ist in ruhigere Bahnen ein¬<lb/> gelenkt. Die Politik hat sich etwas in den Hintergrund gestellt, es ist eine<lb/> Art Waffenruhe eingetreten. Der Kampf ums Dasein zwischen den zwei<lb/> großen Parteien, in die die Kammer und das Land getheilt sind, wirb so<lb/> bald genug wieder entbrennen. was soll man sich jetzt vorher schon viel<lb/> herumstreiten? So ist's auch in den Zeitungen verhältnißmäßig still, auch<lb/> der Telegrammen- und Adressensturm an S. Majestät den König, über dessen<lb/> Opportunist die Meinungen ziemlich getheilt waren, hat nachgelassen; die<lb/> Hauptorgane der Clerikalpatrioten besprechen höchstens schüchtern die Zukunfts¬<lb/> projekte ihrer Partei, ohne aber sich darüber selbst klar zu werden, obwohl<lb/> einige ihrer namhaften Führer ein Gutachten des alten Zöpfl in Heidel¬<lb/> berg über Steuerverweigerung, für welche die „Extremen" schwärmen, eingeholt,<lb/> allein ein von solchem Schritt abmahnendes Parere erhalten haben; und —<lb/> was das interessanteste Sujet des Augenblicks, der Handel zwischen dem<lb/> Minister v. Lutz und dem Bischof von Regensburg hat sich auch noch nicht<lb/> so weit abgewickelt, daß man von einem bestimmten Erfolg für einen der<lb/> beiden hohen Würdenträger sprechen könnte. Nach den sehr bestimmten, alle<lb/> Insinuationen des Ministers abweisender Erklärungen Senestrey's. hätte<lb/> man einen Moment wirklich glauben können. Ersterer habe zu viel bewiesen.</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0395]
Die Fortsetzung der Berathung des Reichshaushalts in der Sitzung
vom 23. November ergab nichts Wichtiges. Dagegen kam am 24. November
beim Reichshaushalt aus Anlaß der Ausgaben für das Reichseisenbahnamt
die Uebernahme der Eisenbahnen durch das Reich zur Sprache. Der betreffende
Posten wurde schließlich ohne Anstand bewilligt und die Behandlung der
großen Frage, die in Folge desselben zum erstenmal im Reichstag angeregt
wurde, müssen wir uns auf eine Gelegenheit «ersparen, wo die Frage mit
eingehendem Nachdruck, nicht blos wie jetzt im Vorbeigehen, durch den Reichs¬
tag vorgenommen wird.
Die Sitzung vom 26. November, ebenfalls der fortgesetzten Berathung
des Reichshaushalts gewidmet, bot nichts Erwähnenswerthes dar.
e —r.
Münchner Ariefe.
Das öffentliche Leben der bayrischen Haupt- und Residenzstadt, das vor
wenigen Wochen noch so bedeutend erregt war. ist in ruhigere Bahnen ein¬
gelenkt. Die Politik hat sich etwas in den Hintergrund gestellt, es ist eine
Art Waffenruhe eingetreten. Der Kampf ums Dasein zwischen den zwei
großen Parteien, in die die Kammer und das Land getheilt sind, wirb so
bald genug wieder entbrennen. was soll man sich jetzt vorher schon viel
herumstreiten? So ist's auch in den Zeitungen verhältnißmäßig still, auch
der Telegrammen- und Adressensturm an S. Majestät den König, über dessen
Opportunist die Meinungen ziemlich getheilt waren, hat nachgelassen; die
Hauptorgane der Clerikalpatrioten besprechen höchstens schüchtern die Zukunfts¬
projekte ihrer Partei, ohne aber sich darüber selbst klar zu werden, obwohl
einige ihrer namhaften Führer ein Gutachten des alten Zöpfl in Heidel¬
berg über Steuerverweigerung, für welche die „Extremen" schwärmen, eingeholt,
allein ein von solchem Schritt abmahnendes Parere erhalten haben; und —
was das interessanteste Sujet des Augenblicks, der Handel zwischen dem
Minister v. Lutz und dem Bischof von Regensburg hat sich auch noch nicht
so weit abgewickelt, daß man von einem bestimmten Erfolg für einen der
beiden hohen Würdenträger sprechen könnte. Nach den sehr bestimmten, alle
Insinuationen des Ministers abweisender Erklärungen Senestrey's. hätte
man einen Moment wirklich glauben können. Ersterer habe zu viel bewiesen.
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