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Die Grenzboten. Jg. 34, 1875, II. Semester. II. Band.

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Uescript des Herzogs Lrnst August von Sachsen-
Weimar.*)

Von Gottes Gnaden, Wir Ernst August. Nachdem Wir Ernst August
Herzog ze. aus dem vom 12. Mai anhero eingeschickten impertinenten Cam-
mer-Berichte mit höchst empfindlichen Verdruß ersehen, was gedachte Kammer
vor gefährliche Vorstellungen wegen mangelnder tonra-Fe vor Fürstl. Marstall
und des dahero zu leistenden Vorschusses von etwa 1000 Thlr. gethan und
Wir daraus und aus denen mit unterfließenden Marschallicmischen **) prinei-
Ms urtheilen müssen, daß dergleichen nur geschiehet, um Uns desto eher unter
die Erde zu bringen, um desto besser Kirmsschnitte nach Unserm Tode unter
der Vormundschaft zu machen, maßen Wir ja die Revenns nicht einnehmen
und auch seit Unserer Regierung keinen Heller Handgelder bekommen, sondern
die Cameralisten müssen wissen, wo selbe die Gelder hinthun: Als begehren
Wir hiermit gnädigst, daß gedachte Kammer sofort mit dem Oberstallmeister
von IroM wegen der ausrangirten Pferde und Einrichtung sich bespreche und
sofort ohne Anstand zu Anschaffung der nöthigen touraZs ohne weitere An¬
frage Anstalt mache, auch Wir mit dergleichen fernerweiten meenantsn und
impertinenten Berichten gänzlich verschonen, sonsten Wir uns gewiß an den
sämmtlichen Cameralisten ihr besitzendes Vermögen und Güther halten und
selbigen die Pferde zuschlagen wollen. Große Titel und Besoldungen seynd
zwar leicht verlangt, allein wenn man vor des Herrn Interesse arbeiten soll,
da ist Niemand zu Hause und seynd dieser ungegründete und feindselige Vor¬
stellungen daß alles assiZnirt seye, maßen Wir es der Kammer mit dem
Teufel danken, daß selbige also maronanäirt, maßen Wir keine ^ssiAnationes
vor Uns ausgefertigt haben und kann uns solche fernerhin damit ungeschoren
lassen, woferne Wir selbige nicht vor Unsere Feinde halten sollen. Wir seynd
lange genug in Weimar gewesen, da hat kein Teufel nichts gesagt, nun da
Wir den Rücken gewart. so verfolgt man Uns mit solchen impertinenten
Zuschriften, wogegen die Cammer aber Anstalten zu machen hat, widrigenfalls
Wir uns gewiß an selbige halten werden. Denen tun-valiers ist die kourage
in NÄturli. abzuziehen und solche an Gelde anzuschlagen welches von 6a,to an
geschehen soll,' dahero dem Oberjägermeister 3 und jedem Forstmeister 2 Pferde
Passiren, welche sie zum Reiten halten sollen und wird ihnen die tours-M
auf dem Lande hiermit gänzlich abgeschnitten. Hätte man vorigen Herbst bey
wohlfeiler Zeit vor Hafer gesorget, so müßte man solchen jetzo nicht so theuer


") geb. 1688, geht. 1748.
"
) Er war Geh. Rath.
Uescript des Herzogs Lrnst August von Sachsen-
Weimar.*)

Von Gottes Gnaden, Wir Ernst August. Nachdem Wir Ernst August
Herzog ze. aus dem vom 12. Mai anhero eingeschickten impertinenten Cam-
mer-Berichte mit höchst empfindlichen Verdruß ersehen, was gedachte Kammer
vor gefährliche Vorstellungen wegen mangelnder tonra-Fe vor Fürstl. Marstall
und des dahero zu leistenden Vorschusses von etwa 1000 Thlr. gethan und
Wir daraus und aus denen mit unterfließenden Marschallicmischen **) prinei-
Ms urtheilen müssen, daß dergleichen nur geschiehet, um Uns desto eher unter
die Erde zu bringen, um desto besser Kirmsschnitte nach Unserm Tode unter
der Vormundschaft zu machen, maßen Wir ja die Revenns nicht einnehmen
und auch seit Unserer Regierung keinen Heller Handgelder bekommen, sondern
die Cameralisten müssen wissen, wo selbe die Gelder hinthun: Als begehren
Wir hiermit gnädigst, daß gedachte Kammer sofort mit dem Oberstallmeister
von IroM wegen der ausrangirten Pferde und Einrichtung sich bespreche und
sofort ohne Anstand zu Anschaffung der nöthigen touraZs ohne weitere An¬
frage Anstalt mache, auch Wir mit dergleichen fernerweiten meenantsn und
impertinenten Berichten gänzlich verschonen, sonsten Wir uns gewiß an den
sämmtlichen Cameralisten ihr besitzendes Vermögen und Güther halten und
selbigen die Pferde zuschlagen wollen. Große Titel und Besoldungen seynd
zwar leicht verlangt, allein wenn man vor des Herrn Interesse arbeiten soll,
da ist Niemand zu Hause und seynd dieser ungegründete und feindselige Vor¬
stellungen daß alles assiZnirt seye, maßen Wir es der Kammer mit dem
Teufel danken, daß selbige also maronanäirt, maßen Wir keine ^ssiAnationes
vor Uns ausgefertigt haben und kann uns solche fernerhin damit ungeschoren
lassen, woferne Wir selbige nicht vor Unsere Feinde halten sollen. Wir seynd
lange genug in Weimar gewesen, da hat kein Teufel nichts gesagt, nun da
Wir den Rücken gewart. so verfolgt man Uns mit solchen impertinenten
Zuschriften, wogegen die Cammer aber Anstalten zu machen hat, widrigenfalls
Wir uns gewiß an selbige halten werden. Denen tun-valiers ist die kourage
in NÄturli. abzuziehen und solche an Gelde anzuschlagen welches von 6a,to an
geschehen soll,' dahero dem Oberjägermeister 3 und jedem Forstmeister 2 Pferde
Passiren, welche sie zum Reiten halten sollen und wird ihnen die tours-M
auf dem Lande hiermit gänzlich abgeschnitten. Hätte man vorigen Herbst bey
wohlfeiler Zeit vor Hafer gesorget, so müßte man solchen jetzo nicht so theuer


") geb. 1688, geht. 1748.
"
) Er war Geh. Rath.
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[0282] Uescript des Herzogs Lrnst August von Sachsen- Weimar.*) Von Gottes Gnaden, Wir Ernst August. Nachdem Wir Ernst August Herzog ze. aus dem vom 12. Mai anhero eingeschickten impertinenten Cam- mer-Berichte mit höchst empfindlichen Verdruß ersehen, was gedachte Kammer vor gefährliche Vorstellungen wegen mangelnder tonra-Fe vor Fürstl. Marstall und des dahero zu leistenden Vorschusses von etwa 1000 Thlr. gethan und Wir daraus und aus denen mit unterfließenden Marschallicmischen **) prinei- Ms urtheilen müssen, daß dergleichen nur geschiehet, um Uns desto eher unter die Erde zu bringen, um desto besser Kirmsschnitte nach Unserm Tode unter der Vormundschaft zu machen, maßen Wir ja die Revenns nicht einnehmen und auch seit Unserer Regierung keinen Heller Handgelder bekommen, sondern die Cameralisten müssen wissen, wo selbe die Gelder hinthun: Als begehren Wir hiermit gnädigst, daß gedachte Kammer sofort mit dem Oberstallmeister von IroM wegen der ausrangirten Pferde und Einrichtung sich bespreche und sofort ohne Anstand zu Anschaffung der nöthigen touraZs ohne weitere An¬ frage Anstalt mache, auch Wir mit dergleichen fernerweiten meenantsn und impertinenten Berichten gänzlich verschonen, sonsten Wir uns gewiß an den sämmtlichen Cameralisten ihr besitzendes Vermögen und Güther halten und selbigen die Pferde zuschlagen wollen. Große Titel und Besoldungen seynd zwar leicht verlangt, allein wenn man vor des Herrn Interesse arbeiten soll, da ist Niemand zu Hause und seynd dieser ungegründete und feindselige Vor¬ stellungen daß alles assiZnirt seye, maßen Wir es der Kammer mit dem Teufel danken, daß selbige also maronanäirt, maßen Wir keine ^ssiAnationes vor Uns ausgefertigt haben und kann uns solche fernerhin damit ungeschoren lassen, woferne Wir selbige nicht vor Unsere Feinde halten sollen. Wir seynd lange genug in Weimar gewesen, da hat kein Teufel nichts gesagt, nun da Wir den Rücken gewart. so verfolgt man Uns mit solchen impertinenten Zuschriften, wogegen die Cammer aber Anstalten zu machen hat, widrigenfalls Wir uns gewiß an selbige halten werden. Denen tun-valiers ist die kourage in NÄturli. abzuziehen und solche an Gelde anzuschlagen welches von 6a,to an geschehen soll,' dahero dem Oberjägermeister 3 und jedem Forstmeister 2 Pferde Passiren, welche sie zum Reiten halten sollen und wird ihnen die tours-M auf dem Lande hiermit gänzlich abgeschnitten. Hätte man vorigen Herbst bey wohlfeiler Zeit vor Hafer gesorget, so müßte man solchen jetzo nicht so theuer ") geb. 1688, geht. 1748. " ) Er war Geh. Rath.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 34, 1875, II. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341821_148596/282>, abgerufen am 22.07.2024.