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Die Grenzboten. Jg. 34, 1875, II. Semester. II. Band.

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bezahlen, allein wenn man schmaussen und bei den Pächtern Forellen und
welsche Hähne fressen soll, da ist man parat und in zehn Jahren siehet Nie¬
mand nach der Wirthschaft und Felder, welches doch der Kammer verdammte
Schuldigkeit ist. Wir seynd kein Geldscheißer, sonsten wir denen Cameralisten
ein ziemliches Capital auf die Nase avaueirsu würden und haben auch Unser
Geld nicht gestohlen, allein wenn die Wirthschaft bei dem Bauwesen und Knab
und Keller besser eingerichtet würde, das wäre besser und hat der Oberjäger¬
meister darauf zu dringen, daß das sämmtliche Bauwesen dieses Jahr zu Ende
gehe, maßen Wir dabei abscheulich betrogen werden und die Baumeister mit
denen Handwerks- und arbeitsamen Leuted unter einer Decke stecken. Dem
Oberjägermeister passtren also nicht mehr als 3 tüchtige Reitpferde zum Dienst,
dem Oberstallmeister v. Iroiik 3, dessen beiden Forstmeistern jeden 2, welche
täglich nicht mehr als 2 leichte Metzen Hafer und 8 Pfund Heu bekommen
sollen und dieses ist ihnen zu Gude anzuschlagen. Die Anweisegebühren und
Lagerscheite sollen vom 1. Januar c g,. an sofort zur Fürstl. Scatoulle be¬
zahlet und berechnet werden und werden Wir dafür nicht das mindeste der
Cammer passiren lassen, welches auch dem groben Rath Hochhausen wider¬
fahren soll, der in großen Capitalien steht und nicht das mindeste vor die
Herrschaft vorschießen will und werden Wir Uns gewiß nachdrücklich an der
Kammer erholen, wenn diese Befehle nicht sofort gehorsamst sxLquirtZt
werden. Wornach man sich gehorsamst zu achten hat. Signatum Ilmenau
am 13. Mai 1740, Ernst August Herzog z. S. *)


Burkhardt.


Weihnachtsöücherschau.

Wir beginnen in diesem Jahre unsre Rundschau unter den Erzeugnissen
des Weihnachtsbüchermarktes mit dem Kunstverlag. Denn die Kunst vor
Allem bedarf in dieser schweren wirthschaftlichen Krise der Ermunterung wohl¬
wollender Beurtheilung. Die Kunst meint der ängstliche Rechner von des
Lebens Genüssen am ersten entbehren zu können. Da ist es denn erfreulich
zu sehen, wie viel Gutes deutsche Kunst und muthiger Sinn der Verleger
auch in schwerer Zeit geschaffen haben. An ihrem kühnen Wagen erkennt



") Ein würdiger Beitrag zu Beaulieu's Herzog Ernst August, wo sich auch einzelne an¬
ziehende Nescripte dieses Herzogs gedruckt finden.

bezahlen, allein wenn man schmaussen und bei den Pächtern Forellen und
welsche Hähne fressen soll, da ist man parat und in zehn Jahren siehet Nie¬
mand nach der Wirthschaft und Felder, welches doch der Kammer verdammte
Schuldigkeit ist. Wir seynd kein Geldscheißer, sonsten wir denen Cameralisten
ein ziemliches Capital auf die Nase avaueirsu würden und haben auch Unser
Geld nicht gestohlen, allein wenn die Wirthschaft bei dem Bauwesen und Knab
und Keller besser eingerichtet würde, das wäre besser und hat der Oberjäger¬
meister darauf zu dringen, daß das sämmtliche Bauwesen dieses Jahr zu Ende
gehe, maßen Wir dabei abscheulich betrogen werden und die Baumeister mit
denen Handwerks- und arbeitsamen Leuted unter einer Decke stecken. Dem
Oberjägermeister passtren also nicht mehr als 3 tüchtige Reitpferde zum Dienst,
dem Oberstallmeister v. Iroiik 3, dessen beiden Forstmeistern jeden 2, welche
täglich nicht mehr als 2 leichte Metzen Hafer und 8 Pfund Heu bekommen
sollen und dieses ist ihnen zu Gude anzuschlagen. Die Anweisegebühren und
Lagerscheite sollen vom 1. Januar c g,. an sofort zur Fürstl. Scatoulle be¬
zahlet und berechnet werden und werden Wir dafür nicht das mindeste der
Cammer passiren lassen, welches auch dem groben Rath Hochhausen wider¬
fahren soll, der in großen Capitalien steht und nicht das mindeste vor die
Herrschaft vorschießen will und werden Wir Uns gewiß nachdrücklich an der
Kammer erholen, wenn diese Befehle nicht sofort gehorsamst sxLquirtZt
werden. Wornach man sich gehorsamst zu achten hat. Signatum Ilmenau
am 13. Mai 1740, Ernst August Herzog z. S. *)


Burkhardt.


Weihnachtsöücherschau.

Wir beginnen in diesem Jahre unsre Rundschau unter den Erzeugnissen
des Weihnachtsbüchermarktes mit dem Kunstverlag. Denn die Kunst vor
Allem bedarf in dieser schweren wirthschaftlichen Krise der Ermunterung wohl¬
wollender Beurtheilung. Die Kunst meint der ängstliche Rechner von des
Lebens Genüssen am ersten entbehren zu können. Da ist es denn erfreulich
zu sehen, wie viel Gutes deutsche Kunst und muthiger Sinn der Verleger
auch in schwerer Zeit geschaffen haben. An ihrem kühnen Wagen erkennt



") Ein würdiger Beitrag zu Beaulieu's Herzog Ernst August, wo sich auch einzelne an¬
ziehende Nescripte dieses Herzogs gedruckt finden.
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[0283] bezahlen, allein wenn man schmaussen und bei den Pächtern Forellen und welsche Hähne fressen soll, da ist man parat und in zehn Jahren siehet Nie¬ mand nach der Wirthschaft und Felder, welches doch der Kammer verdammte Schuldigkeit ist. Wir seynd kein Geldscheißer, sonsten wir denen Cameralisten ein ziemliches Capital auf die Nase avaueirsu würden und haben auch Unser Geld nicht gestohlen, allein wenn die Wirthschaft bei dem Bauwesen und Knab und Keller besser eingerichtet würde, das wäre besser und hat der Oberjäger¬ meister darauf zu dringen, daß das sämmtliche Bauwesen dieses Jahr zu Ende gehe, maßen Wir dabei abscheulich betrogen werden und die Baumeister mit denen Handwerks- und arbeitsamen Leuted unter einer Decke stecken. Dem Oberjägermeister passtren also nicht mehr als 3 tüchtige Reitpferde zum Dienst, dem Oberstallmeister v. Iroiik 3, dessen beiden Forstmeistern jeden 2, welche täglich nicht mehr als 2 leichte Metzen Hafer und 8 Pfund Heu bekommen sollen und dieses ist ihnen zu Gude anzuschlagen. Die Anweisegebühren und Lagerscheite sollen vom 1. Januar c g,. an sofort zur Fürstl. Scatoulle be¬ zahlet und berechnet werden und werden Wir dafür nicht das mindeste der Cammer passiren lassen, welches auch dem groben Rath Hochhausen wider¬ fahren soll, der in großen Capitalien steht und nicht das mindeste vor die Herrschaft vorschießen will und werden Wir Uns gewiß nachdrücklich an der Kammer erholen, wenn diese Befehle nicht sofort gehorsamst sxLquirtZt werden. Wornach man sich gehorsamst zu achten hat. Signatum Ilmenau am 13. Mai 1740, Ernst August Herzog z. S. *) Burkhardt. Weihnachtsöücherschau. Wir beginnen in diesem Jahre unsre Rundschau unter den Erzeugnissen des Weihnachtsbüchermarktes mit dem Kunstverlag. Denn die Kunst vor Allem bedarf in dieser schweren wirthschaftlichen Krise der Ermunterung wohl¬ wollender Beurtheilung. Die Kunst meint der ängstliche Rechner von des Lebens Genüssen am ersten entbehren zu können. Da ist es denn erfreulich zu sehen, wie viel Gutes deutsche Kunst und muthiger Sinn der Verleger auch in schwerer Zeit geschaffen haben. An ihrem kühnen Wagen erkennt ") Ein würdiger Beitrag zu Beaulieu's Herzog Ernst August, wo sich auch einzelne an¬ ziehende Nescripte dieses Herzogs gedruckt finden.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 34, 1875, II. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341821_148596/283>, abgerufen am 22.07.2024.