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Die Grenzboten. Jg. 34, 1875, I. Semester. I. Band.

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Me Schlacht bei Hravelotte-Se. privat.*)
ii.
Schlacht der I. Armee bis 6 Uhr Nachmittags.

Als um Mittag der Geschützdonner von Verneville herüberschallte und
den Beginn des Kampfes beim 9. Armee-Corps verkündete, ließ der General
von Goeben die 15. Division in Richtung auf Gravelotte vorgehn, um
unter Besetzung dieses Oxtes in der Thalsenkung nördlich der großen Straße
eine gedeckte Aufstellung zu nehmen.**) Kurze Zeit darauf befahl der Oberbe¬
fehlshaber der I. Armee, General von Steinmetz, der Artillerie des 7. Ar¬
mee - Corps zum Gefecht aufzufahren. Mit außerordentlicher Schnelligkeit und
Ordnung trabten die Batterien der 14. Division in eine Stellung zwischen
Gravelotte und den Bois des Ognons, welche bald auf den Flügeln von der
Artillerie der 13. Division verlängert wurde, und nun entwickelte sich, auf
eine Entfernung, die auf eine Viertelmeile geschätzt wurde, ein grandioser
Artilleriekamps. Die Sicherung der im Feuer stehenden Batterien übernahm
im Allgemeinen die 14. Division. -- Mittlerweile hatte zur Linken auch das
8. Armee-Corps mit den Batterien der 18. Division und der Corps-Artillerie
den Geschützkampf aufgenommen, und die 18. Division selbst war in der
Thalsenkung nördlich der Straße Rezonville-Gravelotte derart entwickelt
worden, daß die beiden Infanterie-Brigaden nebeneinander den rechten, die
Husaren den linken Flügel und die Artillerie das Centrum bildete. Das
33. Regiment (ostpreuß. Füsiliere) besetzte Gravelotte.

Das weitere Borgehn mußte auf jenen freien breitgewölbten Höhenrücken
zuführen, auf welchem in selten-günstiger Position der linke Flügel der Fran¬
zosen stand. Sanft nach Westen, steil nach Osten abfallend, gestattete jener
Rücken dem Feinde, seine Feuerwirkung auf das Aeußerste auszunutzen und
seine Reserven wohlgedeckt nahe zur Hand zu halten. Die Pachthöfe Moseou
und Point du jour waren zur Vertheidigung eingerichtet und durch ein System
von Schützengräben verbunden. Als vorgeschobenes Bollwerk lag auf halbem
Wege die befestigte Ferne Se. Hubert; Steinbrüche und große Kiesgruben
bildeten treffliche Stützpunkte der Vertheidigung, und nur der Wald, der das
Mancethal begleitet, war ihr insofern ungünstig, als er die Vorbereitungen
zu einem Angriffe der Höhe einigermaßen verhüllte. Für die Deutschen war
es jedoch nicht minder nachtheilig, daß das dicht verwachsene Unterholz des
Waldes sie fast ganz auf die Wege beschränkte. -- Die große Straße von




') Zu vergleichen die dem ersten Hefte beigelegte Skizze.
Vergleiche über die Aufstellung der I. Armee am Bormittage: Heft I Seite 9.
Me Schlacht bei Hravelotte-Se. privat.*)
ii.
Schlacht der I. Armee bis 6 Uhr Nachmittags.

Als um Mittag der Geschützdonner von Verneville herüberschallte und
den Beginn des Kampfes beim 9. Armee-Corps verkündete, ließ der General
von Goeben die 15. Division in Richtung auf Gravelotte vorgehn, um
unter Besetzung dieses Oxtes in der Thalsenkung nördlich der großen Straße
eine gedeckte Aufstellung zu nehmen.**) Kurze Zeit darauf befahl der Oberbe¬
fehlshaber der I. Armee, General von Steinmetz, der Artillerie des 7. Ar¬
mee - Corps zum Gefecht aufzufahren. Mit außerordentlicher Schnelligkeit und
Ordnung trabten die Batterien der 14. Division in eine Stellung zwischen
Gravelotte und den Bois des Ognons, welche bald auf den Flügeln von der
Artillerie der 13. Division verlängert wurde, und nun entwickelte sich, auf
eine Entfernung, die auf eine Viertelmeile geschätzt wurde, ein grandioser
Artilleriekamps. Die Sicherung der im Feuer stehenden Batterien übernahm
im Allgemeinen die 14. Division. — Mittlerweile hatte zur Linken auch das
8. Armee-Corps mit den Batterien der 18. Division und der Corps-Artillerie
den Geschützkampf aufgenommen, und die 18. Division selbst war in der
Thalsenkung nördlich der Straße Rezonville-Gravelotte derart entwickelt
worden, daß die beiden Infanterie-Brigaden nebeneinander den rechten, die
Husaren den linken Flügel und die Artillerie das Centrum bildete. Das
33. Regiment (ostpreuß. Füsiliere) besetzte Gravelotte.

Das weitere Borgehn mußte auf jenen freien breitgewölbten Höhenrücken
zuführen, auf welchem in selten-günstiger Position der linke Flügel der Fran¬
zosen stand. Sanft nach Westen, steil nach Osten abfallend, gestattete jener
Rücken dem Feinde, seine Feuerwirkung auf das Aeußerste auszunutzen und
seine Reserven wohlgedeckt nahe zur Hand zu halten. Die Pachthöfe Moseou
und Point du jour waren zur Vertheidigung eingerichtet und durch ein System
von Schützengräben verbunden. Als vorgeschobenes Bollwerk lag auf halbem
Wege die befestigte Ferne Se. Hubert; Steinbrüche und große Kiesgruben
bildeten treffliche Stützpunkte der Vertheidigung, und nur der Wald, der das
Mancethal begleitet, war ihr insofern ungünstig, als er die Vorbereitungen
zu einem Angriffe der Höhe einigermaßen verhüllte. Für die Deutschen war
es jedoch nicht minder nachtheilig, daß das dicht verwachsene Unterholz des
Waldes sie fast ganz auf die Wege beschränkte. — Die große Straße von




') Zu vergleichen die dem ersten Hefte beigelegte Skizze.
Vergleiche über die Aufstellung der I. Armee am Bormittage: Heft I Seite 9.
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[0059] Me Schlacht bei Hravelotte-Se. privat.*) ii. Schlacht der I. Armee bis 6 Uhr Nachmittags. Als um Mittag der Geschützdonner von Verneville herüberschallte und den Beginn des Kampfes beim 9. Armee-Corps verkündete, ließ der General von Goeben die 15. Division in Richtung auf Gravelotte vorgehn, um unter Besetzung dieses Oxtes in der Thalsenkung nördlich der großen Straße eine gedeckte Aufstellung zu nehmen.**) Kurze Zeit darauf befahl der Oberbe¬ fehlshaber der I. Armee, General von Steinmetz, der Artillerie des 7. Ar¬ mee - Corps zum Gefecht aufzufahren. Mit außerordentlicher Schnelligkeit und Ordnung trabten die Batterien der 14. Division in eine Stellung zwischen Gravelotte und den Bois des Ognons, welche bald auf den Flügeln von der Artillerie der 13. Division verlängert wurde, und nun entwickelte sich, auf eine Entfernung, die auf eine Viertelmeile geschätzt wurde, ein grandioser Artilleriekamps. Die Sicherung der im Feuer stehenden Batterien übernahm im Allgemeinen die 14. Division. — Mittlerweile hatte zur Linken auch das 8. Armee-Corps mit den Batterien der 18. Division und der Corps-Artillerie den Geschützkampf aufgenommen, und die 18. Division selbst war in der Thalsenkung nördlich der Straße Rezonville-Gravelotte derart entwickelt worden, daß die beiden Infanterie-Brigaden nebeneinander den rechten, die Husaren den linken Flügel und die Artillerie das Centrum bildete. Das 33. Regiment (ostpreuß. Füsiliere) besetzte Gravelotte. Das weitere Borgehn mußte auf jenen freien breitgewölbten Höhenrücken zuführen, auf welchem in selten-günstiger Position der linke Flügel der Fran¬ zosen stand. Sanft nach Westen, steil nach Osten abfallend, gestattete jener Rücken dem Feinde, seine Feuerwirkung auf das Aeußerste auszunutzen und seine Reserven wohlgedeckt nahe zur Hand zu halten. Die Pachthöfe Moseou und Point du jour waren zur Vertheidigung eingerichtet und durch ein System von Schützengräben verbunden. Als vorgeschobenes Bollwerk lag auf halbem Wege die befestigte Ferne Se. Hubert; Steinbrüche und große Kiesgruben bildeten treffliche Stützpunkte der Vertheidigung, und nur der Wald, der das Mancethal begleitet, war ihr insofern ungünstig, als er die Vorbereitungen zu einem Angriffe der Höhe einigermaßen verhüllte. Für die Deutschen war es jedoch nicht minder nachtheilig, daß das dicht verwachsene Unterholz des Waldes sie fast ganz auf die Wege beschränkte. — Die große Straße von ') Zu vergleichen die dem ersten Hefte beigelegte Skizze. Vergleiche über die Aufstellung der I. Armee am Bormittage: Heft I Seite 9.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 34, 1875, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341821_134957/59>, abgerufen am 29.06.2024.