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Die Grenzboten. Jg. 34, 1875, I. Semester. I. Band.

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Landtag geben, noch eine Stiege höher zu steigen und einen Blick in den
Saal der Reichsrathe, der ersten Kammer, zu thun, allein diese königlichen
Hoheiten, durch- und erlauchten und hohen Herren haben noch keine einzige
Sitzung gehalten -- und zu ihnen zu kommen und von ihrer Bedeutung für
das bairische Staatswesen zu sprechen ist noch immer Zeit genug.


F. L.


Ms dem Aeichslande.
(Aus Gesellschaft und Verwaltung,)

Die Allerhöchste Verordnung, welche die Einberufung der Bezirksver¬
tretungen von Elsaß-Lothringen zu einem außerordentlichen Bezirks¬
tag verfügt, datirt vom 8. März d. I. Der Bezirkstag selbst ist auf den
3. April ausgeschrieben und wird höchstens fünf Tage dauern. Welches die
Gegenstände der Berathung sein werden, ist mit Ausnahme der vorzuneh¬
menden Wahl zum "Landes-Ausschuß" zur Zeit noch unbekannt. Jedenfalls
werden sie mit den Interessen des Landes auf das Innigste verknüpft sein.
Erfreulich ist dabei die Wahrnehmung, daß man heute so ziemlich allerorts
zu der Ein ficht gekommen ist, daß die bekannten Eidesverweigerungen,
wodurch im vorigen Jahre die auf den 28. August anberaumte ordentliche
Sitzung der Bezirkstage von Ober-Elsaß und Lothringen nicht zu Stande
kommen konnte, seitens der betr. Mitglieder ein falscher, mit den Landes-
Jnteressen nicht zu vereinbarender Schritt gewesen ist. Innerhalb der höhern
Landesverwaltung hat sich bekanntlich seit Anfang dieses Monats eine be¬
deutende Personal-Veränderung vollzogen. Der Posten eines Vice-Präsidenten
am Ober-Präsidium ist durch die Creirung des Herrn v. Ledderhose zum
Bezirks-Prästdenten des Unter-Elsasses erledigt und wird voraussichtlich nicht
mehr besetzt werden. Der anerkannt kostspielige Verwaltungs-Haushalt des
Neichslandes wird dadurch um 12,000 M. erleichtert. Wo sonst noch in
dieser Beziehung zu kürzen und zu vereinfachen sein dürfte, wird sich in der
Folge zeigen. Der bisherige unterelsässische Bezirks-Präsident, Herr v. Ernst¬
hausen ist nach dem Ober-Elsaß versetzt worden, an die Stelle des unlängst
geschiedenen Freiherrn v. d. Heydt. Auch sonst sind in den letzten Tagen
noch mannichfache Verschiebungen und Versetzungen in den höhern und niedern
reichsländischen Beamtenkreisen vorgekommen, die im Einzelnen einer besondern
Erwähnung nicht bedürfen. Vor einigen Wochen tauchte auch wieder das
Gerücht von einem bald bevorstehenden Rücktritt des Ober-Präsidenten, Herrn


Landtag geben, noch eine Stiege höher zu steigen und einen Blick in den
Saal der Reichsrathe, der ersten Kammer, zu thun, allein diese königlichen
Hoheiten, durch- und erlauchten und hohen Herren haben noch keine einzige
Sitzung gehalten — und zu ihnen zu kommen und von ihrer Bedeutung für
das bairische Staatswesen zu sprechen ist noch immer Zeit genug.


F. L.


Ms dem Aeichslande.
(Aus Gesellschaft und Verwaltung,)

Die Allerhöchste Verordnung, welche die Einberufung der Bezirksver¬
tretungen von Elsaß-Lothringen zu einem außerordentlichen Bezirks¬
tag verfügt, datirt vom 8. März d. I. Der Bezirkstag selbst ist auf den
3. April ausgeschrieben und wird höchstens fünf Tage dauern. Welches die
Gegenstände der Berathung sein werden, ist mit Ausnahme der vorzuneh¬
menden Wahl zum „Landes-Ausschuß" zur Zeit noch unbekannt. Jedenfalls
werden sie mit den Interessen des Landes auf das Innigste verknüpft sein.
Erfreulich ist dabei die Wahrnehmung, daß man heute so ziemlich allerorts
zu der Ein ficht gekommen ist, daß die bekannten Eidesverweigerungen,
wodurch im vorigen Jahre die auf den 28. August anberaumte ordentliche
Sitzung der Bezirkstage von Ober-Elsaß und Lothringen nicht zu Stande
kommen konnte, seitens der betr. Mitglieder ein falscher, mit den Landes-
Jnteressen nicht zu vereinbarender Schritt gewesen ist. Innerhalb der höhern
Landesverwaltung hat sich bekanntlich seit Anfang dieses Monats eine be¬
deutende Personal-Veränderung vollzogen. Der Posten eines Vice-Präsidenten
am Ober-Präsidium ist durch die Creirung des Herrn v. Ledderhose zum
Bezirks-Prästdenten des Unter-Elsasses erledigt und wird voraussichtlich nicht
mehr besetzt werden. Der anerkannt kostspielige Verwaltungs-Haushalt des
Neichslandes wird dadurch um 12,000 M. erleichtert. Wo sonst noch in
dieser Beziehung zu kürzen und zu vereinfachen sein dürfte, wird sich in der
Folge zeigen. Der bisherige unterelsässische Bezirks-Präsident, Herr v. Ernst¬
hausen ist nach dem Ober-Elsaß versetzt worden, an die Stelle des unlängst
geschiedenen Freiherrn v. d. Heydt. Auch sonst sind in den letzten Tagen
noch mannichfache Verschiebungen und Versetzungen in den höhern und niedern
reichsländischen Beamtenkreisen vorgekommen, die im Einzelnen einer besondern
Erwähnung nicht bedürfen. Vor einigen Wochen tauchte auch wieder das
Gerücht von einem bald bevorstehenden Rücktritt des Ober-Präsidenten, Herrn


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[0518] Landtag geben, noch eine Stiege höher zu steigen und einen Blick in den Saal der Reichsrathe, der ersten Kammer, zu thun, allein diese königlichen Hoheiten, durch- und erlauchten und hohen Herren haben noch keine einzige Sitzung gehalten — und zu ihnen zu kommen und von ihrer Bedeutung für das bairische Staatswesen zu sprechen ist noch immer Zeit genug. F. L. Ms dem Aeichslande. (Aus Gesellschaft und Verwaltung,) Die Allerhöchste Verordnung, welche die Einberufung der Bezirksver¬ tretungen von Elsaß-Lothringen zu einem außerordentlichen Bezirks¬ tag verfügt, datirt vom 8. März d. I. Der Bezirkstag selbst ist auf den 3. April ausgeschrieben und wird höchstens fünf Tage dauern. Welches die Gegenstände der Berathung sein werden, ist mit Ausnahme der vorzuneh¬ menden Wahl zum „Landes-Ausschuß" zur Zeit noch unbekannt. Jedenfalls werden sie mit den Interessen des Landes auf das Innigste verknüpft sein. Erfreulich ist dabei die Wahrnehmung, daß man heute so ziemlich allerorts zu der Ein ficht gekommen ist, daß die bekannten Eidesverweigerungen, wodurch im vorigen Jahre die auf den 28. August anberaumte ordentliche Sitzung der Bezirkstage von Ober-Elsaß und Lothringen nicht zu Stande kommen konnte, seitens der betr. Mitglieder ein falscher, mit den Landes- Jnteressen nicht zu vereinbarender Schritt gewesen ist. Innerhalb der höhern Landesverwaltung hat sich bekanntlich seit Anfang dieses Monats eine be¬ deutende Personal-Veränderung vollzogen. Der Posten eines Vice-Präsidenten am Ober-Präsidium ist durch die Creirung des Herrn v. Ledderhose zum Bezirks-Prästdenten des Unter-Elsasses erledigt und wird voraussichtlich nicht mehr besetzt werden. Der anerkannt kostspielige Verwaltungs-Haushalt des Neichslandes wird dadurch um 12,000 M. erleichtert. Wo sonst noch in dieser Beziehung zu kürzen und zu vereinfachen sein dürfte, wird sich in der Folge zeigen. Der bisherige unterelsässische Bezirks-Präsident, Herr v. Ernst¬ hausen ist nach dem Ober-Elsaß versetzt worden, an die Stelle des unlängst geschiedenen Freiherrn v. d. Heydt. Auch sonst sind in den letzten Tagen noch mannichfache Verschiebungen und Versetzungen in den höhern und niedern reichsländischen Beamtenkreisen vorgekommen, die im Einzelnen einer besondern Erwähnung nicht bedürfen. Vor einigen Wochen tauchte auch wieder das Gerücht von einem bald bevorstehenden Rücktritt des Ober-Präsidenten, Herrn

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 34, 1875, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341821_134957/518>, abgerufen am 29.06.2024.