Die Grenzboten. Jg. 34, 1875, I. Semester. I. Band.Aus der Ueformationszeit.*) Ein Vortrag von Wilhelm Maurenbrecher. I. Während des französischen Krieges im Herbste 1870 wurde in den Zei¬ Ob dieser Zeitungsbericht den Verlauf des Gespräches genau wiederge¬ ") Dieser Vortrag wurde am 2. Februar 1875 in Königsberg zum Besten eines Denk¬ males, das zum Andenken der 1870 und 1871 gefallenen Krieger errichtet werden vor einem größeren Publikum gehalten. Ich bringe ihn hier -- mit wenigen durch den Druck be¬ dingten Abänderungen und einigen nothwendigen Erweiterungen und Zusähen -- zum Ab¬ druck, indem ich die Vcmerknng hinzufüge, daß der Leser, der detaillirtcre Ausführungen ein¬ zelner Abschnitte oder Nachweise einzelner Behauptungen zu lesen wünscht, solche in meinem Buche findet "Studien und Skizzen zur Geschichte der Reformationszeit." Leipzig F W. Grunow 1874 ,. Der Verf. . Grenzboten I. 1875.
Aus der Ueformationszeit.*) Ein Vortrag von Wilhelm Maurenbrecher. I. Während des französischen Krieges im Herbste 1870 wurde in den Zei¬ Ob dieser Zeitungsbericht den Verlauf des Gespräches genau wiederge¬ ") Dieser Vortrag wurde am 2. Februar 1875 in Königsberg zum Besten eines Denk¬ males, das zum Andenken der 1870 und 1871 gefallenen Krieger errichtet werden vor einem größeren Publikum gehalten. Ich bringe ihn hier — mit wenigen durch den Druck be¬ dingten Abänderungen und einigen nothwendigen Erweiterungen und Zusähen — zum Ab¬ druck, indem ich die Vcmerknng hinzufüge, daß der Leser, der detaillirtcre Ausführungen ein¬ zelner Abschnitte oder Nachweise einzelner Behauptungen zu lesen wünscht, solche in meinem Buche findet „Studien und Skizzen zur Geschichte der Reformationszeit." Leipzig F W. Grunow 1874 ,. Der Verf. . Grenzboten I. 1875.
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Aus der Ueformationszeit.*)
Ein Vortrag von
Wilhelm Maurenbrecher. I.
Während des französischen Krieges im Herbste 1870 wurde in den Zei¬
tungen von einer Begegnung erzählt, welche in Wien zwischen dem großen
Geschichtsschreiber und Staatsmann der Franzosen. Thiers und dem Fürsten
unserer deutschen Geschichtswissenschaft Leopold von R a n k e stattgefunden haben
sollte. Thiers habe da die bekannte sonderbare Auffassung der meisten Fran-
zosen vertreten, daß für die Deutschen nach dem Sturze Napoleon's kein
Grund mehr vorhanden sei. den Krieg gegen Frankreich fortzusetzen; er habe
zuletzt ausgerufen: „Mein Gott! gegen wen führen Sie nun eigentlich Ihren
Krieg?"; und Ranke soll darauf ganz kurz geantwortet haben: „Gegen Lud¬
wig XIV."
Ob dieser Zeitungsbericht den Verlauf des Gespräches genau wiederge¬
geben, weiß ich nicht zu sagen; jedenfalls aber bezeichnet jene Antwort mit
meisterhafter Schlagfertigkeit und in denkbarster Kürze den eigentlichen Gegner,
gegen den wir 1870 und 1871 gekämpft. Der Nationalcharakter der Fran¬
zosen mit seinen Licht- und seinen Schattenseiten ist in Ludwig XIV. ver¬
körpert, in ihm sind die innersten Tendenzen der Nation Fleisch geworden; —
gegen die nationale Ueberhebung und Eitelkeit, gegen die Herrschsucht jenes
Volkes, das es als sein natürliches Recht ansieht, die Nachbarvölker in
seiner direkten oder indirekten Abhängigkeit zu erhalten — gegen diese Be¬
strebungen Ludwig's XIV. und aller seiner Nachfolger bis zur heutigen
Stunde haben unsere Heere 1870 geschlagen.
") Dieser Vortrag wurde am 2. Februar 1875 in Königsberg zum Besten eines Denk¬
males, das zum Andenken der 1870 und 1871 gefallenen Krieger errichtet werden vor
einem größeren Publikum gehalten. Ich bringe ihn hier — mit wenigen durch den Druck be¬
dingten Abänderungen und einigen nothwendigen Erweiterungen und Zusähen — zum Ab¬
druck, indem ich die Vcmerknng hinzufüge, daß der Leser, der detaillirtcre Ausführungen ein¬
zelner Abschnitte oder Nachweise einzelner Behauptungen zu lesen wünscht, solche in meinem
Buche findet „Studien und Skizzen zur Geschichte der Reformationszeit." Leipzig F W.
Grunow 1874 ,.
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Grenzboten I. 1875.
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