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Die Grenzboten. Jg. 34, 1875, I. Semester. I. Band.

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I.

Mein lieber Groß Canzler v. Carmer. Da die Justiz Sportul Rechnungen
nun mehro bei der Ober Rechen Cammer revidiret worden, so hat mir der
Geheime Finanz Rath Roben den Zustand derselben, wie er solchen befunden,
angezeiget. Ich ersehe aus denen mit eingereichten Nachweisungen mit Be¬
fremden, daß ohngeachtet der großen Traetaments Summen, die sowohl aus
meinen als auch aus andern Cassen dahin fließen, doch noch aus den Spor-
tuln so viele Tractamenter dazugenommen werden. Ich begreife gar nicht,
wozu das nöthig ist, und was sie überdem mit den vielen Capitalien, deren
alleyne bei den schlesischen Ober Amts Regierungen an 83/N Thaler sich be¬
finden, machen wollen. Die Leute haben ja alle ihre Tractamenter schon,
und wenn sie deshalben nur Sporteln nehmen, um neue Tractamenter draus
zu geben und ein Haufen neue Leute anzusetzen, so wird das sein' Tage kein
Ende nehmen. Es müssen sich also sehr viele überflüssige Leute bet den Justiz
collegiis befinden, wovon füglich welche abgehen können. Welches Ihr näher
untersuchen werdet. Wobei Ich Euch denn zu erkennen gebe, daß es wegen
einer Pflantz Schule hier nichts ist. Solche Leute, die in den Provinzler ar¬
beiten und oxa>etiwä<z und Iig.bMt6 haben, die kann man hier ins Tribunal
setzen, aber keine junge Leute von 18 und 20 Jahren; das ist nichts; weil
das Obergericht über alles ist. Wornach Ihr Euch zu achten. Sodann ver¬
lange Ich auch eine monatliche Liste von sämmtlichen Justizbedienten, und
wieviel ein Jeder von ihnen an Tractament hat. Ihr habt Euch also darüber
mit dem Geheimen Rath Roben zusammen zu thun und mit zu besorgen, day
ein dergleichen namentliches Verzeichniß accurat angefertigt werde. Ich on
Euer Wohl affectionirter König.

Berlin den 18. Januar 1780.


Friedrich.

An den Groß Canzler v. Carmer.


II.

Paretz 14. May 1826.

Mein bester Graf. Hier schicke ich Ihnen, mit der Bitte ihn mir zurn"-
zustellen, einen sehr originellen Brief der alten Frau v. Mycielska aus Posen,
welchen ich durch Prinzessin Luise erhalten. Sie werden sehen, der langen
Rede kurzer Sinn ist, ich soll Sie bitten, einer Rechts Angelegenheit ^
schleunigung und Protckzion zu gewähren. Die Angelegenheit aber ist ni>
sehr aus dem Gedächtniß geschwunden, ich würde Ihnen sehr dankbar seyn,
wenn Sie mir auf einer halben Seite Ursach und Inhalt ihres Verlangen
und Plaidirens niederschreiben lassen wollten. Uebrigens ist die Frau voi
Mycielska eine bejahrte, hartgeprüfte Pohlnische Dame und eine Gattung
alter Freundinn und Gönnerinn meiner Wenigkeit. Es würde mich allerding
herzlich freuen, wenn ich ihr nützlich seyn könnte. -- Auf Wiedersehen "in
Mittwoch.


Mit besonderer Hochachtung und Freundschaft
Friedrich Wilhelm-



In dein Artikel "Plaudereien uns London" von Alfred Vienn S. 22,'! Z. > > von ode
ist Heinrich VI. statt Heinrich III. gedruckt. __




Verantwortlicher Redakteur: or. Hans Blum in Leipzig. ,
Verlag von F. L. Hcrvig in Leipzig. - Druck von Hülse" " Herrn-in in Woe.-
I.

Mein lieber Groß Canzler v. Carmer. Da die Justiz Sportul Rechnungen
nun mehro bei der Ober Rechen Cammer revidiret worden, so hat mir der
Geheime Finanz Rath Roben den Zustand derselben, wie er solchen befunden,
angezeiget. Ich ersehe aus denen mit eingereichten Nachweisungen mit Be¬
fremden, daß ohngeachtet der großen Traetaments Summen, die sowohl aus
meinen als auch aus andern Cassen dahin fließen, doch noch aus den Spor-
tuln so viele Tractamenter dazugenommen werden. Ich begreife gar nicht,
wozu das nöthig ist, und was sie überdem mit den vielen Capitalien, deren
alleyne bei den schlesischen Ober Amts Regierungen an 83/N Thaler sich be¬
finden, machen wollen. Die Leute haben ja alle ihre Tractamenter schon,
und wenn sie deshalben nur Sporteln nehmen, um neue Tractamenter draus
zu geben und ein Haufen neue Leute anzusetzen, so wird das sein' Tage kein
Ende nehmen. Es müssen sich also sehr viele überflüssige Leute bet den Justiz
collegiis befinden, wovon füglich welche abgehen können. Welches Ihr näher
untersuchen werdet. Wobei Ich Euch denn zu erkennen gebe, daß es wegen
einer Pflantz Schule hier nichts ist. Solche Leute, die in den Provinzler ar¬
beiten und oxa>etiwä<z und Iig.bMt6 haben, die kann man hier ins Tribunal
setzen, aber keine junge Leute von 18 und 20 Jahren; das ist nichts; weil
das Obergericht über alles ist. Wornach Ihr Euch zu achten. Sodann ver¬
lange Ich auch eine monatliche Liste von sämmtlichen Justizbedienten, und
wieviel ein Jeder von ihnen an Tractament hat. Ihr habt Euch also darüber
mit dem Geheimen Rath Roben zusammen zu thun und mit zu besorgen, day
ein dergleichen namentliches Verzeichniß accurat angefertigt werde. Ich on
Euer Wohl affectionirter König.

Berlin den 18. Januar 1780.


Friedrich.

An den Groß Canzler v. Carmer.


II.

Paretz 14. May 1826.

Mein bester Graf. Hier schicke ich Ihnen, mit der Bitte ihn mir zurn«-
zustellen, einen sehr originellen Brief der alten Frau v. Mycielska aus Posen,
welchen ich durch Prinzessin Luise erhalten. Sie werden sehen, der langen
Rede kurzer Sinn ist, ich soll Sie bitten, einer Rechts Angelegenheit ^
schleunigung und Protckzion zu gewähren. Die Angelegenheit aber ist ni>
sehr aus dem Gedächtniß geschwunden, ich würde Ihnen sehr dankbar seyn,
wenn Sie mir auf einer halben Seite Ursach und Inhalt ihres Verlangen
und Plaidirens niederschreiben lassen wollten. Uebrigens ist die Frau voi
Mycielska eine bejahrte, hartgeprüfte Pohlnische Dame und eine Gattung
alter Freundinn und Gönnerinn meiner Wenigkeit. Es würde mich allerding
herzlich freuen, wenn ich ihr nützlich seyn könnte. — Auf Wiedersehen «in
Mittwoch.


Mit besonderer Hochachtung und Freundschaft
Friedrich Wilhelm-



In dein Artikel „Plaudereien uns London" von Alfred Vienn S. 22,'! Z. > > von ode
ist Heinrich VI. statt Heinrich III. gedruckt. __




Verantwortlicher Redakteur: or. Hans Blum in Leipzig. ,
Verlag von F. L. Hcrvig in Leipzig. - Druck von Hülse» » Herrn-in in Woe.-
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[0328] I. Mein lieber Groß Canzler v. Carmer. Da die Justiz Sportul Rechnungen nun mehro bei der Ober Rechen Cammer revidiret worden, so hat mir der Geheime Finanz Rath Roben den Zustand derselben, wie er solchen befunden, angezeiget. Ich ersehe aus denen mit eingereichten Nachweisungen mit Be¬ fremden, daß ohngeachtet der großen Traetaments Summen, die sowohl aus meinen als auch aus andern Cassen dahin fließen, doch noch aus den Spor- tuln so viele Tractamenter dazugenommen werden. Ich begreife gar nicht, wozu das nöthig ist, und was sie überdem mit den vielen Capitalien, deren alleyne bei den schlesischen Ober Amts Regierungen an 83/N Thaler sich be¬ finden, machen wollen. Die Leute haben ja alle ihre Tractamenter schon, und wenn sie deshalben nur Sporteln nehmen, um neue Tractamenter draus zu geben und ein Haufen neue Leute anzusetzen, so wird das sein' Tage kein Ende nehmen. Es müssen sich also sehr viele überflüssige Leute bet den Justiz collegiis befinden, wovon füglich welche abgehen können. Welches Ihr näher untersuchen werdet. Wobei Ich Euch denn zu erkennen gebe, daß es wegen einer Pflantz Schule hier nichts ist. Solche Leute, die in den Provinzler ar¬ beiten und oxa>etiwä<z und Iig.bMt6 haben, die kann man hier ins Tribunal setzen, aber keine junge Leute von 18 und 20 Jahren; das ist nichts; weil das Obergericht über alles ist. Wornach Ihr Euch zu achten. Sodann ver¬ lange Ich auch eine monatliche Liste von sämmtlichen Justizbedienten, und wieviel ein Jeder von ihnen an Tractament hat. Ihr habt Euch also darüber mit dem Geheimen Rath Roben zusammen zu thun und mit zu besorgen, day ein dergleichen namentliches Verzeichniß accurat angefertigt werde. Ich on Euer Wohl affectionirter König. Berlin den 18. Januar 1780. Friedrich. An den Groß Canzler v. Carmer. II. Paretz 14. May 1826. Mein bester Graf. Hier schicke ich Ihnen, mit der Bitte ihn mir zurn«- zustellen, einen sehr originellen Brief der alten Frau v. Mycielska aus Posen, welchen ich durch Prinzessin Luise erhalten. Sie werden sehen, der langen Rede kurzer Sinn ist, ich soll Sie bitten, einer Rechts Angelegenheit ^ schleunigung und Protckzion zu gewähren. Die Angelegenheit aber ist ni> sehr aus dem Gedächtniß geschwunden, ich würde Ihnen sehr dankbar seyn, wenn Sie mir auf einer halben Seite Ursach und Inhalt ihres Verlangen und Plaidirens niederschreiben lassen wollten. Uebrigens ist die Frau voi Mycielska eine bejahrte, hartgeprüfte Pohlnische Dame und eine Gattung alter Freundinn und Gönnerinn meiner Wenigkeit. Es würde mich allerding herzlich freuen, wenn ich ihr nützlich seyn könnte. — Auf Wiedersehen «in Mittwoch. Mit besonderer Hochachtung und Freundschaft Friedrich Wilhelm- In dein Artikel „Plaudereien uns London" von Alfred Vienn S. 22,'! Z. > > von ode ist Heinrich VI. statt Heinrich III. gedruckt. __ Verantwortlicher Redakteur: or. Hans Blum in Leipzig. , Verlag von F. L. Hcrvig in Leipzig. - Druck von Hülse» » Herrn-in in Woe.-

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 34, 1875, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341821_134957/328>, abgerufen am 29.06.2024.