Die Grenzboten. Jg. 34, 1875, I. Semester. I. Band.mit Nachdruck in Athen zu studiren, da ich es für zweckmäßiger hielt, als das Den 4. November. Im November besuchte ich mit Cockerell, in Gesellschaft des Lords Mein Freund Links und Mons. Foster. Reise-Gesellschafter von mit Nachdruck in Athen zu studiren, da ich es für zweckmäßiger hielt, als das Den 4. November. Im November besuchte ich mit Cockerell, in Gesellschaft des Lords Mein Freund Links und Mons. Foster. Reise-Gesellschafter von <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0218" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/132978"/> <p xml:id="ID_737" prev="#ID_736"> mit Nachdruck in Athen zu studiren, da ich es für zweckmäßiger hielt, als das<lb/> wenige Geld was mir noch zu Gebot stund, auf andre Reisen anzuwenden,<lb/> die mir für mein Kunststudium nicht denselben Ertrag geben konnten. Ick<lb/> fing daher nun mein separates Etablissement an, nahm ein kleines freundliches<lb/> Zimmer zu meiner Bewohnung, und lebte nach Umständen und Börse, ein¬<lb/> gezogen. Cockerell und ich waren vom Morgen bis am Abend täglich unter<lb/> den Monumenten Athens, und dann bis spät in der Nacht bei mir mit Aus¬<lb/> arbeitung unsrer Beobachtungen beschäftigt.</p><lb/> </div> <div n="2"> <head> Den 4. November.</head><lb/> <p xml:id="ID_738"> Im November besuchte ich mit Cockerell, in Gesellschaft des Lords<lb/> Byr o n die Ruinen des Minerva-Tempels auf dem Kap Sunium. Hier waren<lb/> wir ein paar Tage mit ihrer Untersuchung sehr angenehm beschäftigt, und<lb/> würden es noch länger geblieben sein, wenn wir vor den Piraten sicher<lb/> gewesen wären, denn Byron hatte uns schon den zweiten Tag mit seiner<lb/> Bedeckung verlassen. Nachdem wir miteinander den Winter in Athen fleißig<lb/> verlebt, und uns an tiefern Kenntnissen seiner herrlichen Monumente bereichert<lb/> hatten, wodurch wir selbst hoffen dürfen, das schätzenswerthe Werk Stuarts<lb/> mit sehr interessanten Zusätzen vermehren zu können, — beschloßen wir auf<lb/> der Insel Egina die Ruinen des panhellenischen Jupiter-Tempels zu unter¬<lb/> suchen. Unser rastloses Bemühen so gründlich als möglich in unsern Arbeiten<lb/> zu sein, hatte nicht nur die Folge, daß wir diesen schönen Tempel bis in<lb/> seine Einzelheiten genau kennen lernten, sondern es führte uns noch zu dem<lb/> ganz besonderen Glück, die schönen Bildhauerwerke, die ehemals seine beiden<lb/> Giebelfelder zierten, aus seinen Trümmern hervor zu finden, und sie so der<lb/> Kunstwelt wieder zu geben. Es sind an ihnen wahrscheinlich mehrere Helden<lb/> aus den Trojanischen Kriege vorgestellt, und sie tragen durchgehends das<lb/> Gepräge eines sehr hohen Alterthums auf sich, ja sie sind vielleicht die ein¬<lb/> zigen Ueberreste aus jener Periode der Bildhauerei, in welcher die Eginetische<lb/> Schule sich auszeichnet, und sie können als unschätzbare Werke des Alterthums<lb/> zu studieren betrachtet werden. Wir hatten uns durch Bezahlung einer mäßi¬<lb/> gen Summe an die Stadt Egina zu rechtmäßigen Eigenthümern von ihnen<lb/> gemacht, und brachten sie in verschiedenen Transporten nach Athen. Hier<lb/> erregte unser Fund großes Aufsehen, und wir mußten befürchten, daß man<lb/> von türkischer Seite Anspruch darauf machen könnte.</p><lb/> <p xml:id="ID_739" next="#ID_740"> Mein Freund Links und Mons. Foster. Reise-Gesellschafter von<lb/> Cockerell hatten uns nach Egina begleitet, und wir theilten mit ihnen den<lb/> Besitz jener Werke. Ihre Vertheilung unter uns wäre dem hohen Interesse,<lb/> das solche — als eine so viel möglich vollständige Sammlung — geben, ent¬<lb/> gegen gewesen. Wir beschlossen daher ihr Daseyn öffentlich bekannt zu machen,</p><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0218]
mit Nachdruck in Athen zu studiren, da ich es für zweckmäßiger hielt, als das
wenige Geld was mir noch zu Gebot stund, auf andre Reisen anzuwenden,
die mir für mein Kunststudium nicht denselben Ertrag geben konnten. Ick
fing daher nun mein separates Etablissement an, nahm ein kleines freundliches
Zimmer zu meiner Bewohnung, und lebte nach Umständen und Börse, ein¬
gezogen. Cockerell und ich waren vom Morgen bis am Abend täglich unter
den Monumenten Athens, und dann bis spät in der Nacht bei mir mit Aus¬
arbeitung unsrer Beobachtungen beschäftigt.
Den 4. November.
Im November besuchte ich mit Cockerell, in Gesellschaft des Lords
Byr o n die Ruinen des Minerva-Tempels auf dem Kap Sunium. Hier waren
wir ein paar Tage mit ihrer Untersuchung sehr angenehm beschäftigt, und
würden es noch länger geblieben sein, wenn wir vor den Piraten sicher
gewesen wären, denn Byron hatte uns schon den zweiten Tag mit seiner
Bedeckung verlassen. Nachdem wir miteinander den Winter in Athen fleißig
verlebt, und uns an tiefern Kenntnissen seiner herrlichen Monumente bereichert
hatten, wodurch wir selbst hoffen dürfen, das schätzenswerthe Werk Stuarts
mit sehr interessanten Zusätzen vermehren zu können, — beschloßen wir auf
der Insel Egina die Ruinen des panhellenischen Jupiter-Tempels zu unter¬
suchen. Unser rastloses Bemühen so gründlich als möglich in unsern Arbeiten
zu sein, hatte nicht nur die Folge, daß wir diesen schönen Tempel bis in
seine Einzelheiten genau kennen lernten, sondern es führte uns noch zu dem
ganz besonderen Glück, die schönen Bildhauerwerke, die ehemals seine beiden
Giebelfelder zierten, aus seinen Trümmern hervor zu finden, und sie so der
Kunstwelt wieder zu geben. Es sind an ihnen wahrscheinlich mehrere Helden
aus den Trojanischen Kriege vorgestellt, und sie tragen durchgehends das
Gepräge eines sehr hohen Alterthums auf sich, ja sie sind vielleicht die ein¬
zigen Ueberreste aus jener Periode der Bildhauerei, in welcher die Eginetische
Schule sich auszeichnet, und sie können als unschätzbare Werke des Alterthums
zu studieren betrachtet werden. Wir hatten uns durch Bezahlung einer mäßi¬
gen Summe an die Stadt Egina zu rechtmäßigen Eigenthümern von ihnen
gemacht, und brachten sie in verschiedenen Transporten nach Athen. Hier
erregte unser Fund großes Aufsehen, und wir mußten befürchten, daß man
von türkischer Seite Anspruch darauf machen könnte.
Mein Freund Links und Mons. Foster. Reise-Gesellschafter von
Cockerell hatten uns nach Egina begleitet, und wir theilten mit ihnen den
Besitz jener Werke. Ihre Vertheilung unter uns wäre dem hohen Interesse,
das solche — als eine so viel möglich vollständige Sammlung — geben, ent¬
gegen gewesen. Wir beschlossen daher ihr Daseyn öffentlich bekannt zu machen,
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