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Die Grenzboten. Jg. 34, 1875, I. Semester. I. Band.

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auch auf die südlicher stehenden Theile des französischen Heeres Einfluß ge¬
wonnen; und als nun die 3. Garde-Infanterie-Brigade mit den bei ihr be¬
findlichen Truppen des 9. Armee-Corps*) noch einmal zum Angriff auf.
Amcmvillers vorging, drang das an der Spitze befindliche 2. Bataillon Re¬
giments Elisabeth, trotz nicht unbedeutender Verluste keilartig mit dem Ba-
jonnet in die Linien des weichenden Gegners ein. Ebenso kam das 2. Bataillon
des Alexander-Regiments noch einmal zum Nahkampf, und auch auf der
Front der hessischen Division erstarb das Feuer erst, nachdem ihre Batterien,
im Anschluß an die große Geschützlinie des Garde-Corps und des 10. Corps
ihre Thätigkeit noch bis in die sinkende Nacht fortgesetzt hatten.

Die Unternehmungen, welche zu dem Zwecke angeordnet gewesen, den
Gegnern die Verbindungen mit dem Innern des Landes abzuschneiden, waren
vollständig zur Ausführung gekommen. Zwei sächsische Schwadronen hatten
Zerstörungen der Eisenbahn und Telegraphenleitung nach Diedenhofen vor¬
genommen. Dasselbe war seitens einer sächsischen Pionier-Compagnie hin¬
sichtlich der Ardennenbahn nordwestlich von Briey geschehen.


Schluß.

Als das Nachtdunkel sich über das Schlachtfeld von Gravelotte-Se. Privat
verbreitete, hatte das deutsche Heer nach achtstündigem heißem Ringen eine
Stellung erkämpft, welche von Jussy am Rande des Bois de Vaux entlang
über Se. Hubert durch das Bois des Genivaux dann über den Höhenrücken
von Amanvillers und Se. Privat hinweg bis Malancourt reichte. Die Vor¬
truppen standen im Allgemeinen dicht vor dieser Linie. -- Die Armee-Corps
bezogen auf den Stellen, wo sie sich bei Beendigung des Gefechts befanden,
Biwaks.

Diejenigen Heerestheile, welche den eigentlichen Kampf geführt, waren
nahezu erschöpft. Hatte doch die I. Armee 224 Offiziere, 3994 Mannschaften
und 637 Pferde, die II. Armee 673 Offiziere, 15,266 Mannschaften und
1340 Pferde -- beide zusammen also 899 Offiziere, 19,260 Mann und
1877 Pferde verloren**). -- Hinter diesen mehr als dezimirten Truppentheilen
befanden sich jedoch auf den entscheidenden Punkten noch Reserven, welche
ganz oder doch nahezu intacr waren, bereit, die errungenen Erfolge nöthigen-
falls am folgenden Tage mit den Waffen weiter auszubeuten. -- Und da der
linke Flügel der Franzosen seine Stellungen behauptet hatte, so war die
Möglichkeit neuen Kampfes um die letzteren keineswegs ausgeschlossen, und
auch die Eventualität eines Abmarsches Bazaine's nach Norden mußte in Er¬
wägung gezogen werden.




Vergl. oben Seite 8".
") Die Franzosen sollen im Ganzen etwa l3,o<>0 Mann eingebüßt habe".

auch auf die südlicher stehenden Theile des französischen Heeres Einfluß ge¬
wonnen; und als nun die 3. Garde-Infanterie-Brigade mit den bei ihr be¬
findlichen Truppen des 9. Armee-Corps*) noch einmal zum Angriff auf.
Amcmvillers vorging, drang das an der Spitze befindliche 2. Bataillon Re¬
giments Elisabeth, trotz nicht unbedeutender Verluste keilartig mit dem Ba-
jonnet in die Linien des weichenden Gegners ein. Ebenso kam das 2. Bataillon
des Alexander-Regiments noch einmal zum Nahkampf, und auch auf der
Front der hessischen Division erstarb das Feuer erst, nachdem ihre Batterien,
im Anschluß an die große Geschützlinie des Garde-Corps und des 10. Corps
ihre Thätigkeit noch bis in die sinkende Nacht fortgesetzt hatten.

Die Unternehmungen, welche zu dem Zwecke angeordnet gewesen, den
Gegnern die Verbindungen mit dem Innern des Landes abzuschneiden, waren
vollständig zur Ausführung gekommen. Zwei sächsische Schwadronen hatten
Zerstörungen der Eisenbahn und Telegraphenleitung nach Diedenhofen vor¬
genommen. Dasselbe war seitens einer sächsischen Pionier-Compagnie hin¬
sichtlich der Ardennenbahn nordwestlich von Briey geschehen.


Schluß.

Als das Nachtdunkel sich über das Schlachtfeld von Gravelotte-Se. Privat
verbreitete, hatte das deutsche Heer nach achtstündigem heißem Ringen eine
Stellung erkämpft, welche von Jussy am Rande des Bois de Vaux entlang
über Se. Hubert durch das Bois des Genivaux dann über den Höhenrücken
von Amanvillers und Se. Privat hinweg bis Malancourt reichte. Die Vor¬
truppen standen im Allgemeinen dicht vor dieser Linie. — Die Armee-Corps
bezogen auf den Stellen, wo sie sich bei Beendigung des Gefechts befanden,
Biwaks.

Diejenigen Heerestheile, welche den eigentlichen Kampf geführt, waren
nahezu erschöpft. Hatte doch die I. Armee 224 Offiziere, 3994 Mannschaften
und 637 Pferde, die II. Armee 673 Offiziere, 15,266 Mannschaften und
1340 Pferde — beide zusammen also 899 Offiziere, 19,260 Mann und
1877 Pferde verloren**). — Hinter diesen mehr als dezimirten Truppentheilen
befanden sich jedoch auf den entscheidenden Punkten noch Reserven, welche
ganz oder doch nahezu intacr waren, bereit, die errungenen Erfolge nöthigen-
falls am folgenden Tage mit den Waffen weiter auszubeuten. — Und da der
linke Flügel der Franzosen seine Stellungen behauptet hatte, so war die
Möglichkeit neuen Kampfes um die letzteren keineswegs ausgeschlossen, und
auch die Eventualität eines Abmarsches Bazaine's nach Norden mußte in Er¬
wägung gezogen werden.




Vergl. oben Seite 8».
") Die Franzosen sollen im Ganzen etwa l3,o<>0 Mann eingebüßt habe».
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[0106] auch auf die südlicher stehenden Theile des französischen Heeres Einfluß ge¬ wonnen; und als nun die 3. Garde-Infanterie-Brigade mit den bei ihr be¬ findlichen Truppen des 9. Armee-Corps*) noch einmal zum Angriff auf. Amcmvillers vorging, drang das an der Spitze befindliche 2. Bataillon Re¬ giments Elisabeth, trotz nicht unbedeutender Verluste keilartig mit dem Ba- jonnet in die Linien des weichenden Gegners ein. Ebenso kam das 2. Bataillon des Alexander-Regiments noch einmal zum Nahkampf, und auch auf der Front der hessischen Division erstarb das Feuer erst, nachdem ihre Batterien, im Anschluß an die große Geschützlinie des Garde-Corps und des 10. Corps ihre Thätigkeit noch bis in die sinkende Nacht fortgesetzt hatten. Die Unternehmungen, welche zu dem Zwecke angeordnet gewesen, den Gegnern die Verbindungen mit dem Innern des Landes abzuschneiden, waren vollständig zur Ausführung gekommen. Zwei sächsische Schwadronen hatten Zerstörungen der Eisenbahn und Telegraphenleitung nach Diedenhofen vor¬ genommen. Dasselbe war seitens einer sächsischen Pionier-Compagnie hin¬ sichtlich der Ardennenbahn nordwestlich von Briey geschehen. Schluß. Als das Nachtdunkel sich über das Schlachtfeld von Gravelotte-Se. Privat verbreitete, hatte das deutsche Heer nach achtstündigem heißem Ringen eine Stellung erkämpft, welche von Jussy am Rande des Bois de Vaux entlang über Se. Hubert durch das Bois des Genivaux dann über den Höhenrücken von Amanvillers und Se. Privat hinweg bis Malancourt reichte. Die Vor¬ truppen standen im Allgemeinen dicht vor dieser Linie. — Die Armee-Corps bezogen auf den Stellen, wo sie sich bei Beendigung des Gefechts befanden, Biwaks. Diejenigen Heerestheile, welche den eigentlichen Kampf geführt, waren nahezu erschöpft. Hatte doch die I. Armee 224 Offiziere, 3994 Mannschaften und 637 Pferde, die II. Armee 673 Offiziere, 15,266 Mannschaften und 1340 Pferde — beide zusammen also 899 Offiziere, 19,260 Mann und 1877 Pferde verloren**). — Hinter diesen mehr als dezimirten Truppentheilen befanden sich jedoch auf den entscheidenden Punkten noch Reserven, welche ganz oder doch nahezu intacr waren, bereit, die errungenen Erfolge nöthigen- falls am folgenden Tage mit den Waffen weiter auszubeuten. — Und da der linke Flügel der Franzosen seine Stellungen behauptet hatte, so war die Möglichkeit neuen Kampfes um die letzteren keineswegs ausgeschlossen, und auch die Eventualität eines Abmarsches Bazaine's nach Norden mußte in Er¬ wägung gezogen werden. Vergl. oben Seite 8». ") Die Franzosen sollen im Ganzen etwa l3,o<>0 Mann eingebüßt habe».

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 34, 1875, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341821_134957/106>, abgerufen am 29.06.2024.