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Die Grenzboten. Jg. 33, 1874, II. Semester, II. Band.

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Bochara und Chiwa bis zum Aralsee; endlich das Turkmenengebiet in den
Steppen am Ostgestade des kaspischen Meeres.

Wenn wir hinzufügen, daß zahlreiche astronomische Ortsbestimmungen in
dem Werke mitgetheilt sind, daß, sowohl vom militärischen wie kaufmännischen
Standpunkte aus die Verkehrsmittel und die Straßen besonders berücksichtigt
wurden, daß die Naturprodukte in jedem einzelnen Abschnitte eingehend er- '
örterr sind, so haben wir wohl genug gesagt, um dies unentbehrliche Werk
dem Soldaten, Politiker und Geographen zu empfehlen. Doppelt willkommen
und weit brauchbarer wäre es aber geworden, wenn demselben -- da es doch
wesentlich zum Nachschlagen dient -- ein Register beigegeben gewesen wäre.
Wir vermissen dasselbe schmerzlich, umsomehr, da nicht einmal ein Jnhalts-
verzeichniß vorhanden ist.




Herbsttage in Schwaben,
i.
Von Friedrich Lampert.

Flüchtige Skizzen flüchtiger Wandertage! Man wandert so schnell in
Unserer Zeit, selbst wenn das Zufußgehen der Eisenbahnfahrt sich gesellt,
^ut zu Fuß muß man wandern im Schwabenland, wenn man wahren Ge-
Uuß von seiner einfachen, aber so überaus lieblichen Schönheit haben will,
Und geht man dann ab und zu, wo's gerade nöthig ist, zur Eisenbahn zurück,
^ kann man in Tagen, wie ich's dem freundlichen Leser zeigen will, viel,
d'e ganze würtemberger Geographie fast, durchmachen.

Es war im September, in jenem Monat, wo zwar der Tag kürzer,
dder die Luft reiner und der Himmel blauer, als im schwülen, ermattenden
Hochsommer ist, wo es sich darum allenthalben am gesichertsten gegen
^etterstörungen und namentlich mit der meisten Garantie für unverkümmerte
^ergaussichten reisen läßt. -- Die schon dem Untergang sich zuneigende Sonne
^änzte in den Fenstern des großen Jagdsaales des Weikersheimer Schlosses.
6s ist dies Schloß ein Prachtstück der Renaissance; der Epheu schlingt sich
^ Portal hinauf, draußen im Garten aber stehen Hecken und Bäume g, ig.
Louis XIV. geschnitten. Unweit des fürstlichen Parkes liegt der Bahnhof,
^o" Mergentheim her. der alten Deutschordensstadt, aus dem Tauberthal
herauf, kam der Zug. Er trat in ein kleineres, von hohen Steilrändern um-
'Mes, das Vorbachthal, ein. Es ging aufwärts. Die Locomotive mühte
^) ab. Die Dunkelheit eines langen Tunnels bereitete auf die der einbrechen-


Bochara und Chiwa bis zum Aralsee; endlich das Turkmenengebiet in den
Steppen am Ostgestade des kaspischen Meeres.

Wenn wir hinzufügen, daß zahlreiche astronomische Ortsbestimmungen in
dem Werke mitgetheilt sind, daß, sowohl vom militärischen wie kaufmännischen
Standpunkte aus die Verkehrsmittel und die Straßen besonders berücksichtigt
wurden, daß die Naturprodukte in jedem einzelnen Abschnitte eingehend er- '
örterr sind, so haben wir wohl genug gesagt, um dies unentbehrliche Werk
dem Soldaten, Politiker und Geographen zu empfehlen. Doppelt willkommen
und weit brauchbarer wäre es aber geworden, wenn demselben — da es doch
wesentlich zum Nachschlagen dient — ein Register beigegeben gewesen wäre.
Wir vermissen dasselbe schmerzlich, umsomehr, da nicht einmal ein Jnhalts-
verzeichniß vorhanden ist.




Herbsttage in Schwaben,
i.
Von Friedrich Lampert.

Flüchtige Skizzen flüchtiger Wandertage! Man wandert so schnell in
Unserer Zeit, selbst wenn das Zufußgehen der Eisenbahnfahrt sich gesellt,
^ut zu Fuß muß man wandern im Schwabenland, wenn man wahren Ge-
Uuß von seiner einfachen, aber so überaus lieblichen Schönheit haben will,
Und geht man dann ab und zu, wo's gerade nöthig ist, zur Eisenbahn zurück,
^ kann man in Tagen, wie ich's dem freundlichen Leser zeigen will, viel,
d'e ganze würtemberger Geographie fast, durchmachen.

Es war im September, in jenem Monat, wo zwar der Tag kürzer,
dder die Luft reiner und der Himmel blauer, als im schwülen, ermattenden
Hochsommer ist, wo es sich darum allenthalben am gesichertsten gegen
^etterstörungen und namentlich mit der meisten Garantie für unverkümmerte
^ergaussichten reisen läßt. — Die schon dem Untergang sich zuneigende Sonne
^änzte in den Fenstern des großen Jagdsaales des Weikersheimer Schlosses.
6s ist dies Schloß ein Prachtstück der Renaissance; der Epheu schlingt sich
^ Portal hinauf, draußen im Garten aber stehen Hecken und Bäume g, ig.
Louis XIV. geschnitten. Unweit des fürstlichen Parkes liegt der Bahnhof,
^o« Mergentheim her. der alten Deutschordensstadt, aus dem Tauberthal
herauf, kam der Zug. Er trat in ein kleineres, von hohen Steilrändern um-
'Mes, das Vorbachthal, ein. Es ging aufwärts. Die Locomotive mühte
^) ab. Die Dunkelheit eines langen Tunnels bereitete auf die der einbrechen-


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[0191] Bochara und Chiwa bis zum Aralsee; endlich das Turkmenengebiet in den Steppen am Ostgestade des kaspischen Meeres. Wenn wir hinzufügen, daß zahlreiche astronomische Ortsbestimmungen in dem Werke mitgetheilt sind, daß, sowohl vom militärischen wie kaufmännischen Standpunkte aus die Verkehrsmittel und die Straßen besonders berücksichtigt wurden, daß die Naturprodukte in jedem einzelnen Abschnitte eingehend er- ' örterr sind, so haben wir wohl genug gesagt, um dies unentbehrliche Werk dem Soldaten, Politiker und Geographen zu empfehlen. Doppelt willkommen und weit brauchbarer wäre es aber geworden, wenn demselben — da es doch wesentlich zum Nachschlagen dient — ein Register beigegeben gewesen wäre. Wir vermissen dasselbe schmerzlich, umsomehr, da nicht einmal ein Jnhalts- verzeichniß vorhanden ist. Herbsttage in Schwaben, i. Von Friedrich Lampert. Flüchtige Skizzen flüchtiger Wandertage! Man wandert so schnell in Unserer Zeit, selbst wenn das Zufußgehen der Eisenbahnfahrt sich gesellt, ^ut zu Fuß muß man wandern im Schwabenland, wenn man wahren Ge- Uuß von seiner einfachen, aber so überaus lieblichen Schönheit haben will, Und geht man dann ab und zu, wo's gerade nöthig ist, zur Eisenbahn zurück, ^ kann man in Tagen, wie ich's dem freundlichen Leser zeigen will, viel, d'e ganze würtemberger Geographie fast, durchmachen. Es war im September, in jenem Monat, wo zwar der Tag kürzer, dder die Luft reiner und der Himmel blauer, als im schwülen, ermattenden Hochsommer ist, wo es sich darum allenthalben am gesichertsten gegen ^etterstörungen und namentlich mit der meisten Garantie für unverkümmerte ^ergaussichten reisen läßt. — Die schon dem Untergang sich zuneigende Sonne ^änzte in den Fenstern des großen Jagdsaales des Weikersheimer Schlosses. 6s ist dies Schloß ein Prachtstück der Renaissance; der Epheu schlingt sich ^ Portal hinauf, draußen im Garten aber stehen Hecken und Bäume g, ig. Louis XIV. geschnitten. Unweit des fürstlichen Parkes liegt der Bahnhof, ^o« Mergentheim her. der alten Deutschordensstadt, aus dem Tauberthal herauf, kam der Zug. Er trat in ein kleineres, von hohen Steilrändern um- 'Mes, das Vorbachthal, ein. Es ging aufwärts. Die Locomotive mühte ^) ab. Die Dunkelheit eines langen Tunnels bereitete auf die der einbrechen-

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 33, 1874, II. Semester, II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341819_359154/191>, abgerufen am 28.12.2024.