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Die Grenzboten. Jg. 33, 1874, II. Semester, I. Band.

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Denn, wie schon bemerkt, das Kirchengut gehört nach strengem Rechte
nur den Altkatholiken, weil die römisch-jesuitische Partei den früheren Stand¬
punkt des römisch-katholischen Glaubens und damit die Boraussetzung und
Bedingung verändert hat. auf deren Grund der römisch-katholischen Kirche
ihre Rechte im Preußischen Staate gewährleistet sind. -- und nicht aus recht¬
lichen, sondern nur aus politischen Gründen ist es zu entschuldigen, wenn
der preußische Staat noch den Anspruch der römisch-jesuitischen Partei auf
den Genuß der in §. Is gewährleisteten Rechte zuläßt.

Zum Schlüsse richten wir nun umgekehrt an die "Germania" die Fragen:

1) Waren alle oben angeführten Concilien und Bischöfe, welche die Päpste
für Ketzer erklärten und absetzten, noch römisch-katholisch? waren namentlich
auch die deutschen Erzbischöfe von Cöln. Trier:c. 1786 noch römisch-katho¬
lisch, als sie dem Papste immer nur auf S Jahre Rechte in der deutschen
katholischen Kirche gewähren wollten, und so ihm nicht einmal eine.jurisclietio,
geschweige kirchliche Autonomie oder gar Jnfallibilität zugestanden? Hatten
sie einen andern Standpunkt als die heutigen Altkatholiken?

2) War Bonifacius noch römisch-katholisch, indem er dem Papste nur
die Patriarchenrechte Lseunäum vapores zugestand, die Jnfallibilität aber auf
das Entschiedenste mit den Worten verwarf: s, vczmiue est juZieanäus, nisi
tortg äexredöluZatur a, na"z äevius? Der heilige Bonifacius war also ein
ächter Altkatholik, und ist schwerlich sehr erbaut, wenn die von seinemGlauben
abgefallenen deutschen Bischöfe an seinem Grabe erscheinen.

Das widmen wir dem Centrum des deutschen Reichstags.


Dr. Eduard Köllner.


Z)le Schlacht von Mola am 24. Iebruar 1525
das "Sedan" des 16. Jahrhunderts
von
Max Jähns. IV. (Schluß.)

Auf beiden Flügeln war der Sieg entschieden, im Centrum kaum noch
zweifelhaft. Hier tummelte noch immer der tapfere König, obwohl auch um
ihn her die Hakenschützen gewaltig wirkten, sein Streitroß. Als er endlich
einmal um sich sah, erblickte er rechts und links sein Heer in voller Flucht.
"Um Gott, was ist das!?" rief er aus; er hoffte wenigstens die Schweizer


Denn, wie schon bemerkt, das Kirchengut gehört nach strengem Rechte
nur den Altkatholiken, weil die römisch-jesuitische Partei den früheren Stand¬
punkt des römisch-katholischen Glaubens und damit die Boraussetzung und
Bedingung verändert hat. auf deren Grund der römisch-katholischen Kirche
ihre Rechte im Preußischen Staate gewährleistet sind. — und nicht aus recht¬
lichen, sondern nur aus politischen Gründen ist es zu entschuldigen, wenn
der preußische Staat noch den Anspruch der römisch-jesuitischen Partei auf
den Genuß der in §. Is gewährleisteten Rechte zuläßt.

Zum Schlüsse richten wir nun umgekehrt an die „Germania" die Fragen:

1) Waren alle oben angeführten Concilien und Bischöfe, welche die Päpste
für Ketzer erklärten und absetzten, noch römisch-katholisch? waren namentlich
auch die deutschen Erzbischöfe von Cöln. Trier:c. 1786 noch römisch-katho¬
lisch, als sie dem Papste immer nur auf S Jahre Rechte in der deutschen
katholischen Kirche gewähren wollten, und so ihm nicht einmal eine.jurisclietio,
geschweige kirchliche Autonomie oder gar Jnfallibilität zugestanden? Hatten
sie einen andern Standpunkt als die heutigen Altkatholiken?

2) War Bonifacius noch römisch-katholisch, indem er dem Papste nur
die Patriarchenrechte Lseunäum vapores zugestand, die Jnfallibilität aber auf
das Entschiedenste mit den Worten verwarf: s, vczmiue est juZieanäus, nisi
tortg äexredöluZatur a, na«z äevius? Der heilige Bonifacius war also ein
ächter Altkatholik, und ist schwerlich sehr erbaut, wenn die von seinemGlauben
abgefallenen deutschen Bischöfe an seinem Grabe erscheinen.

Das widmen wir dem Centrum des deutschen Reichstags.


Dr. Eduard Köllner.


Z)le Schlacht von Mola am 24. Iebruar 1525
das „Sedan" des 16. Jahrhunderts
von
Max Jähns. IV. (Schluß.)

Auf beiden Flügeln war der Sieg entschieden, im Centrum kaum noch
zweifelhaft. Hier tummelte noch immer der tapfere König, obwohl auch um
ihn her die Hakenschützen gewaltig wirkten, sein Streitroß. Als er endlich
einmal um sich sah, erblickte er rechts und links sein Heer in voller Flucht.
„Um Gott, was ist das!?" rief er aus; er hoffte wenigstens die Schweizer


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[0138] Denn, wie schon bemerkt, das Kirchengut gehört nach strengem Rechte nur den Altkatholiken, weil die römisch-jesuitische Partei den früheren Stand¬ punkt des römisch-katholischen Glaubens und damit die Boraussetzung und Bedingung verändert hat. auf deren Grund der römisch-katholischen Kirche ihre Rechte im Preußischen Staate gewährleistet sind. — und nicht aus recht¬ lichen, sondern nur aus politischen Gründen ist es zu entschuldigen, wenn der preußische Staat noch den Anspruch der römisch-jesuitischen Partei auf den Genuß der in §. Is gewährleisteten Rechte zuläßt. Zum Schlüsse richten wir nun umgekehrt an die „Germania" die Fragen: 1) Waren alle oben angeführten Concilien und Bischöfe, welche die Päpste für Ketzer erklärten und absetzten, noch römisch-katholisch? waren namentlich auch die deutschen Erzbischöfe von Cöln. Trier:c. 1786 noch römisch-katho¬ lisch, als sie dem Papste immer nur auf S Jahre Rechte in der deutschen katholischen Kirche gewähren wollten, und so ihm nicht einmal eine.jurisclietio, geschweige kirchliche Autonomie oder gar Jnfallibilität zugestanden? Hatten sie einen andern Standpunkt als die heutigen Altkatholiken? 2) War Bonifacius noch römisch-katholisch, indem er dem Papste nur die Patriarchenrechte Lseunäum vapores zugestand, die Jnfallibilität aber auf das Entschiedenste mit den Worten verwarf: s, vczmiue est juZieanäus, nisi tortg äexredöluZatur a, na«z äevius? Der heilige Bonifacius war also ein ächter Altkatholik, und ist schwerlich sehr erbaut, wenn die von seinemGlauben abgefallenen deutschen Bischöfe an seinem Grabe erscheinen. Das widmen wir dem Centrum des deutschen Reichstags. Dr. Eduard Köllner. Z)le Schlacht von Mola am 24. Iebruar 1525 das „Sedan" des 16. Jahrhunderts von Max Jähns. IV. (Schluß.) Auf beiden Flügeln war der Sieg entschieden, im Centrum kaum noch zweifelhaft. Hier tummelte noch immer der tapfere König, obwohl auch um ihn her die Hakenschützen gewaltig wirkten, sein Streitroß. Als er endlich einmal um sich sah, erblickte er rechts und links sein Heer in voller Flucht. „Um Gott, was ist das!?" rief er aus; er hoffte wenigstens die Schweizer

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 33, 1874, II. Semester, I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341819_359152/138>, abgerufen am 03.07.2024.