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Die Grenzboten. Jg. 32, 1873, II. Semester. I. Band.

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lich nur wiederholen müßte, wenn der dritte gegen ihn und das Publikum
zugleich galant seyn darf. Zeige dieses Herrn Canzlar vor, in solchen Dingen
ist derselbe gar glücklich. Er hilft euch wohl bald aus aller Verlegenheit.
Es müssen ja nicht ewig Stanzen seyn, für jedes Stück fände sich eine eigne
Form.

Im Gefühl daß ich auch was Schickliches und Artiges zu dieser Hand¬
lung hinzuthun könnte, habe ich schon gestern Abend einiges vorgenommen,
es gelang aber nicht und ich mußte es fahren lassen.

Meine Schlußworte sind also diese: helft euch auf obgesagte Weise! da¬
durch schneidet ihr mir den Weg nicht ab, wenn ich ihn noch betreten kann.
Bringe ich etwas zusammen, so laß ich's gleich hier drucken, sende dir's durch
einen Boten kurz vor Thorschluß. Rechnet aber nicht darauf: denn ich weiß
jetzt noch gar nichts davon.

Daß die drey bösen Dämonen wegbleiben ist sehr gut und braucht keiner
Entschuldigung. In ihrer alten herrlichen Gestalt sind sie zum Trufel geschickt
und, wie sie jetzt, von dorther wiederkehrend, abermals unter uns walten,
würden sie, obgleich maskirt, sich auf einem Maskenball sehr schlecht aus-
nehmen.

So viel für diesmal! Grüße die sämmtlichen Wohlwollenden zum aller-
schönsten, sie mögen ja fleißig beten, damit noch etwas zu Stande komme,
die Muse besonders und die Hoffnung sollens an ihrem Einfluß nicht feh¬
len lassen.

Auf dem Tannenwipfel
d. 13. Febr. 1818.


G.*)
6) Briefe Goethe's an den Kammerherrn H. v. Einsiedel.")

1) Lenz***) wird reisen, Ich habe mich gewöhnt bey meinen Handlungen
meinem Herzen folgen und weder an Misbilligungen noch an Folgen zu
denken. Meine Existenz ist mir solieb, wie jedem andern, ich werde aber
just am wenigsten in Rücksicht auf sie irgend etwas in meinem Betragen
G. ändern.

2) Ich wünsche, daß du es einrichtest, daß ihr morgen Abend nach sechsen
zu mir in Garten kommt. Nachher wollt ich der H.****) die Spässe drüben
über den Stern-j-) Araclatim zeigen. Darüber mußte auch Wielanden 8i-
lentiul" imponirt werden.

Diesen Brief übergieb.


G.





') Nur Unterschrift und Datum sind von Goethe's Hand.
") Der jedenfalls bedeutende literarische Nachlaß Einsiedel's ist leider sehr zerstreut.
Der undatirte Brief gehört zum Jahr 1776 Ende Nov.
""") Der Herzogin.
1'1 Womit jedenfalls die ersten Anlagen des Weimarischen Parks gemeint sind. Der
Brief gehört somit wahrscheinlich ins Jahr 1778.

lich nur wiederholen müßte, wenn der dritte gegen ihn und das Publikum
zugleich galant seyn darf. Zeige dieses Herrn Canzlar vor, in solchen Dingen
ist derselbe gar glücklich. Er hilft euch wohl bald aus aller Verlegenheit.
Es müssen ja nicht ewig Stanzen seyn, für jedes Stück fände sich eine eigne
Form.

Im Gefühl daß ich auch was Schickliches und Artiges zu dieser Hand¬
lung hinzuthun könnte, habe ich schon gestern Abend einiges vorgenommen,
es gelang aber nicht und ich mußte es fahren lassen.

Meine Schlußworte sind also diese: helft euch auf obgesagte Weise! da¬
durch schneidet ihr mir den Weg nicht ab, wenn ich ihn noch betreten kann.
Bringe ich etwas zusammen, so laß ich's gleich hier drucken, sende dir's durch
einen Boten kurz vor Thorschluß. Rechnet aber nicht darauf: denn ich weiß
jetzt noch gar nichts davon.

Daß die drey bösen Dämonen wegbleiben ist sehr gut und braucht keiner
Entschuldigung. In ihrer alten herrlichen Gestalt sind sie zum Trufel geschickt
und, wie sie jetzt, von dorther wiederkehrend, abermals unter uns walten,
würden sie, obgleich maskirt, sich auf einem Maskenball sehr schlecht aus-
nehmen.

So viel für diesmal! Grüße die sämmtlichen Wohlwollenden zum aller-
schönsten, sie mögen ja fleißig beten, damit noch etwas zu Stande komme,
die Muse besonders und die Hoffnung sollens an ihrem Einfluß nicht feh¬
len lassen.

Auf dem Tannenwipfel
d. 13. Febr. 1818.


G.*)
6) Briefe Goethe's an den Kammerherrn H. v. Einsiedel.")

1) Lenz***) wird reisen, Ich habe mich gewöhnt bey meinen Handlungen
meinem Herzen folgen und weder an Misbilligungen noch an Folgen zu
denken. Meine Existenz ist mir solieb, wie jedem andern, ich werde aber
just am wenigsten in Rücksicht auf sie irgend etwas in meinem Betragen
G. ändern.

2) Ich wünsche, daß du es einrichtest, daß ihr morgen Abend nach sechsen
zu mir in Garten kommt. Nachher wollt ich der H.****) die Spässe drüben
über den Stern-j-) Araclatim zeigen. Darüber mußte auch Wielanden 8i-
lentiul» imponirt werden.

Diesen Brief übergieb.


G.





') Nur Unterschrift und Datum sind von Goethe's Hand.
") Der jedenfalls bedeutende literarische Nachlaß Einsiedel's ist leider sehr zerstreut.
Der undatirte Brief gehört zum Jahr 1776 Ende Nov.
""") Der Herzogin.
1'1 Womit jedenfalls die ersten Anlagen des Weimarischen Parks gemeint sind. Der
Brief gehört somit wahrscheinlich ins Jahr 1778.
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[0306] lich nur wiederholen müßte, wenn der dritte gegen ihn und das Publikum zugleich galant seyn darf. Zeige dieses Herrn Canzlar vor, in solchen Dingen ist derselbe gar glücklich. Er hilft euch wohl bald aus aller Verlegenheit. Es müssen ja nicht ewig Stanzen seyn, für jedes Stück fände sich eine eigne Form. Im Gefühl daß ich auch was Schickliches und Artiges zu dieser Hand¬ lung hinzuthun könnte, habe ich schon gestern Abend einiges vorgenommen, es gelang aber nicht und ich mußte es fahren lassen. Meine Schlußworte sind also diese: helft euch auf obgesagte Weise! da¬ durch schneidet ihr mir den Weg nicht ab, wenn ich ihn noch betreten kann. Bringe ich etwas zusammen, so laß ich's gleich hier drucken, sende dir's durch einen Boten kurz vor Thorschluß. Rechnet aber nicht darauf: denn ich weiß jetzt noch gar nichts davon. Daß die drey bösen Dämonen wegbleiben ist sehr gut und braucht keiner Entschuldigung. In ihrer alten herrlichen Gestalt sind sie zum Trufel geschickt und, wie sie jetzt, von dorther wiederkehrend, abermals unter uns walten, würden sie, obgleich maskirt, sich auf einem Maskenball sehr schlecht aus- nehmen. So viel für diesmal! Grüße die sämmtlichen Wohlwollenden zum aller- schönsten, sie mögen ja fleißig beten, damit noch etwas zu Stande komme, die Muse besonders und die Hoffnung sollens an ihrem Einfluß nicht feh¬ len lassen. Auf dem Tannenwipfel d. 13. Febr. 1818. G.*) 6) Briefe Goethe's an den Kammerherrn H. v. Einsiedel.") 1) Lenz***) wird reisen, Ich habe mich gewöhnt bey meinen Handlungen meinem Herzen folgen und weder an Misbilligungen noch an Folgen zu denken. Meine Existenz ist mir solieb, wie jedem andern, ich werde aber just am wenigsten in Rücksicht auf sie irgend etwas in meinem Betragen G. ändern. 2) Ich wünsche, daß du es einrichtest, daß ihr morgen Abend nach sechsen zu mir in Garten kommt. Nachher wollt ich der H.****) die Spässe drüben über den Stern-j-) Araclatim zeigen. Darüber mußte auch Wielanden 8i- lentiul» imponirt werden. Diesen Brief übergieb. G. ') Nur Unterschrift und Datum sind von Goethe's Hand. ") Der jedenfalls bedeutende literarische Nachlaß Einsiedel's ist leider sehr zerstreut. Der undatirte Brief gehört zum Jahr 1776 Ende Nov. """) Der Herzogin. 1'1 Womit jedenfalls die ersten Anlagen des Weimarischen Parks gemeint sind. Der Brief gehört somit wahrscheinlich ins Jahr 1778.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 32, 1873, II. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341817_192802/306>, abgerufen am 05.02.2025.