Die Grenzboten. Jg. 32, 1873, II. Semester. I. Band.Liebster Freund, diesen Augenblick werd' ich aus der Nachbarschaft bey 4) Merck an Einsiedel. Liebster Herr und Freund, ich muß Ihnen zu meinem größten Befremden I. H. Merck. Darmstadt d. 17 Aug. 1779. S) Goethe's Brief an seinen Sohn. Du erinnerst mich mein lieber Sohn an jenem (sie) König, der den Ich sage so viel! Hättest du mir gleich als ihr den Entschluß faßtet, ) Der Kanzler Friedrich v. M. Grenjboten 1873. III.38
Liebster Freund, diesen Augenblick werd' ich aus der Nachbarschaft bey 4) Merck an Einsiedel. Liebster Herr und Freund, ich muß Ihnen zu meinem größten Befremden I. H. Merck. Darmstadt d. 17 Aug. 1779. S) Goethe's Brief an seinen Sohn. Du erinnerst mich mein lieber Sohn an jenem (sie) König, der den Ich sage so viel! Hättest du mir gleich als ihr den Entschluß faßtet, ) Der Kanzler Friedrich v. M. Grenjboten 1873. III.38
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Liebster Freund, diesen Augenblick werd' ich aus der Nachbarschaft bey
Kalb, zu dem ich mich auf meiner Frauen Ersuchen diesen Abend retirirte,
nach Hause geruffen und finde da von unsrer liebenswürdigen Herzogin ein
über allen Ausdruck gütiges Handbriefchen und einen braven Wohlgestalten
neugebohrnen Buben. Ich weiß Sie freuen Sich mit mir — theilen Sie
diese Nachricht Ihren Damen mit und empfehlen Sie mich und meinen Jungen
zu Gnaden. Hier eine Antwort an die Herzogin — welche zu übergeben bitte.
Morgen vormittag geh ich nach Tiefurt und bitte Prinz Constantin zu Ge¬
vattern. Leben Sie wohl — sobald's irgend möglich ist, komme ich doch noch
nach Ettersburg.
4) Merck an Einsiedel.
Liebster Herr und Freund, ich muß Ihnen zu meinem größten Befremden
berichten, daß heute den 17den dieses noch nichts von Ihrem Herrn Bruder
zurückerschienen ist und nun volle 3 Wochen verstrichen sind, ohne daß ich ein
Wort gehört hatte. Er hatte 6 Tage wollen ausbleiben. Das Pferd steht
noch und ich weiß nicht ob ichs abschicken soll. Ich hab ihm eine Landcharte
und Bücher mitgegeben die Quecksilberbergwerke in Mörßfeld und der dortigen
Gegend nicht weit von Crumbach zu durchgehen. Aber das kann so viele
Zeit nicht fressen. Schreiben Sie mir doch mit Einem Worte was ich thun
soll und auch was Sie treiben. Mir gehts leidlich, etwas dumm aber doch
im ganzen gut. Ich habe einige Kupferstiche nach dem Schütz zusammengelegt,
auch die Elektrische Pistole zusamt den Apparat fertig gemacht und werde das
alles nächst abgehen lassen, nebst einem gedruckten Zettel, wie es zu brauchen.
Leben Sie wohl, grüßen Sie Fräulein Thusnelda, Baron Wedel und was
sich Meiner erinnern will. Ich bin ganz der Ihrige
I. H. Merck.
Darmstadt d. 17 Aug. 1779.
S) Goethe's Brief an seinen Sohn.
Du erinnerst mich mein lieber Sohn an jenem (sie) König, der den
goldnen Pokal zum dritten mal in den Strudel warf ohne zu bedenken, daß
der Taucher indeß seine Kraft erschöpfte.
Ich sage so viel! Hättest du mir gleich als ihr den Entschluß faßtet,
Vorsatz und Wünsche gemeldet; so wäre vielleicht etwas zu thun gewesen;
nun scheint es aber ganz unmöglich. Von Herrn von Müller*) vernahm ich
das erste Wort und dachte in meiner Art nach, was poetisches allenfalls hier
zu Hülfe kommen könnte, wobey ich denn fand, daß eine allgemeine Ein¬
leitung hinreichend, ja allein schicklich sey: denn da sie lauter bekannte Mas¬
ken sind, so kann man die leichte Auflösung des Räthsels der Sagacität des
Zuschauers wohl überlassen. Wollte man aber ja ein jedes Stück einführen,
so würde es ein Dritter schicklicher thun als der Dichter selbst, der sich eigene-
) Der Kanzler Friedrich v. M.
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