Die Grenzboten. Jg. 31, 1872, II. Semester. II. Band.aber in das Detail des Dienstes wesentlich eingreifen zu dürfen. Man wollte Marseille's McKgang und seine Koncurrenten aus der Ueberlandroute. Es ist noch gar nicht lange her, daß Marseille unbedingt der blühendste aber in das Detail des Dienstes wesentlich eingreifen zu dürfen. Man wollte Marseille's McKgang und seine Koncurrenten aus der Ueberlandroute. Es ist noch gar nicht lange her, daß Marseille unbedingt der blühendste <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0072" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/128526"/> <p xml:id="ID_158" prev="#ID_157"> aber in das Detail des Dienstes wesentlich eingreifen zu dürfen. Man wollte<lb/> durch dies System, außer der größeren Centralisation und Gleichförmigkeit in<lb/> der ganzen Armee, auch noch die Möglichkeit wahren, bei jedem ausbrechenden<lb/> Kriege die Zusammensetzung der Truppen zu Brigaden, Divisionen und Corps<lb/> und die Besetzung der höheren Stellen gerade so einzurichten, wie es für den<lb/> speciellen Fall am zweckmäßigsten schien. Der Kaiser aber hatte erkannt, daß<lb/> diese Vortheile untergeordnet seien gegenüber dem großen Vorzug des preußi¬<lb/> schen Systems, nach welchem ein General die Truppe, welche er im Felde<lb/> führt, schon im Frieden commandirt und ihre Ausbildung leitet, so daß sich<lb/> beide Theile kennen und die ganze Truppe ein Gefühl alter Zusammengehö-<lb/> r!gkeit durchdringt. Napoleon setzte jedoch dies Project seinen militärischen<lb/> Räthen gegenüber ebenso wenig durch, wie das Verlangen eines unabänder¬<lb/> lichen Jahrescontingents. Seltsames Schauspiel eines Monarchen, der sich den<lb/> Anschein politischer Allmacht gibt und nicht einmal im Stande ist, im eignen<lb/> Reiche das für gut Erkannte durchzuführen. Cin Beweis, daß die Einsicht ohne<lb/> den Charakter nutzlos ist. — Welch' andere Frucht hat der ernste Ueberzeu¬<lb/> gungskampf getragen, den in ganz denselben Jahren König Wilhelm seiner<lb/> ebenfalls widerstrebenden Landesvertretung gegenüber siegreich, wenn auch schwe¬<lb/> ren Herzens durchfochten! — Der Wille ist's, der macht den Mann!</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> </div> <div n="1"> <head> Marseille's McKgang und seine Koncurrenten aus der<lb/> Ueberlandroute.</head><lb/> <p xml:id="ID_159" next="#ID_160"> Es ist noch gar nicht lange her, daß Marseille unbedingt der blühendste<lb/> und wichtigste Hafen am ganzen Mittelmeer war. Das alte Massillia, dessen<lb/> freisinnige städtische Verfassung Aristoteles pries, hatte seinen Ruhm bewährt.<lb/> Würdig und großartig stand der Geburtsort der Marseillaise und — des<lb/> Herrn Thiers in allen seinen Handelsbeziehungen da, eine wahre Königin des<lb/> mediterrannischen Meeres. Barcelona, Genua, Trieft, durch hohe Bergschranken<lb/> vom Binnenlande getrennt, schwer zugängig, konnten mit der leicht erreichbaren<lb/> Stadt unfern der Rhonemündungen nicht concurriren. Selbst das geschäftige<lb/> Livorno zeigte mehr locale Bedeutung. Von Neapel, das faul gleich seinen<lb/> Lazzaroni ist, konnte keine Rede sein — denn Campanien war nie ein handel¬<lb/> treibendes Land; Palermo begnügte sich mit seinem Wein- und Orangehandel.<lb/> Brindisi nannte man gar nicht, Venedig stagnirte in seinen Lagunen, wie es<lb/> Jahrhunderte schon stagnirt. Was Konstantinopel, Smyrna, Alexandria betraf.</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0072]
aber in das Detail des Dienstes wesentlich eingreifen zu dürfen. Man wollte
durch dies System, außer der größeren Centralisation und Gleichförmigkeit in
der ganzen Armee, auch noch die Möglichkeit wahren, bei jedem ausbrechenden
Kriege die Zusammensetzung der Truppen zu Brigaden, Divisionen und Corps
und die Besetzung der höheren Stellen gerade so einzurichten, wie es für den
speciellen Fall am zweckmäßigsten schien. Der Kaiser aber hatte erkannt, daß
diese Vortheile untergeordnet seien gegenüber dem großen Vorzug des preußi¬
schen Systems, nach welchem ein General die Truppe, welche er im Felde
führt, schon im Frieden commandirt und ihre Ausbildung leitet, so daß sich
beide Theile kennen und die ganze Truppe ein Gefühl alter Zusammengehö-
r!gkeit durchdringt. Napoleon setzte jedoch dies Project seinen militärischen
Räthen gegenüber ebenso wenig durch, wie das Verlangen eines unabänder¬
lichen Jahrescontingents. Seltsames Schauspiel eines Monarchen, der sich den
Anschein politischer Allmacht gibt und nicht einmal im Stande ist, im eignen
Reiche das für gut Erkannte durchzuführen. Cin Beweis, daß die Einsicht ohne
den Charakter nutzlos ist. — Welch' andere Frucht hat der ernste Ueberzeu¬
gungskampf getragen, den in ganz denselben Jahren König Wilhelm seiner
ebenfalls widerstrebenden Landesvertretung gegenüber siegreich, wenn auch schwe¬
ren Herzens durchfochten! — Der Wille ist's, der macht den Mann!
Marseille's McKgang und seine Koncurrenten aus der
Ueberlandroute.
Es ist noch gar nicht lange her, daß Marseille unbedingt der blühendste
und wichtigste Hafen am ganzen Mittelmeer war. Das alte Massillia, dessen
freisinnige städtische Verfassung Aristoteles pries, hatte seinen Ruhm bewährt.
Würdig und großartig stand der Geburtsort der Marseillaise und — des
Herrn Thiers in allen seinen Handelsbeziehungen da, eine wahre Königin des
mediterrannischen Meeres. Barcelona, Genua, Trieft, durch hohe Bergschranken
vom Binnenlande getrennt, schwer zugängig, konnten mit der leicht erreichbaren
Stadt unfern der Rhonemündungen nicht concurriren. Selbst das geschäftige
Livorno zeigte mehr locale Bedeutung. Von Neapel, das faul gleich seinen
Lazzaroni ist, konnte keine Rede sein — denn Campanien war nie ein handel¬
treibendes Land; Palermo begnügte sich mit seinem Wein- und Orangehandel.
Brindisi nannte man gar nicht, Venedig stagnirte in seinen Lagunen, wie es
Jahrhunderte schon stagnirt. Was Konstantinopel, Smyrna, Alexandria betraf.
Informationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.
Weitere Informationen:Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur. Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja; Nachkorrektur erfolgte automatisch.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2025 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |