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Die Grenzboten. Jg. 31, 1872, II. Semester. II. Band.

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Weihmchtsöücherschau.

Die Arnoldische Buchhandlung in Leipzig, deren freundliche
Illustrationen zu Franz Schubert's Liedern wir neulich erwähnten, bietet uns
zum Feste noch eine besonders glücklich gewählte, feine Gabe in den "Kleinen
Vorlagen zur Blumenmalerei von Marie Remy". Das Werk ist
gleich dem erstgenannten auf Lieferungen eingerichtet, und auch hier liegt uns
zur Zeit blos die erste Lieferung vor. Aber schon jetzt läßt sich erkennen, in
welchem Sinne die Aufgabe unternommen und gelöst ist. Die Künstlerin
bietet Blumen, welche sie nach der Natur gemalt, treu studirt und künstlerisch
gruppirt hat, zur mannigfaltigsten praktischen Verwerthung und Verwendung.
Wir erblicken das größte Verdienst dieses Unternehmens in der gediegenen
Anleitung, welche diese Vorlagen ausübenden Dilettanten zur Aneignung der
nöthigen'Technik gewähren, und sie dadurch befähigen, selbst die Natur nach¬
zubilden, andere Blumen und Pflanzen zu geschmackvollen Sträußchen ver¬
einigt darzustellen. Und wenn die Technik in Gouache -- in der die Vorlagen
ausgeführt sind, glücklich bewältigt ist, so mag auch die Aquarell- und
namentlich die Oelfarbe versucht werden. Alle die bisher gebotenen Blumen
und Blüthen verrathen die geübte Künstlerin und Lehrerin ihrer Kunst, und
zugleich eine recht sinnige wahre Ausfassung der Natur. Wir würden uns
sehr freuen, wenn diese bescheidenen und doch so ansprechenden Blätter das
ihrige dazu beitrügen, der augcnverderbenden zeitraubenden Spielerei mit ge¬
theiltem Stramin u. s. w. oder wie sonst die Zwangsdienste am Stickrahmen
heißen mögen, zu verdrängen, und dagegen unsern Mädchen und Frauen eine
recht frische selbstschaffende Pinselführung in ihren Musenstunden zu lehren.
Die Mannigfaltigkeit der Verwendung solcher kleinen Gemälde ist schon nach
der Anleitung, welche der Umschlag 'bietet, eine erstaunlich große. Und die
Phantasie der Maler und Malerinnen, die bei diesen Vorlagen in die Schule
gehen, wird vermuthlich, wenn es noth thut, noch ein ganzes Theil andere
Nutzanwendungen für die kleinen Bilder hinzu erfinden.'

Die jetzt vorliegenden sechs Blätter enthalten Veilchen, Pfirsich- und
Aprikosenblüthen, Vogel mit Kirschenzweig, Nuß- und Apfelblüthenzweig,
Stiefmütterchen, Feldblumenstrauß, Waldbeeren, wilde Rosen, Vergißmein¬
nicht, Schneeglöckchen, Erdbeeren, Wald- und Wiesenblümchen. Hoffentlich
beschenkt uns die Künstlerin aus dem fast unbegrenzten Felde ihres Genres
mit einer recht stattlichen Anzahl ähnlicher Blätter.




Literarische Uotiz.

Von Julian Schmidt, dem Versasser der "Deutschen Literatur¬
geschichte", dem vieljährigen Herausgeber unsers Blatts, erscheint in diesen
Tagen die "Geschichte der französischen Literatur seit Ludwig XVI." in zweiter
Auflage, vollständig umgearbeitet und mit ganz neuen Forschungen bereichert.
Indem wir uns eine ausführliche Anzeige vorbehalten, machen wir unsere
Leser vorläufig daraus aufmerksam.




Verantwortlicher Redacteur: or. Hans Blum.
Verlag von K. L. Hervig. -- Druck von Hiithel Legler in Leipzig.
Weihmchtsöücherschau.

Die Arnoldische Buchhandlung in Leipzig, deren freundliche
Illustrationen zu Franz Schubert's Liedern wir neulich erwähnten, bietet uns
zum Feste noch eine besonders glücklich gewählte, feine Gabe in den „Kleinen
Vorlagen zur Blumenmalerei von Marie Remy". Das Werk ist
gleich dem erstgenannten auf Lieferungen eingerichtet, und auch hier liegt uns
zur Zeit blos die erste Lieferung vor. Aber schon jetzt läßt sich erkennen, in
welchem Sinne die Aufgabe unternommen und gelöst ist. Die Künstlerin
bietet Blumen, welche sie nach der Natur gemalt, treu studirt und künstlerisch
gruppirt hat, zur mannigfaltigsten praktischen Verwerthung und Verwendung.
Wir erblicken das größte Verdienst dieses Unternehmens in der gediegenen
Anleitung, welche diese Vorlagen ausübenden Dilettanten zur Aneignung der
nöthigen'Technik gewähren, und sie dadurch befähigen, selbst die Natur nach¬
zubilden, andere Blumen und Pflanzen zu geschmackvollen Sträußchen ver¬
einigt darzustellen. Und wenn die Technik in Gouache — in der die Vorlagen
ausgeführt sind, glücklich bewältigt ist, so mag auch die Aquarell- und
namentlich die Oelfarbe versucht werden. Alle die bisher gebotenen Blumen
und Blüthen verrathen die geübte Künstlerin und Lehrerin ihrer Kunst, und
zugleich eine recht sinnige wahre Ausfassung der Natur. Wir würden uns
sehr freuen, wenn diese bescheidenen und doch so ansprechenden Blätter das
ihrige dazu beitrügen, der augcnverderbenden zeitraubenden Spielerei mit ge¬
theiltem Stramin u. s. w. oder wie sonst die Zwangsdienste am Stickrahmen
heißen mögen, zu verdrängen, und dagegen unsern Mädchen und Frauen eine
recht frische selbstschaffende Pinselführung in ihren Musenstunden zu lehren.
Die Mannigfaltigkeit der Verwendung solcher kleinen Gemälde ist schon nach
der Anleitung, welche der Umschlag 'bietet, eine erstaunlich große. Und die
Phantasie der Maler und Malerinnen, die bei diesen Vorlagen in die Schule
gehen, wird vermuthlich, wenn es noth thut, noch ein ganzes Theil andere
Nutzanwendungen für die kleinen Bilder hinzu erfinden.'

Die jetzt vorliegenden sechs Blätter enthalten Veilchen, Pfirsich- und
Aprikosenblüthen, Vogel mit Kirschenzweig, Nuß- und Apfelblüthenzweig,
Stiefmütterchen, Feldblumenstrauß, Waldbeeren, wilde Rosen, Vergißmein¬
nicht, Schneeglöckchen, Erdbeeren, Wald- und Wiesenblümchen. Hoffentlich
beschenkt uns die Künstlerin aus dem fast unbegrenzten Felde ihres Genres
mit einer recht stattlichen Anzahl ähnlicher Blätter.




Literarische Uotiz.

Von Julian Schmidt, dem Versasser der „Deutschen Literatur¬
geschichte", dem vieljährigen Herausgeber unsers Blatts, erscheint in diesen
Tagen die „Geschichte der französischen Literatur seit Ludwig XVI." in zweiter
Auflage, vollständig umgearbeitet und mit ganz neuen Forschungen bereichert.
Indem wir uns eine ausführliche Anzeige vorbehalten, machen wir unsere
Leser vorläufig daraus aufmerksam.




Verantwortlicher Redacteur: or. Hans Blum.
Verlag von K. L. Hervig. — Druck von Hiithel Legler in Leipzig.
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[0408] Weihmchtsöücherschau. Die Arnoldische Buchhandlung in Leipzig, deren freundliche Illustrationen zu Franz Schubert's Liedern wir neulich erwähnten, bietet uns zum Feste noch eine besonders glücklich gewählte, feine Gabe in den „Kleinen Vorlagen zur Blumenmalerei von Marie Remy". Das Werk ist gleich dem erstgenannten auf Lieferungen eingerichtet, und auch hier liegt uns zur Zeit blos die erste Lieferung vor. Aber schon jetzt läßt sich erkennen, in welchem Sinne die Aufgabe unternommen und gelöst ist. Die Künstlerin bietet Blumen, welche sie nach der Natur gemalt, treu studirt und künstlerisch gruppirt hat, zur mannigfaltigsten praktischen Verwerthung und Verwendung. Wir erblicken das größte Verdienst dieses Unternehmens in der gediegenen Anleitung, welche diese Vorlagen ausübenden Dilettanten zur Aneignung der nöthigen'Technik gewähren, und sie dadurch befähigen, selbst die Natur nach¬ zubilden, andere Blumen und Pflanzen zu geschmackvollen Sträußchen ver¬ einigt darzustellen. Und wenn die Technik in Gouache — in der die Vorlagen ausgeführt sind, glücklich bewältigt ist, so mag auch die Aquarell- und namentlich die Oelfarbe versucht werden. Alle die bisher gebotenen Blumen und Blüthen verrathen die geübte Künstlerin und Lehrerin ihrer Kunst, und zugleich eine recht sinnige wahre Ausfassung der Natur. Wir würden uns sehr freuen, wenn diese bescheidenen und doch so ansprechenden Blätter das ihrige dazu beitrügen, der augcnverderbenden zeitraubenden Spielerei mit ge¬ theiltem Stramin u. s. w. oder wie sonst die Zwangsdienste am Stickrahmen heißen mögen, zu verdrängen, und dagegen unsern Mädchen und Frauen eine recht frische selbstschaffende Pinselführung in ihren Musenstunden zu lehren. Die Mannigfaltigkeit der Verwendung solcher kleinen Gemälde ist schon nach der Anleitung, welche der Umschlag 'bietet, eine erstaunlich große. Und die Phantasie der Maler und Malerinnen, die bei diesen Vorlagen in die Schule gehen, wird vermuthlich, wenn es noth thut, noch ein ganzes Theil andere Nutzanwendungen für die kleinen Bilder hinzu erfinden.' Die jetzt vorliegenden sechs Blätter enthalten Veilchen, Pfirsich- und Aprikosenblüthen, Vogel mit Kirschenzweig, Nuß- und Apfelblüthenzweig, Stiefmütterchen, Feldblumenstrauß, Waldbeeren, wilde Rosen, Vergißmein¬ nicht, Schneeglöckchen, Erdbeeren, Wald- und Wiesenblümchen. Hoffentlich beschenkt uns die Künstlerin aus dem fast unbegrenzten Felde ihres Genres mit einer recht stattlichen Anzahl ähnlicher Blätter. Literarische Uotiz. Von Julian Schmidt, dem Versasser der „Deutschen Literatur¬ geschichte", dem vieljährigen Herausgeber unsers Blatts, erscheint in diesen Tagen die „Geschichte der französischen Literatur seit Ludwig XVI." in zweiter Auflage, vollständig umgearbeitet und mit ganz neuen Forschungen bereichert. Indem wir uns eine ausführliche Anzeige vorbehalten, machen wir unsere Leser vorläufig daraus aufmerksam. Verantwortlicher Redacteur: or. Hans Blum. Verlag von K. L. Hervig. — Druck von Hiithel Legler in Leipzig.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 31, 1872, II. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341815_128453/408>, abgerufen am 28.06.2024.