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Die Grenzboten. Jg. 31, 1872, II. Semester. II. Band.

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wirkte das Regiment des Herrn von Horn: indem er ein liberaler preu¬
ßischer Beamter aus der alten guten Schule der durch Intelligenz, Integrität
und Pflichtgefühl ausgezeichneten preußischen Bureaukratie vor allem Sach¬
lichkeit und Unparteilichkeit allen Regierungsmaßregeln zur Grundlage gab,
wollte er einerseits den wirthschaftlichen Fortschritt der Provinz befördern
und damit den Anlaß der polnischen Opposition zu gerechten Klagen weg¬
nehmen; zugleich aber trat er der Agitation des polnisch-ultramontanen Adels
und Clerus mit Einsicht und Energie entgegen. Freilich, seine Wirksamkeit
fand in der allgemeinen Haltung der Staatsregierung ihre natürlichen Gren¬
zen. Die neue Wendung der allgemeinen preußischen Politik trat erst unter
seinem Nachfolger, dem Grafen Königsmark, ein: über seine Erfolge
zu reden, wäre noch zu früh. Das, was in Posen noch zu thun ist, wiegt
jedenfalls schwerer, als das, was schon gethan ist. Unsere Broschüre formulirt
die Aufgabe sehr richtig: "jede Förderung des Wissens in der Pro¬
vinz ist auch eine Förderung des Deutschthums". Das ist die
Parole, nach der in Posen gehandelt werden muß. Es handelt sich darum,
die Schule weit mehr als bisher zu einem Bildungsmittel des polnischen Volkes
zu machen, die Zügel staatlicher Aufsicht straffer anzuziehen; es handelt sich
zugleich darum, dem Clerus auf die Finger zu sehen, eine antipreußische Agi¬
tation des Clerus, wo man auf ihre Spuren trifft, mit der alleräußersten
Strenge niederzuhalten. Die Provinzialregierung ist heute dazu im Stande,
sie wird von dem Staatsministerium nach Kräften unterstützt: möge sie zeigen
was sie vermag! An Fingerzeigen, an Nachweisungen des Nothwendigen ist
die kleine Schrift reich; wollten wir das Einzelne aushalten, so müßten
wir fast Wort für Wort abschreiben. Wir empfehlen lieber die Lecture des
G -et" anzen.




Kleine Jesprechungen.
Selbstverwaltung und Reform der Gemeinde- und Kreis¬
ordnungen in Preußen, und Selfgovernment in England
und Nordamerika von Dr. I. L. Tellkampf. Berlin, I. Springer
1872.

Eins der liberalen Mitglieder des Herrenhauses, der Breslauer Professor
der Staatswissenschaften, Tellkampf, hat schon im vergangenen Winter
seine Gedanken über die Grundzüge einer nothwendigen Reform unserer Kreis-


wirkte das Regiment des Herrn von Horn: indem er ein liberaler preu¬
ßischer Beamter aus der alten guten Schule der durch Intelligenz, Integrität
und Pflichtgefühl ausgezeichneten preußischen Bureaukratie vor allem Sach¬
lichkeit und Unparteilichkeit allen Regierungsmaßregeln zur Grundlage gab,
wollte er einerseits den wirthschaftlichen Fortschritt der Provinz befördern
und damit den Anlaß der polnischen Opposition zu gerechten Klagen weg¬
nehmen; zugleich aber trat er der Agitation des polnisch-ultramontanen Adels
und Clerus mit Einsicht und Energie entgegen. Freilich, seine Wirksamkeit
fand in der allgemeinen Haltung der Staatsregierung ihre natürlichen Gren¬
zen. Die neue Wendung der allgemeinen preußischen Politik trat erst unter
seinem Nachfolger, dem Grafen Königsmark, ein: über seine Erfolge
zu reden, wäre noch zu früh. Das, was in Posen noch zu thun ist, wiegt
jedenfalls schwerer, als das, was schon gethan ist. Unsere Broschüre formulirt
die Aufgabe sehr richtig: „jede Förderung des Wissens in der Pro¬
vinz ist auch eine Förderung des Deutschthums". Das ist die
Parole, nach der in Posen gehandelt werden muß. Es handelt sich darum,
die Schule weit mehr als bisher zu einem Bildungsmittel des polnischen Volkes
zu machen, die Zügel staatlicher Aufsicht straffer anzuziehen; es handelt sich
zugleich darum, dem Clerus auf die Finger zu sehen, eine antipreußische Agi¬
tation des Clerus, wo man auf ihre Spuren trifft, mit der alleräußersten
Strenge niederzuhalten. Die Provinzialregierung ist heute dazu im Stande,
sie wird von dem Staatsministerium nach Kräften unterstützt: möge sie zeigen
was sie vermag! An Fingerzeigen, an Nachweisungen des Nothwendigen ist
die kleine Schrift reich; wollten wir das Einzelne aushalten, so müßten
wir fast Wort für Wort abschreiben. Wir empfehlen lieber die Lecture des
G -et" anzen.




Kleine Jesprechungen.
Selbstverwaltung und Reform der Gemeinde- und Kreis¬
ordnungen in Preußen, und Selfgovernment in England
und Nordamerika von Dr. I. L. Tellkampf. Berlin, I. Springer
1872.

Eins der liberalen Mitglieder des Herrenhauses, der Breslauer Professor
der Staatswissenschaften, Tellkampf, hat schon im vergangenen Winter
seine Gedanken über die Grundzüge einer nothwendigen Reform unserer Kreis-


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[0246] wirkte das Regiment des Herrn von Horn: indem er ein liberaler preu¬ ßischer Beamter aus der alten guten Schule der durch Intelligenz, Integrität und Pflichtgefühl ausgezeichneten preußischen Bureaukratie vor allem Sach¬ lichkeit und Unparteilichkeit allen Regierungsmaßregeln zur Grundlage gab, wollte er einerseits den wirthschaftlichen Fortschritt der Provinz befördern und damit den Anlaß der polnischen Opposition zu gerechten Klagen weg¬ nehmen; zugleich aber trat er der Agitation des polnisch-ultramontanen Adels und Clerus mit Einsicht und Energie entgegen. Freilich, seine Wirksamkeit fand in der allgemeinen Haltung der Staatsregierung ihre natürlichen Gren¬ zen. Die neue Wendung der allgemeinen preußischen Politik trat erst unter seinem Nachfolger, dem Grafen Königsmark, ein: über seine Erfolge zu reden, wäre noch zu früh. Das, was in Posen noch zu thun ist, wiegt jedenfalls schwerer, als das, was schon gethan ist. Unsere Broschüre formulirt die Aufgabe sehr richtig: „jede Förderung des Wissens in der Pro¬ vinz ist auch eine Förderung des Deutschthums". Das ist die Parole, nach der in Posen gehandelt werden muß. Es handelt sich darum, die Schule weit mehr als bisher zu einem Bildungsmittel des polnischen Volkes zu machen, die Zügel staatlicher Aufsicht straffer anzuziehen; es handelt sich zugleich darum, dem Clerus auf die Finger zu sehen, eine antipreußische Agi¬ tation des Clerus, wo man auf ihre Spuren trifft, mit der alleräußersten Strenge niederzuhalten. Die Provinzialregierung ist heute dazu im Stande, sie wird von dem Staatsministerium nach Kräften unterstützt: möge sie zeigen was sie vermag! An Fingerzeigen, an Nachweisungen des Nothwendigen ist die kleine Schrift reich; wollten wir das Einzelne aushalten, so müßten wir fast Wort für Wort abschreiben. Wir empfehlen lieber die Lecture des G -et" anzen. Kleine Jesprechungen. Selbstverwaltung und Reform der Gemeinde- und Kreis¬ ordnungen in Preußen, und Selfgovernment in England und Nordamerika von Dr. I. L. Tellkampf. Berlin, I. Springer 1872. Eins der liberalen Mitglieder des Herrenhauses, der Breslauer Professor der Staatswissenschaften, Tellkampf, hat schon im vergangenen Winter seine Gedanken über die Grundzüge einer nothwendigen Reform unserer Kreis-

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 31, 1872, II. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341815_128453/246>, abgerufen am 28.06.2024.