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Die Grenzboten. Jg. 31, 1872, II. Semester. I. Band.

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jenigen, die schon angekommen, zu empfangen, welche so lange im Garten
spatzireten, bis daß sie Alle angelanget, worauf sie sich an die Tafel setzten*).

In der Mitte der Tafel hatte Duden eine schöne Pyramide von Confi¬
türen gemachet, welches recht schön war und die anderen Gerichte waren auch
wohl zugerichtet; am allermeisten aber gefiel ihnen der Bremer Stockfisch,
frischer und geräucherter Lachs, Sauerkohl, Krebse, Weintrauben und Pfirsiche
und vom Getränke der alte Rheinwein aus der Rose.

Monsieur Papa und ich standen hinter der hochfürstlichen Tafel und
warteten auf: Im GesundheitMnken wurde aber die Ordnung observiret, wie
sie saßen.

Auf unserem neuen Logement**) saßen der Herr Cousin Schubert,
Kammerdiener Butan und Fairel, Kammerregistrator Schaumburg und Kam¬
merseeretair, dann der Buchverwalter und 4 Kammerjungfern, und weil es
regnete, saßen die Laquaien und Diener mitten im Garten in den beiden
Lusthäusern.

Nachdem zu drei Malen war aufgetragen worden, standen Ihre hoch¬
fürstliche Durchlaucht aus und trunken noch ein und das andere Gläschen
von dem guten Wein, präparirten sich zur Weiterreise und nachdem Sie an
Mr. Papa durch Herrn Kammerregistrator Schaumburg drei schöne silberne
Becher hatten überreichen lassen (bei der vorigen Traktirung hatten Seine
hochfürstliche Durchlaucht Mr. Papa schon mit einem schönen silbernen Ampel
und Gießbecken beschenket) nahmen Sie allerseits Abschied.

Ich machte mich darauf fertig und setzte mich gleichfalls nach hie und
da genommenem Abschied und vielen Danksagungen zu Pferde, wiewohl ich
kaum wegen der großen Menschenmenge, die sowohl im Garten als vor die¬
sem zuschauete, durchkommen konnte und ritt vor Ihrer hochfürstlichen Durch¬
laucht Carl Wilhelms Carosse voran, längs der Grünen Straße. Es wurde
an allen Wachen das Gewehr präsentirt und im Osterthor noch dazu die
Trommel gerühret.

Zu Hastecke ließ sich die Fürstin von Tecklenburg bei Ihrer hochfürstlichen
Durchlaucht anmelden, ihr zu gönnen, daß sie kommen dürfte, Ihnen die




') Im Tagebuche findet sich noch eine Zeichnung des Tisches vor, wie die Gaste saßen,
wobei der Platz jedes Einzelnen mit einer Nummer bezeichnet wurde. Außer dem Fürsten, sowie dem Erbprinzen und dem Fürsten Johann Adolph, deren bereits
erwähnt wurde, sind noch die regierende Fürstin, sowie die Erbprinzessin verzeichnet. Der
Hofstaat, der hier mittafelte, bestand aus: Der Oberhofmeisterin Brandt von Lindau, 4 Hof¬
fräulein, dem Canzler von Schönleben, dem Hofmarschall Brandt von Lindau, den Stall¬
meistern von Fuchs und aus dem Winkel, einem Herrn von Bardeleben und einem Mr. Pröch,
der zugleich als Vorschneider fungirte. Es waren somit im Ganzen Is Personen.
") Empfang und Tractament fand in dem neuerbauten großen Gartenhaus im ehemals
von Eelking'sehen, späteren "Volksgarten" statt.
Grenzboten III. 1872. 45
jenigen, die schon angekommen, zu empfangen, welche so lange im Garten
spatzireten, bis daß sie Alle angelanget, worauf sie sich an die Tafel setzten*).

In der Mitte der Tafel hatte Duden eine schöne Pyramide von Confi¬
türen gemachet, welches recht schön war und die anderen Gerichte waren auch
wohl zugerichtet; am allermeisten aber gefiel ihnen der Bremer Stockfisch,
frischer und geräucherter Lachs, Sauerkohl, Krebse, Weintrauben und Pfirsiche
und vom Getränke der alte Rheinwein aus der Rose.

Monsieur Papa und ich standen hinter der hochfürstlichen Tafel und
warteten auf: Im GesundheitMnken wurde aber die Ordnung observiret, wie
sie saßen.

Auf unserem neuen Logement**) saßen der Herr Cousin Schubert,
Kammerdiener Butan und Fairel, Kammerregistrator Schaumburg und Kam¬
merseeretair, dann der Buchverwalter und 4 Kammerjungfern, und weil es
regnete, saßen die Laquaien und Diener mitten im Garten in den beiden
Lusthäusern.

Nachdem zu drei Malen war aufgetragen worden, standen Ihre hoch¬
fürstliche Durchlaucht aus und trunken noch ein und das andere Gläschen
von dem guten Wein, präparirten sich zur Weiterreise und nachdem Sie an
Mr. Papa durch Herrn Kammerregistrator Schaumburg drei schöne silberne
Becher hatten überreichen lassen (bei der vorigen Traktirung hatten Seine
hochfürstliche Durchlaucht Mr. Papa schon mit einem schönen silbernen Ampel
und Gießbecken beschenket) nahmen Sie allerseits Abschied.

Ich machte mich darauf fertig und setzte mich gleichfalls nach hie und
da genommenem Abschied und vielen Danksagungen zu Pferde, wiewohl ich
kaum wegen der großen Menschenmenge, die sowohl im Garten als vor die¬
sem zuschauete, durchkommen konnte und ritt vor Ihrer hochfürstlichen Durch¬
laucht Carl Wilhelms Carosse voran, längs der Grünen Straße. Es wurde
an allen Wachen das Gewehr präsentirt und im Osterthor noch dazu die
Trommel gerühret.

Zu Hastecke ließ sich die Fürstin von Tecklenburg bei Ihrer hochfürstlichen
Durchlaucht anmelden, ihr zu gönnen, daß sie kommen dürfte, Ihnen die




') Im Tagebuche findet sich noch eine Zeichnung des Tisches vor, wie die Gaste saßen,
wobei der Platz jedes Einzelnen mit einer Nummer bezeichnet wurde. Außer dem Fürsten, sowie dem Erbprinzen und dem Fürsten Johann Adolph, deren bereits
erwähnt wurde, sind noch die regierende Fürstin, sowie die Erbprinzessin verzeichnet. Der
Hofstaat, der hier mittafelte, bestand aus: Der Oberhofmeisterin Brandt von Lindau, 4 Hof¬
fräulein, dem Canzler von Schönleben, dem Hofmarschall Brandt von Lindau, den Stall¬
meistern von Fuchs und aus dem Winkel, einem Herrn von Bardeleben und einem Mr. Pröch,
der zugleich als Vorschneider fungirte. Es waren somit im Ganzen Is Personen.
") Empfang und Tractament fand in dem neuerbauten großen Gartenhaus im ehemals
von Eelking'sehen, späteren „Volksgarten" statt.
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[0353] jenigen, die schon angekommen, zu empfangen, welche so lange im Garten spatzireten, bis daß sie Alle angelanget, worauf sie sich an die Tafel setzten*). In der Mitte der Tafel hatte Duden eine schöne Pyramide von Confi¬ türen gemachet, welches recht schön war und die anderen Gerichte waren auch wohl zugerichtet; am allermeisten aber gefiel ihnen der Bremer Stockfisch, frischer und geräucherter Lachs, Sauerkohl, Krebse, Weintrauben und Pfirsiche und vom Getränke der alte Rheinwein aus der Rose. Monsieur Papa und ich standen hinter der hochfürstlichen Tafel und warteten auf: Im GesundheitMnken wurde aber die Ordnung observiret, wie sie saßen. Auf unserem neuen Logement**) saßen der Herr Cousin Schubert, Kammerdiener Butan und Fairel, Kammerregistrator Schaumburg und Kam¬ merseeretair, dann der Buchverwalter und 4 Kammerjungfern, und weil es regnete, saßen die Laquaien und Diener mitten im Garten in den beiden Lusthäusern. Nachdem zu drei Malen war aufgetragen worden, standen Ihre hoch¬ fürstliche Durchlaucht aus und trunken noch ein und das andere Gläschen von dem guten Wein, präparirten sich zur Weiterreise und nachdem Sie an Mr. Papa durch Herrn Kammerregistrator Schaumburg drei schöne silberne Becher hatten überreichen lassen (bei der vorigen Traktirung hatten Seine hochfürstliche Durchlaucht Mr. Papa schon mit einem schönen silbernen Ampel und Gießbecken beschenket) nahmen Sie allerseits Abschied. Ich machte mich darauf fertig und setzte mich gleichfalls nach hie und da genommenem Abschied und vielen Danksagungen zu Pferde, wiewohl ich kaum wegen der großen Menschenmenge, die sowohl im Garten als vor die¬ sem zuschauete, durchkommen konnte und ritt vor Ihrer hochfürstlichen Durch¬ laucht Carl Wilhelms Carosse voran, längs der Grünen Straße. Es wurde an allen Wachen das Gewehr präsentirt und im Osterthor noch dazu die Trommel gerühret. Zu Hastecke ließ sich die Fürstin von Tecklenburg bei Ihrer hochfürstlichen Durchlaucht anmelden, ihr zu gönnen, daß sie kommen dürfte, Ihnen die ') Im Tagebuche findet sich noch eine Zeichnung des Tisches vor, wie die Gaste saßen, wobei der Platz jedes Einzelnen mit einer Nummer bezeichnet wurde. Außer dem Fürsten, sowie dem Erbprinzen und dem Fürsten Johann Adolph, deren bereits erwähnt wurde, sind noch die regierende Fürstin, sowie die Erbprinzessin verzeichnet. Der Hofstaat, der hier mittafelte, bestand aus: Der Oberhofmeisterin Brandt von Lindau, 4 Hof¬ fräulein, dem Canzler von Schönleben, dem Hofmarschall Brandt von Lindau, den Stall¬ meistern von Fuchs und aus dem Winkel, einem Herrn von Bardeleben und einem Mr. Pröch, der zugleich als Vorschneider fungirte. Es waren somit im Ganzen Is Personen. ") Empfang und Tractament fand in dem neuerbauten großen Gartenhaus im ehemals von Eelking'sehen, späteren „Volksgarten" statt. Grenzboten III. 1872. 45

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 31, 1872, II. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341815_127927/353>, abgerufen am 26.06.2024.