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Die Grenzboten. Jg. 31, 1872, II. Semester. I. Band.

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Hände zu küssen, welches auch geschehen, da sie dann von Ihrer hochfürstlichen
Durchlaucht mit in Ihre Kutsche genommen wurde auf eine halbe Wegstunde
und demander, nachdem sowohl der Erbprinz mit seiner Gemahlin, als auch
der Fürst Johann Adolph dazu gekommen, fuhr sie nach genommenem Ab¬
schied wiederum zurück.

Unterdessen war Mr. Papa nebst Herrn Consul Schubert und Herrn
Kammerdiener Butan so weit avanciret, wie auch ingleichen der Herr Oheim
von Post und Anton, daß sie bei mir ankamen, so daß wir bei Sugolsbrugge
nochmals zusammen kamen, um von Ihrer hochfürstlichen Durchlaucht und
den anderen hochfürstlichen Personen nochmalen Abschied zu nehmen und vor
die uns erzeigte Gnade demüthigst zu danken und zu ferneren hochfürstlichen
Gnaden zu recommandiren. Wir hatten noch etzliche Bouteillen Rheinwein
bei uns genommen, womit wir Ihre hochfürstliche Durchlaucht noch refraichi-
ren könnten, welches sehr wohl ü, propos kam.

Nachdem nun Ihre hochfürstliche Durchlaucht wegen der gehabten Mühe
gedanket, reiseten Sie weiter fort. Dem Herrn Canzler, Hofmarschall und
übrigen Bedienten wurde daraus nochmäler zugebracht und treuherzig Abschied
genommen. Ein Jeder fuhr darauf seines Weges und indem wir wieder nach
Bremen zurückführen, begegnete uns noch der Herr von Bardeleben, Herr
Kammersecretarius und Buchmeister, welche, weil ihr Wagen zerbrochen war,
so lange zurückbleiben mußten. Wir fuhren und ritten darauf wieder nach
unserem Garten und tractirten unsere Verwandten und guten Freunde von
dem übrig Gebliebenen, wobei wir recht munter und lustig waren.

Des andern Tages kamen noch 4 Packwagens und Bagage, vor welchen
des Fürsten Kutschpferde gingen, vor unserm Haus vorbei und nachdem wir
die Bedienten, nämlich Herrn Fourier Meinart, den Silberdiener, des Erb¬
prinzen Pagen und noch ein Stücker Sieben oder Acht auf einem Gläschen
Roth- oder Weißwein beneventiret, und mit dickem Bier proviantiret, nahmen
sie nach vielen Danksagungen und Recommandationen ihren Abschied.




Man findet in dem Reisetagebuche auch bei jeder Tour die Stationen
nach Meilen genau bezeichnet und ersieht bei Aufzeichnung der Ortschaften,
wie schneckenartig das Reisen bei den geringen Mitteln und den schlechten
Wegen vor sich ging. Dann findet man auch genau die Rechnungen über
Transportmittel und Zehrung angeführt, die gegen die heutigen nicht wenig
abweichen. Wir nehmen hier die erste beste, nämlich die von der ersten hol¬
ländischen Reise heraus.


Hände zu küssen, welches auch geschehen, da sie dann von Ihrer hochfürstlichen
Durchlaucht mit in Ihre Kutsche genommen wurde auf eine halbe Wegstunde
und demander, nachdem sowohl der Erbprinz mit seiner Gemahlin, als auch
der Fürst Johann Adolph dazu gekommen, fuhr sie nach genommenem Ab¬
schied wiederum zurück.

Unterdessen war Mr. Papa nebst Herrn Consul Schubert und Herrn
Kammerdiener Butan so weit avanciret, wie auch ingleichen der Herr Oheim
von Post und Anton, daß sie bei mir ankamen, so daß wir bei Sugolsbrugge
nochmals zusammen kamen, um von Ihrer hochfürstlichen Durchlaucht und
den anderen hochfürstlichen Personen nochmalen Abschied zu nehmen und vor
die uns erzeigte Gnade demüthigst zu danken und zu ferneren hochfürstlichen
Gnaden zu recommandiren. Wir hatten noch etzliche Bouteillen Rheinwein
bei uns genommen, womit wir Ihre hochfürstliche Durchlaucht noch refraichi-
ren könnten, welches sehr wohl ü, propos kam.

Nachdem nun Ihre hochfürstliche Durchlaucht wegen der gehabten Mühe
gedanket, reiseten Sie weiter fort. Dem Herrn Canzler, Hofmarschall und
übrigen Bedienten wurde daraus nochmäler zugebracht und treuherzig Abschied
genommen. Ein Jeder fuhr darauf seines Weges und indem wir wieder nach
Bremen zurückführen, begegnete uns noch der Herr von Bardeleben, Herr
Kammersecretarius und Buchmeister, welche, weil ihr Wagen zerbrochen war,
so lange zurückbleiben mußten. Wir fuhren und ritten darauf wieder nach
unserem Garten und tractirten unsere Verwandten und guten Freunde von
dem übrig Gebliebenen, wobei wir recht munter und lustig waren.

Des andern Tages kamen noch 4 Packwagens und Bagage, vor welchen
des Fürsten Kutschpferde gingen, vor unserm Haus vorbei und nachdem wir
die Bedienten, nämlich Herrn Fourier Meinart, den Silberdiener, des Erb¬
prinzen Pagen und noch ein Stücker Sieben oder Acht auf einem Gläschen
Roth- oder Weißwein beneventiret, und mit dickem Bier proviantiret, nahmen
sie nach vielen Danksagungen und Recommandationen ihren Abschied.




Man findet in dem Reisetagebuche auch bei jeder Tour die Stationen
nach Meilen genau bezeichnet und ersieht bei Aufzeichnung der Ortschaften,
wie schneckenartig das Reisen bei den geringen Mitteln und den schlechten
Wegen vor sich ging. Dann findet man auch genau die Rechnungen über
Transportmittel und Zehrung angeführt, die gegen die heutigen nicht wenig
abweichen. Wir nehmen hier die erste beste, nämlich die von der ersten hol¬
ländischen Reise heraus.


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[0354] Hände zu küssen, welches auch geschehen, da sie dann von Ihrer hochfürstlichen Durchlaucht mit in Ihre Kutsche genommen wurde auf eine halbe Wegstunde und demander, nachdem sowohl der Erbprinz mit seiner Gemahlin, als auch der Fürst Johann Adolph dazu gekommen, fuhr sie nach genommenem Ab¬ schied wiederum zurück. Unterdessen war Mr. Papa nebst Herrn Consul Schubert und Herrn Kammerdiener Butan so weit avanciret, wie auch ingleichen der Herr Oheim von Post und Anton, daß sie bei mir ankamen, so daß wir bei Sugolsbrugge nochmals zusammen kamen, um von Ihrer hochfürstlichen Durchlaucht und den anderen hochfürstlichen Personen nochmalen Abschied zu nehmen und vor die uns erzeigte Gnade demüthigst zu danken und zu ferneren hochfürstlichen Gnaden zu recommandiren. Wir hatten noch etzliche Bouteillen Rheinwein bei uns genommen, womit wir Ihre hochfürstliche Durchlaucht noch refraichi- ren könnten, welches sehr wohl ü, propos kam. Nachdem nun Ihre hochfürstliche Durchlaucht wegen der gehabten Mühe gedanket, reiseten Sie weiter fort. Dem Herrn Canzler, Hofmarschall und übrigen Bedienten wurde daraus nochmäler zugebracht und treuherzig Abschied genommen. Ein Jeder fuhr darauf seines Weges und indem wir wieder nach Bremen zurückführen, begegnete uns noch der Herr von Bardeleben, Herr Kammersecretarius und Buchmeister, welche, weil ihr Wagen zerbrochen war, so lange zurückbleiben mußten. Wir fuhren und ritten darauf wieder nach unserem Garten und tractirten unsere Verwandten und guten Freunde von dem übrig Gebliebenen, wobei wir recht munter und lustig waren. Des andern Tages kamen noch 4 Packwagens und Bagage, vor welchen des Fürsten Kutschpferde gingen, vor unserm Haus vorbei und nachdem wir die Bedienten, nämlich Herrn Fourier Meinart, den Silberdiener, des Erb¬ prinzen Pagen und noch ein Stücker Sieben oder Acht auf einem Gläschen Roth- oder Weißwein beneventiret, und mit dickem Bier proviantiret, nahmen sie nach vielen Danksagungen und Recommandationen ihren Abschied. Man findet in dem Reisetagebuche auch bei jeder Tour die Stationen nach Meilen genau bezeichnet und ersieht bei Aufzeichnung der Ortschaften, wie schneckenartig das Reisen bei den geringen Mitteln und den schlechten Wegen vor sich ging. Dann findet man auch genau die Rechnungen über Transportmittel und Zehrung angeführt, die gegen die heutigen nicht wenig abweichen. Wir nehmen hier die erste beste, nämlich die von der ersten hol¬ ländischen Reise heraus.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 31, 1872, II. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341815_127927/354>, abgerufen am 29.06.2024.