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Die Grenzboten. Jg. 31, 1872, II. Semester. I. Band.

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zu halten, welche in die Sphäre unsrer Action einschlagen. -- Dieser Correspondent
könnte, wenn er wollte, seine Briefe mit seinem Namen zeichnen; aber wir könnten sie
auch durch den verantwortlichen Herausgeber unsrer Zeitschrift zeichnen lassen, wie das
in unsern Journalen bei auswärtigen Correspondenzen stets geübt wird. --

Gedenken Sie, theurer Freund, der außerordentlichen Wichtigkeit, welche für Sie
wie für uns darin liegt, daß Frankreich den Dingen nicht fremd bleibt, die in Deutsch¬
land vorgehen. Bedenken Sie, daß mit Ausnahme der oberflächlichen und im eigent¬
lichsten Sinne einseitigen Artikel des Herrn Rene Taillandier in der Revue des
deux Mondes in Frankreich nichts darüber veröffentlicht wird, was man jenseits des
Rheines sagt und denkt. Wir würden sehr gerne uns nicht blos in die ausschließlich
religiöse Sphäre einschließen, sondern gerne thatsächliche und detaillirte Berichte erhalten
über alles, was Literatur, Kunst, Geschichte, selbst Politik betrifft. -- Wir sind gern
bereit, derjenigen Persönlichkeit, welche uns diesen außerordentlichen Dienst leisten würde,
ein bescheidenes Honorar anzubieten, wenn diese Berichte ohne zu großen Aufenthalt
übersetzt werden könnten.

Eine Arbeit über das österreichische Concordat, seine Ursachen und Wirkungen
wäre ganz besonders nützlich für das französische Publicum.

Endlich ist die Kritik von Nohrbacher, von der wir gesprochen haben, von drin¬
gender Nothwendigkeit.

Erbarme Dich meiner, Du Salz der Erde(?), mein Freund.

Reichensperger hat mir geschrieben, daß er den Besuch von Sir John Acton
empfangen und davon reichen Genuß gehabt habe. -- Er scheint nicht sehr zufrieden
mit dem neuen Blatt "Deutschland". Was soll man davon denken?

Verzeihen Sie mir meine Belästigungen, und glauben Sie, theurer Freund, an
meine unveränderliche Ergebenheit.

Ch. de Montalembert.

Bitte, vergessen Sie nicht den regelmäßigen Austausch des "Correspondenten"
gegen die "historisch-politischen Blätter" zu vermitteln, sei es per Post oder auf duch"
händlcrischem Wege. Man könnte die "Blätter" an mich adressiren, 40 Ruf <Zu Laos,
und ich würde mich direct damit befassen, sie im Correspondenten durchgehen oder be¬
sprechen zu lassen."




Livingstone und die Kilquellen.

Die Sache wird immer eonfuser und mystischer! Ein amerikanischer Re¬
porter zieht nach Südostafrika, rüstet auf Kosten seiner Zeitung eine Ent-
deckungsexpedition aus und findet den verschollenen Livingstone. Er kehrt
zurück, berichtet über seine Zusammenkunft mit dem berühmten afrikanischen
Entdecker und stößt in England wie in Deutschland auf die mannichfachsten
Zweifel an seiner Wahrhaftigkeit. Das Wort Humbug wird gelassen aus¬
gesprochen. Livingstone selbst, halb zum Afrikaner geworden, bleibt noch im
Innern des den Weißen so feindlichen Erdtheils und sendet wohl einige
Briefe und kurze Notizen über seine sechsjährige Reisethätigkeit -- aber diese Be¬
richte sind so verworren, so vag und selbst fehlerhaft, daß die Geographie


zu halten, welche in die Sphäre unsrer Action einschlagen. — Dieser Correspondent
könnte, wenn er wollte, seine Briefe mit seinem Namen zeichnen; aber wir könnten sie
auch durch den verantwortlichen Herausgeber unsrer Zeitschrift zeichnen lassen, wie das
in unsern Journalen bei auswärtigen Correspondenzen stets geübt wird. —

Gedenken Sie, theurer Freund, der außerordentlichen Wichtigkeit, welche für Sie
wie für uns darin liegt, daß Frankreich den Dingen nicht fremd bleibt, die in Deutsch¬
land vorgehen. Bedenken Sie, daß mit Ausnahme der oberflächlichen und im eigent¬
lichsten Sinne einseitigen Artikel des Herrn Rene Taillandier in der Revue des
deux Mondes in Frankreich nichts darüber veröffentlicht wird, was man jenseits des
Rheines sagt und denkt. Wir würden sehr gerne uns nicht blos in die ausschließlich
religiöse Sphäre einschließen, sondern gerne thatsächliche und detaillirte Berichte erhalten
über alles, was Literatur, Kunst, Geschichte, selbst Politik betrifft. — Wir sind gern
bereit, derjenigen Persönlichkeit, welche uns diesen außerordentlichen Dienst leisten würde,
ein bescheidenes Honorar anzubieten, wenn diese Berichte ohne zu großen Aufenthalt
übersetzt werden könnten.

Eine Arbeit über das österreichische Concordat, seine Ursachen und Wirkungen
wäre ganz besonders nützlich für das französische Publicum.

Endlich ist die Kritik von Nohrbacher, von der wir gesprochen haben, von drin¬
gender Nothwendigkeit.

Erbarme Dich meiner, Du Salz der Erde(?), mein Freund.

Reichensperger hat mir geschrieben, daß er den Besuch von Sir John Acton
empfangen und davon reichen Genuß gehabt habe. — Er scheint nicht sehr zufrieden
mit dem neuen Blatt „Deutschland". Was soll man davon denken?

Verzeihen Sie mir meine Belästigungen, und glauben Sie, theurer Freund, an
meine unveränderliche Ergebenheit.

Ch. de Montalembert.

Bitte, vergessen Sie nicht den regelmäßigen Austausch des „Correspondenten"
gegen die „historisch-politischen Blätter" zu vermitteln, sei es per Post oder auf duch«
händlcrischem Wege. Man könnte die „Blätter" an mich adressiren, 40 Ruf <Zu Laos,
und ich würde mich direct damit befassen, sie im Correspondenten durchgehen oder be¬
sprechen zu lassen."




Livingstone und die Kilquellen.

Die Sache wird immer eonfuser und mystischer! Ein amerikanischer Re¬
porter zieht nach Südostafrika, rüstet auf Kosten seiner Zeitung eine Ent-
deckungsexpedition aus und findet den verschollenen Livingstone. Er kehrt
zurück, berichtet über seine Zusammenkunft mit dem berühmten afrikanischen
Entdecker und stößt in England wie in Deutschland auf die mannichfachsten
Zweifel an seiner Wahrhaftigkeit. Das Wort Humbug wird gelassen aus¬
gesprochen. Livingstone selbst, halb zum Afrikaner geworden, bleibt noch im
Innern des den Weißen so feindlichen Erdtheils und sendet wohl einige
Briefe und kurze Notizen über seine sechsjährige Reisethätigkeit — aber diese Be¬
richte sind so verworren, so vag und selbst fehlerhaft, daß die Geographie


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[0304] zu halten, welche in die Sphäre unsrer Action einschlagen. — Dieser Correspondent könnte, wenn er wollte, seine Briefe mit seinem Namen zeichnen; aber wir könnten sie auch durch den verantwortlichen Herausgeber unsrer Zeitschrift zeichnen lassen, wie das in unsern Journalen bei auswärtigen Correspondenzen stets geübt wird. — Gedenken Sie, theurer Freund, der außerordentlichen Wichtigkeit, welche für Sie wie für uns darin liegt, daß Frankreich den Dingen nicht fremd bleibt, die in Deutsch¬ land vorgehen. Bedenken Sie, daß mit Ausnahme der oberflächlichen und im eigent¬ lichsten Sinne einseitigen Artikel des Herrn Rene Taillandier in der Revue des deux Mondes in Frankreich nichts darüber veröffentlicht wird, was man jenseits des Rheines sagt und denkt. Wir würden sehr gerne uns nicht blos in die ausschließlich religiöse Sphäre einschließen, sondern gerne thatsächliche und detaillirte Berichte erhalten über alles, was Literatur, Kunst, Geschichte, selbst Politik betrifft. — Wir sind gern bereit, derjenigen Persönlichkeit, welche uns diesen außerordentlichen Dienst leisten würde, ein bescheidenes Honorar anzubieten, wenn diese Berichte ohne zu großen Aufenthalt übersetzt werden könnten. Eine Arbeit über das österreichische Concordat, seine Ursachen und Wirkungen wäre ganz besonders nützlich für das französische Publicum. Endlich ist die Kritik von Nohrbacher, von der wir gesprochen haben, von drin¬ gender Nothwendigkeit. Erbarme Dich meiner, Du Salz der Erde(?), mein Freund. Reichensperger hat mir geschrieben, daß er den Besuch von Sir John Acton empfangen und davon reichen Genuß gehabt habe. — Er scheint nicht sehr zufrieden mit dem neuen Blatt „Deutschland". Was soll man davon denken? Verzeihen Sie mir meine Belästigungen, und glauben Sie, theurer Freund, an meine unveränderliche Ergebenheit. Ch. de Montalembert. Bitte, vergessen Sie nicht den regelmäßigen Austausch des „Correspondenten" gegen die „historisch-politischen Blätter" zu vermitteln, sei es per Post oder auf duch« händlcrischem Wege. Man könnte die „Blätter" an mich adressiren, 40 Ruf <Zu Laos, und ich würde mich direct damit befassen, sie im Correspondenten durchgehen oder be¬ sprechen zu lassen." Livingstone und die Kilquellen. Die Sache wird immer eonfuser und mystischer! Ein amerikanischer Re¬ porter zieht nach Südostafrika, rüstet auf Kosten seiner Zeitung eine Ent- deckungsexpedition aus und findet den verschollenen Livingstone. Er kehrt zurück, berichtet über seine Zusammenkunft mit dem berühmten afrikanischen Entdecker und stößt in England wie in Deutschland auf die mannichfachsten Zweifel an seiner Wahrhaftigkeit. Das Wort Humbug wird gelassen aus¬ gesprochen. Livingstone selbst, halb zum Afrikaner geworden, bleibt noch im Innern des den Weißen so feindlichen Erdtheils und sendet wohl einige Briefe und kurze Notizen über seine sechsjährige Reisethätigkeit — aber diese Be¬ richte sind so verworren, so vag und selbst fehlerhaft, daß die Geographie

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 31, 1872, II. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341815_127927/304>, abgerufen am 22.07.2024.