Die Grenzboten. Jg. 31, 1872, II. Semester. I. Band.acht Jahren etwa das Folgende über die Entsendung Blums nach Wien: An nichts weniger dachte Robert Blum bei der Abreise nach Wien, als Aeisen zu Anfang des vorigen Jahrhunderts. Mitgetheilt von Max von Eelking. IV. Abermalige Reise nach Jever und Holland.*) Den 10. July 1706 bin ich per Postwagen von Hamburg um Uhr ") Der Verfasser dieser Reiseberichte war im December 170S abermals nach Hamburg ab-
gegangen, und reiste im Sommer des folgenden Jahres wieder nach Bremen zurück, um mit dem Vater dann sofort diese Reise anzutreten. Auch die Tour nach Hamburg und wieder Zurück ist ausführlich im Tagebuch aufgezeichnet, da sie aber weniger Interessantes bietet, wird sie hier übergangen. acht Jahren etwa das Folgende über die Entsendung Blums nach Wien: An nichts weniger dachte Robert Blum bei der Abreise nach Wien, als Aeisen zu Anfang des vorigen Jahrhunderts. Mitgetheilt von Max von Eelking. IV. Abermalige Reise nach Jever und Holland.*) Den 10. July 1706 bin ich per Postwagen von Hamburg um Uhr ") Der Verfasser dieser Reiseberichte war im December 170S abermals nach Hamburg ab-
gegangen, und reiste im Sommer des folgenden Jahres wieder nach Bremen zurück, um mit dem Vater dann sofort diese Reise anzutreten. Auch die Tour nach Hamburg und wieder Zurück ist ausführlich im Tagebuch aufgezeichnet, da sie aber weniger Interessantes bietet, wird sie hier übergangen. <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0259" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/128187"/> <p xml:id="ID_878" prev="#ID_877"> acht Jahren etwa das Folgende über die Entsendung Blums nach Wien:<lb/> „Zuerst schwankte die Wahl zwischen Blum und mir. Ihn hielt wohl die Mehrzahl<lb/> von uns in Frankfurt nöthiger als in Wien, mich entbehrlicher als ihn. Da<lb/> zog er mich vor der Stichwahl hinaus, und bat mich dringend, meinerseits<lb/> die Wahl abzulehnen, da er seiner politischen Stellung halber von Frankfurt einige<lb/> Zeit fort müsse. Ich that das, und nun wurde er fast einstimmig gewählt."</p><lb/> <p xml:id="ID_879"> An nichts weniger dachte Robert Blum bei der Abreise nach Wien, als<lb/> daran, sich an der dortigen Revolution activ zu betheiligen, oder gar in jener<lb/> verworrenen Bewegung sein Leben zu enden. Für beides sprechen unzählige<lb/> Beweise: der bekannte Bericht Julius Fröbels vor der Nationalversammlung<lb/> eben so sehr, als jede Zeile der oft gedruckten Wiener Briefe Blums an seine<lb/> Frau und Freunde, und die in neuester Zeit veröffentlichten Actenstücke seines<lb/> kriegsgerichtlichen Processes in Wien. Die Ursache seines Todes vielmehr war<lb/> der denkwürdige Protest, der im Concept seiner Hand vor uns liegt, und in<lb/> welchem er aus dem Stabsstockhause zu Wien den siegreichen Feldherrn der<lb/> österreichischen Adelspartei daran erinnerte, daß sein Haupt unverletzlich und<lb/> nur die verfassunggebende Nationalversammlung der deutschen Nation Richter<lb/> über ihn sei. Dieser felsenfeste Glaube in die gesetzliche Macht und Herrlichkeit<lb/> seines freien Volkes war die tragische Schuld seines Falles. Windischgrätz<lb/> wußte, daß er die nationalen Hoffnungen, welche Deutschland auf das Frank¬<lb/> furter Parlament setzte, ins Herz traf, als er den ihm in sein Hauptquartier<lb/> Hetzendorf überbrachten Protest Blums mit der Ordre zu dessen sofortiger<lb/> Erschießung „in Ermangelung eines Freimannes" beantwortete. Und ganz<lb/> Deutschland hat diese Hinrichtung so empfunden wie sie gemeint war.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> <div n="1"> <head> Aeisen zu Anfang des vorigen Jahrhunderts.<lb/><note type="byline"> Mitgetheilt von Max von Eelking.</note> IV.</head><lb/> <div n="2"> <head> Abermalige Reise nach Jever und Holland.*)</head><lb/> <p xml:id="ID_880" next="#ID_881"> Den 10. July 1706 bin ich per Postwagen von Hamburg um Uhr<lb/> nach Bremen in Compagnie von vier Studiosen, davon drei von Nürnberg,</p><lb/> <note xml:id="FID_60" place="foot"> ") Der Verfasser dieser Reiseberichte war im December 170S abermals nach Hamburg ab-<lb/> gegangen, und reiste im Sommer des folgenden Jahres wieder nach Bremen zurück, um mit<lb/> dem Vater dann sofort diese Reise anzutreten. Auch die Tour nach Hamburg und wieder<lb/> Zurück ist ausführlich im Tagebuch aufgezeichnet, da sie aber weniger Interessantes bietet, wird<lb/> sie hier übergangen.</note><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0259]
acht Jahren etwa das Folgende über die Entsendung Blums nach Wien:
„Zuerst schwankte die Wahl zwischen Blum und mir. Ihn hielt wohl die Mehrzahl
von uns in Frankfurt nöthiger als in Wien, mich entbehrlicher als ihn. Da
zog er mich vor der Stichwahl hinaus, und bat mich dringend, meinerseits
die Wahl abzulehnen, da er seiner politischen Stellung halber von Frankfurt einige
Zeit fort müsse. Ich that das, und nun wurde er fast einstimmig gewählt."
An nichts weniger dachte Robert Blum bei der Abreise nach Wien, als
daran, sich an der dortigen Revolution activ zu betheiligen, oder gar in jener
verworrenen Bewegung sein Leben zu enden. Für beides sprechen unzählige
Beweise: der bekannte Bericht Julius Fröbels vor der Nationalversammlung
eben so sehr, als jede Zeile der oft gedruckten Wiener Briefe Blums an seine
Frau und Freunde, und die in neuester Zeit veröffentlichten Actenstücke seines
kriegsgerichtlichen Processes in Wien. Die Ursache seines Todes vielmehr war
der denkwürdige Protest, der im Concept seiner Hand vor uns liegt, und in
welchem er aus dem Stabsstockhause zu Wien den siegreichen Feldherrn der
österreichischen Adelspartei daran erinnerte, daß sein Haupt unverletzlich und
nur die verfassunggebende Nationalversammlung der deutschen Nation Richter
über ihn sei. Dieser felsenfeste Glaube in die gesetzliche Macht und Herrlichkeit
seines freien Volkes war die tragische Schuld seines Falles. Windischgrätz
wußte, daß er die nationalen Hoffnungen, welche Deutschland auf das Frank¬
furter Parlament setzte, ins Herz traf, als er den ihm in sein Hauptquartier
Hetzendorf überbrachten Protest Blums mit der Ordre zu dessen sofortiger
Erschießung „in Ermangelung eines Freimannes" beantwortete. Und ganz
Deutschland hat diese Hinrichtung so empfunden wie sie gemeint war.
Aeisen zu Anfang des vorigen Jahrhunderts.
Mitgetheilt von Max von Eelking. IV.
Abermalige Reise nach Jever und Holland.*)
Den 10. July 1706 bin ich per Postwagen von Hamburg um Uhr
nach Bremen in Compagnie von vier Studiosen, davon drei von Nürnberg,
") Der Verfasser dieser Reiseberichte war im December 170S abermals nach Hamburg ab-
gegangen, und reiste im Sommer des folgenden Jahres wieder nach Bremen zurück, um mit
dem Vater dann sofort diese Reise anzutreten. Auch die Tour nach Hamburg und wieder
Zurück ist ausführlich im Tagebuch aufgezeichnet, da sie aber weniger Interessantes bietet, wird
sie hier übergangen.
Informationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.
Weitere Informationen:Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur. Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja; Nachkorrektur erfolgte automatisch.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |