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Die Grenzboten. Jg. 31, 1872, I. Semester. II. Band.

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thun Gesundheit und Lebenskraft, Stärke nach Außen und sittliche Dauer¬
haftigkeit nach Innen auf eine unberechenbare Zukunft zu verleihen geeignet
sein soll. Wir können diesen Bau nicht aufführen mit dem mangelhaften
Wissen fremder Völker vom Staat, wenn dieselben auch in staatlichen Leistungen
weiter gekommen waren, als wir bis dahin. Wir können für diesen Bau
noch weniger ausreichen mit den ungenauen Entlehnungen fremden Wissens
vom Staat, die bisher unsere politischen Wege beherrschten. Wenn nun wir,
in Bezug auf die Oeffentlichkeit des Staatslebens bisher theoretisch wie praktisch
des Auslandes Schüler, feit einigen Jahren an den Neubau des deutschen
Staates treten mit dem gerechten Bewußtsein der Ueberlegenheit im
Staatsverständniß über alle anderen Nationen, so verdanken
wir dies eben so sehr der Arbeit eines Mannes, wie wir unsere thatsächliche
Einheit und unsere augenblicklich überlegene Macht der Arbeit eines Mannes
verdanken. Wenn wir das deutsche Staatswesen, das jetzt von dem über¬
legenen praktischen Geist des Einen dieser Männer belebt und zusammenge¬
halten wird, in seinen Institutionen nach dem Staatsverständniß des Andern
ausbauen und dieses Verständniß zum praktischen Eigenthum unserer nationalen
Bildung machen, dann werden wir das Volk sein, in welchem die Gründung
des ersten Staatsmannes unserer Zeit sich selbstthätig forterhält.




Lin heiterer Anfang zur französischen Uevanche.

Die Franzosen haben zwar schon ganz Erkleckliches geleistet in ohn¬
mächtiger Beschimpfung ihrer Besieger, aber dieser Born scheint unerschöpflich
zu sein: das Lieblingsthema von der deutschen Barbarei und Raubgier wird
in immer neuen Wendungen, mit mehr oder weniger Grazie in intmiwrn
weiter behandelt. Einen höchst ergötzlichen Erguß dieser Art liefert das zweite
Februarheft der Revus ass Zeux worass, und da wir unsrerseits der Lectüre
desselben eine heitere Stunde verdanken, so glauben wir uns um diejenigen
Leser der grünen Blätter, denen etwa jenes Erzeugniß des französischen Esprit
entgangen ist, ein Verdienst zu erwerben, wenn wir ihnen von seiner eigent¬
lichen Quintessenz einiges zu kosten geben.

Es ist eine Art Novelle, welche in Briefform die Erlebnisse eines deut¬
schen Kriegers vor und in Paris schildert. "Die Briefe Hermann's und
Dorothea's lautet der vielversprechende Titel. Hermann Schlick ist Philo¬
log, "xrot'össeur en Aree", und steht zur Zeit der Belagerungsarmee vor
Paris; Dorothea ist seine Braut in Berlin. Wir verzichten darauf, den


Grenzbote" II. 1872. 59

thun Gesundheit und Lebenskraft, Stärke nach Außen und sittliche Dauer¬
haftigkeit nach Innen auf eine unberechenbare Zukunft zu verleihen geeignet
sein soll. Wir können diesen Bau nicht aufführen mit dem mangelhaften
Wissen fremder Völker vom Staat, wenn dieselben auch in staatlichen Leistungen
weiter gekommen waren, als wir bis dahin. Wir können für diesen Bau
noch weniger ausreichen mit den ungenauen Entlehnungen fremden Wissens
vom Staat, die bisher unsere politischen Wege beherrschten. Wenn nun wir,
in Bezug auf die Oeffentlichkeit des Staatslebens bisher theoretisch wie praktisch
des Auslandes Schüler, feit einigen Jahren an den Neubau des deutschen
Staates treten mit dem gerechten Bewußtsein der Ueberlegenheit im
Staatsverständniß über alle anderen Nationen, so verdanken
wir dies eben so sehr der Arbeit eines Mannes, wie wir unsere thatsächliche
Einheit und unsere augenblicklich überlegene Macht der Arbeit eines Mannes
verdanken. Wenn wir das deutsche Staatswesen, das jetzt von dem über¬
legenen praktischen Geist des Einen dieser Männer belebt und zusammenge¬
halten wird, in seinen Institutionen nach dem Staatsverständniß des Andern
ausbauen und dieses Verständniß zum praktischen Eigenthum unserer nationalen
Bildung machen, dann werden wir das Volk sein, in welchem die Gründung
des ersten Staatsmannes unserer Zeit sich selbstthätig forterhält.




Lin heiterer Anfang zur französischen Uevanche.

Die Franzosen haben zwar schon ganz Erkleckliches geleistet in ohn¬
mächtiger Beschimpfung ihrer Besieger, aber dieser Born scheint unerschöpflich
zu sein: das Lieblingsthema von der deutschen Barbarei und Raubgier wird
in immer neuen Wendungen, mit mehr oder weniger Grazie in intmiwrn
weiter behandelt. Einen höchst ergötzlichen Erguß dieser Art liefert das zweite
Februarheft der Revus ass Zeux worass, und da wir unsrerseits der Lectüre
desselben eine heitere Stunde verdanken, so glauben wir uns um diejenigen
Leser der grünen Blätter, denen etwa jenes Erzeugniß des französischen Esprit
entgangen ist, ein Verdienst zu erwerben, wenn wir ihnen von seiner eigent¬
lichen Quintessenz einiges zu kosten geben.

Es ist eine Art Novelle, welche in Briefform die Erlebnisse eines deut¬
schen Kriegers vor und in Paris schildert. „Die Briefe Hermann's und
Dorothea's lautet der vielversprechende Titel. Hermann Schlick ist Philo¬
log, „xrot'össeur en Aree", und steht zur Zeit der Belagerungsarmee vor
Paris; Dorothea ist seine Braut in Berlin. Wir verzichten darauf, den


Grenzbote» II. 1872. 59
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[0461] thun Gesundheit und Lebenskraft, Stärke nach Außen und sittliche Dauer¬ haftigkeit nach Innen auf eine unberechenbare Zukunft zu verleihen geeignet sein soll. Wir können diesen Bau nicht aufführen mit dem mangelhaften Wissen fremder Völker vom Staat, wenn dieselben auch in staatlichen Leistungen weiter gekommen waren, als wir bis dahin. Wir können für diesen Bau noch weniger ausreichen mit den ungenauen Entlehnungen fremden Wissens vom Staat, die bisher unsere politischen Wege beherrschten. Wenn nun wir, in Bezug auf die Oeffentlichkeit des Staatslebens bisher theoretisch wie praktisch des Auslandes Schüler, feit einigen Jahren an den Neubau des deutschen Staates treten mit dem gerechten Bewußtsein der Ueberlegenheit im Staatsverständniß über alle anderen Nationen, so verdanken wir dies eben so sehr der Arbeit eines Mannes, wie wir unsere thatsächliche Einheit und unsere augenblicklich überlegene Macht der Arbeit eines Mannes verdanken. Wenn wir das deutsche Staatswesen, das jetzt von dem über¬ legenen praktischen Geist des Einen dieser Männer belebt und zusammenge¬ halten wird, in seinen Institutionen nach dem Staatsverständniß des Andern ausbauen und dieses Verständniß zum praktischen Eigenthum unserer nationalen Bildung machen, dann werden wir das Volk sein, in welchem die Gründung des ersten Staatsmannes unserer Zeit sich selbstthätig forterhält. Lin heiterer Anfang zur französischen Uevanche. Die Franzosen haben zwar schon ganz Erkleckliches geleistet in ohn¬ mächtiger Beschimpfung ihrer Besieger, aber dieser Born scheint unerschöpflich zu sein: das Lieblingsthema von der deutschen Barbarei und Raubgier wird in immer neuen Wendungen, mit mehr oder weniger Grazie in intmiwrn weiter behandelt. Einen höchst ergötzlichen Erguß dieser Art liefert das zweite Februarheft der Revus ass Zeux worass, und da wir unsrerseits der Lectüre desselben eine heitere Stunde verdanken, so glauben wir uns um diejenigen Leser der grünen Blätter, denen etwa jenes Erzeugniß des französischen Esprit entgangen ist, ein Verdienst zu erwerben, wenn wir ihnen von seiner eigent¬ lichen Quintessenz einiges zu kosten geben. Es ist eine Art Novelle, welche in Briefform die Erlebnisse eines deut¬ schen Kriegers vor und in Paris schildert. „Die Briefe Hermann's und Dorothea's lautet der vielversprechende Titel. Hermann Schlick ist Philo¬ log, „xrot'össeur en Aree", und steht zur Zeit der Belagerungsarmee vor Paris; Dorothea ist seine Braut in Berlin. Wir verzichten darauf, den Grenzbote» II. 1872. 59

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 31, 1872, I. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341815_127395/461>, abgerufen am 22.12.2024.