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Die Grenzboten. Jg. 31, 1872, I. Semester. II. Band.

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Krieges zu überwinden hat. Seine Papiere haben sich, durch die pünktliche
Einhaltung der Verpflichtungen, auf den großen Börsenplätzen einen soliden
Namen zu verschaffen gewußt.

Die äußeren Beziehungen Brasiliens mit fremden Staaten sind im
Allgemeinen im verflossenen Jahre freundschaftlicher Art gewesen. Präsident
Grant beglückwünschte in seiner Botschaft den Staat, daß er die Abschaffung
der Sklaverei in Angriff genommen habe. In den Bürgerkrieg zwischen den
Colorados und Blancos in Uruguay, der mehr als einmal die Grenze be¬
drohte, hat Brasilien sich nicht eingemischt. Es begnügte sich damit, einen
Grenzcordon zu ziehen und eine Flotille in den La Plata zu senden. Para¬
guay, seit der Unterwerfung im Jahre 1870 ganz in die Hände Brasiliens
gegeben, hat soeben seinen vollständigen Frieden mit dem Kaiserreich ge¬
schlossen. Der dortige Präsident, Rivarola, war eine Creatur Brasiliens; aber
er hat eine große Partei im Lande gegen sich, und in den neu geschaffenen
Kammern -- Paraguay kannte unter den Francia und Lopez bisher nur die
Dictatur -- kam es am 19. Oetober zu einem förmlichen Gefechte, an dem
auch die Galerie Theil nahm. Branntweinflaschen, Messer und Revolver bil¬
deten die Hauptwaffen, und vier Menschen blieben todt auf dem Platze.
Unter diesen Umständen verzögerte sich die Grenzregulirung zwischen Paraguay
und Brasilien, und so konnte Brasilien erst durch seinen Unterhändler Baron
de Cotegipe die längst von ihm beanspruchten Landstriche von Paraguay ab¬
getreten erhalten.

Die einzige Wolke am Horizont der auswärtigen Politik war der Fall
mit der Nymphe. Die ängstlichen Gemüther in Brasilien, welche das deutsche
Kaiserreich bereits erobernd auftreten sahen, sind nun wieder besänftigt. Aber
es steht zu wünschen, daß unsere Diplomatie den Fall doch im Interesse
unserer in Brasilien angesiedelten Landsleute weiter ausbeuten möge, damit
die letzten Beschränkungen, welche auf diesen noch haften, endlich in Wegfall
kommen; dann wird nichts mehr im Wege stehen, daß die deutsche Einwan¬
derung sich zahlreicher, als bisher, in die ihr zusagenden Südprovinzen ergieße,
zum Nutzen und Frommen beider Theile.


Richard Andree.


Zur Geschichte der Internationale.
5. Die Arbeitseinstellungen.

Wenn man die Internationale anklagt, Arbeitseinstellungen anzustiften,
so protestiren ihre Vertreter energisch dagegen und unterstützen ihre Proteste


Krieges zu überwinden hat. Seine Papiere haben sich, durch die pünktliche
Einhaltung der Verpflichtungen, auf den großen Börsenplätzen einen soliden
Namen zu verschaffen gewußt.

Die äußeren Beziehungen Brasiliens mit fremden Staaten sind im
Allgemeinen im verflossenen Jahre freundschaftlicher Art gewesen. Präsident
Grant beglückwünschte in seiner Botschaft den Staat, daß er die Abschaffung
der Sklaverei in Angriff genommen habe. In den Bürgerkrieg zwischen den
Colorados und Blancos in Uruguay, der mehr als einmal die Grenze be¬
drohte, hat Brasilien sich nicht eingemischt. Es begnügte sich damit, einen
Grenzcordon zu ziehen und eine Flotille in den La Plata zu senden. Para¬
guay, seit der Unterwerfung im Jahre 1870 ganz in die Hände Brasiliens
gegeben, hat soeben seinen vollständigen Frieden mit dem Kaiserreich ge¬
schlossen. Der dortige Präsident, Rivarola, war eine Creatur Brasiliens; aber
er hat eine große Partei im Lande gegen sich, und in den neu geschaffenen
Kammern — Paraguay kannte unter den Francia und Lopez bisher nur die
Dictatur — kam es am 19. Oetober zu einem förmlichen Gefechte, an dem
auch die Galerie Theil nahm. Branntweinflaschen, Messer und Revolver bil¬
deten die Hauptwaffen, und vier Menschen blieben todt auf dem Platze.
Unter diesen Umständen verzögerte sich die Grenzregulirung zwischen Paraguay
und Brasilien, und so konnte Brasilien erst durch seinen Unterhändler Baron
de Cotegipe die längst von ihm beanspruchten Landstriche von Paraguay ab¬
getreten erhalten.

Die einzige Wolke am Horizont der auswärtigen Politik war der Fall
mit der Nymphe. Die ängstlichen Gemüther in Brasilien, welche das deutsche
Kaiserreich bereits erobernd auftreten sahen, sind nun wieder besänftigt. Aber
es steht zu wünschen, daß unsere Diplomatie den Fall doch im Interesse
unserer in Brasilien angesiedelten Landsleute weiter ausbeuten möge, damit
die letzten Beschränkungen, welche auf diesen noch haften, endlich in Wegfall
kommen; dann wird nichts mehr im Wege stehen, daß die deutsche Einwan¬
derung sich zahlreicher, als bisher, in die ihr zusagenden Südprovinzen ergieße,
zum Nutzen und Frommen beider Theile.


Richard Andree.


Zur Geschichte der Internationale.
5. Die Arbeitseinstellungen.

Wenn man die Internationale anklagt, Arbeitseinstellungen anzustiften,
so protestiren ihre Vertreter energisch dagegen und unterstützen ihre Proteste


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[0135] Krieges zu überwinden hat. Seine Papiere haben sich, durch die pünktliche Einhaltung der Verpflichtungen, auf den großen Börsenplätzen einen soliden Namen zu verschaffen gewußt. Die äußeren Beziehungen Brasiliens mit fremden Staaten sind im Allgemeinen im verflossenen Jahre freundschaftlicher Art gewesen. Präsident Grant beglückwünschte in seiner Botschaft den Staat, daß er die Abschaffung der Sklaverei in Angriff genommen habe. In den Bürgerkrieg zwischen den Colorados und Blancos in Uruguay, der mehr als einmal die Grenze be¬ drohte, hat Brasilien sich nicht eingemischt. Es begnügte sich damit, einen Grenzcordon zu ziehen und eine Flotille in den La Plata zu senden. Para¬ guay, seit der Unterwerfung im Jahre 1870 ganz in die Hände Brasiliens gegeben, hat soeben seinen vollständigen Frieden mit dem Kaiserreich ge¬ schlossen. Der dortige Präsident, Rivarola, war eine Creatur Brasiliens; aber er hat eine große Partei im Lande gegen sich, und in den neu geschaffenen Kammern — Paraguay kannte unter den Francia und Lopez bisher nur die Dictatur — kam es am 19. Oetober zu einem förmlichen Gefechte, an dem auch die Galerie Theil nahm. Branntweinflaschen, Messer und Revolver bil¬ deten die Hauptwaffen, und vier Menschen blieben todt auf dem Platze. Unter diesen Umständen verzögerte sich die Grenzregulirung zwischen Paraguay und Brasilien, und so konnte Brasilien erst durch seinen Unterhändler Baron de Cotegipe die längst von ihm beanspruchten Landstriche von Paraguay ab¬ getreten erhalten. Die einzige Wolke am Horizont der auswärtigen Politik war der Fall mit der Nymphe. Die ängstlichen Gemüther in Brasilien, welche das deutsche Kaiserreich bereits erobernd auftreten sahen, sind nun wieder besänftigt. Aber es steht zu wünschen, daß unsere Diplomatie den Fall doch im Interesse unserer in Brasilien angesiedelten Landsleute weiter ausbeuten möge, damit die letzten Beschränkungen, welche auf diesen noch haften, endlich in Wegfall kommen; dann wird nichts mehr im Wege stehen, daß die deutsche Einwan¬ derung sich zahlreicher, als bisher, in die ihr zusagenden Südprovinzen ergieße, zum Nutzen und Frommen beider Theile. Richard Andree. Zur Geschichte der Internationale. 5. Die Arbeitseinstellungen. Wenn man die Internationale anklagt, Arbeitseinstellungen anzustiften, so protestiren ihre Vertreter energisch dagegen und unterstützen ihre Proteste

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 31, 1872, I. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341815_127395/135>, abgerufen am 22.12.2024.