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Die Grenzboten. Jg. 30, 1871, II. Semester. I. Band.

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Erhaltung und fortschreitenden Wohlfahrt bedarf." Die verhängnißvollen
Fehler der östreichischen Politik der Jahre 1803--1803 werden darin zu¬
sammengefaßt, daß sie versäumte unter Beiseitesetzung alles kleinlichen Eigen¬
nutzes nach der Besetzung Hannovers Verbindungen mit den deutschen Höfen
und Rußland anzuknüpfen und statt dessen gegen Baiern ihre alten Eroberungs¬
gedanken auss Neue hervorkehrte. Für England äußert der Verfasser volle
Sympathie. Die Schwäche der Erben Friedrichs des Großen, welche die
Zerstückelung des deutschen Reiches geduldet hätten, verurtheilt er dagegen
auf das strengste. Indem sich Preußen seit dem Basler Frieden unthätig
verhalten habe, habe es zugelassen, daß Frankreich die Uebermacht über das
deutsche Reich erhielt, welche Oestreich von Friedrich genommen worden sei.
Sachsens Lage wird zum Schluß besprochen, um zu zeigen, wie auch das¬
jenige Land, dessen Fürst mit den Grenzen seiner Herrschaft zufrieden allen
Verwicklungen aus dem Wege gegangen sei, unter der allgemeinen Noth durch
das Darniederliegen von Handel und Gewerbe leide.

Der Verfasser der Flugschrift ist weder zur Zeit der Fremdherrschaft von
den französischen Behörden ermittelt worden, noch hat er sich selbst je öffent¬
lich genannt. Der Verdacht der französischen Behörden war auf Grund einer
falschen Denunciation eine Zeitlang gegen Johann Gottfried Past gerichtet
(s. dessen Denkwürdigkeiten S. 301 ffl.). Von deutscher Seite hat man sie
Friedrich Gentz, obwohl ihr einfacher Stil mit seiner Schreibweise wenig
Aehnlichkeit hat, oder auch entschieden irrthümlicher Weise dem Grafen Julius
von Soden zugeschrieben. Neuerdings hat man aber aus einer Notiz der
"Allgemeinen Zeitung" (1841. S. 21) und aus der Schrift von Friedrich
Schultheis: I. PH. Palm, Buchhändler in Nürnberg (Verlag des Nürnberger
Kurier, 1860) erfahren, daß nach Mittheilungen von dem Sohne Palus und
nach einem Zeugniß, das sich angeblich auf die eigene Aussage des Mannes
gründete, Julius Konrad von Uelin der Verfasser war. Er war nach
Schultheis 1771 zu Wassertrüdingen geboren, wurde 1797 Kammerassessor zu
Ansbach, später Professor am dortigen Gymnasium, 1808 Finanzrath, 1813
Oberfinanzrath zu München und starb 1826 in Edinburgh. (Forts, f.)




LMlsivW des bibliothekarischen Jerufs.
Replik.

Meine Abhandlung über Mittel und Aufgaben der deutschen Universi¬
tätsbibliotheken, Tübinger Zeitschrift für Staatswissenschaft, 1870, Heft II,


Erhaltung und fortschreitenden Wohlfahrt bedarf." Die verhängnißvollen
Fehler der östreichischen Politik der Jahre 1803—1803 werden darin zu¬
sammengefaßt, daß sie versäumte unter Beiseitesetzung alles kleinlichen Eigen¬
nutzes nach der Besetzung Hannovers Verbindungen mit den deutschen Höfen
und Rußland anzuknüpfen und statt dessen gegen Baiern ihre alten Eroberungs¬
gedanken auss Neue hervorkehrte. Für England äußert der Verfasser volle
Sympathie. Die Schwäche der Erben Friedrichs des Großen, welche die
Zerstückelung des deutschen Reiches geduldet hätten, verurtheilt er dagegen
auf das strengste. Indem sich Preußen seit dem Basler Frieden unthätig
verhalten habe, habe es zugelassen, daß Frankreich die Uebermacht über das
deutsche Reich erhielt, welche Oestreich von Friedrich genommen worden sei.
Sachsens Lage wird zum Schluß besprochen, um zu zeigen, wie auch das¬
jenige Land, dessen Fürst mit den Grenzen seiner Herrschaft zufrieden allen
Verwicklungen aus dem Wege gegangen sei, unter der allgemeinen Noth durch
das Darniederliegen von Handel und Gewerbe leide.

Der Verfasser der Flugschrift ist weder zur Zeit der Fremdherrschaft von
den französischen Behörden ermittelt worden, noch hat er sich selbst je öffent¬
lich genannt. Der Verdacht der französischen Behörden war auf Grund einer
falschen Denunciation eine Zeitlang gegen Johann Gottfried Past gerichtet
(s. dessen Denkwürdigkeiten S. 301 ffl.). Von deutscher Seite hat man sie
Friedrich Gentz, obwohl ihr einfacher Stil mit seiner Schreibweise wenig
Aehnlichkeit hat, oder auch entschieden irrthümlicher Weise dem Grafen Julius
von Soden zugeschrieben. Neuerdings hat man aber aus einer Notiz der
„Allgemeinen Zeitung" (1841. S. 21) und aus der Schrift von Friedrich
Schultheis: I. PH. Palm, Buchhändler in Nürnberg (Verlag des Nürnberger
Kurier, 1860) erfahren, daß nach Mittheilungen von dem Sohne Palus und
nach einem Zeugniß, das sich angeblich auf die eigene Aussage des Mannes
gründete, Julius Konrad von Uelin der Verfasser war. Er war nach
Schultheis 1771 zu Wassertrüdingen geboren, wurde 1797 Kammerassessor zu
Ansbach, später Professor am dortigen Gymnasium, 1808 Finanzrath, 1813
Oberfinanzrath zu München und starb 1826 in Edinburgh. (Forts, f.)




LMlsivW des bibliothekarischen Jerufs.
Replik.

Meine Abhandlung über Mittel und Aufgaben der deutschen Universi¬
tätsbibliotheken, Tübinger Zeitschrift für Staatswissenschaft, 1870, Heft II,


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[0356] Erhaltung und fortschreitenden Wohlfahrt bedarf." Die verhängnißvollen Fehler der östreichischen Politik der Jahre 1803—1803 werden darin zu¬ sammengefaßt, daß sie versäumte unter Beiseitesetzung alles kleinlichen Eigen¬ nutzes nach der Besetzung Hannovers Verbindungen mit den deutschen Höfen und Rußland anzuknüpfen und statt dessen gegen Baiern ihre alten Eroberungs¬ gedanken auss Neue hervorkehrte. Für England äußert der Verfasser volle Sympathie. Die Schwäche der Erben Friedrichs des Großen, welche die Zerstückelung des deutschen Reiches geduldet hätten, verurtheilt er dagegen auf das strengste. Indem sich Preußen seit dem Basler Frieden unthätig verhalten habe, habe es zugelassen, daß Frankreich die Uebermacht über das deutsche Reich erhielt, welche Oestreich von Friedrich genommen worden sei. Sachsens Lage wird zum Schluß besprochen, um zu zeigen, wie auch das¬ jenige Land, dessen Fürst mit den Grenzen seiner Herrschaft zufrieden allen Verwicklungen aus dem Wege gegangen sei, unter der allgemeinen Noth durch das Darniederliegen von Handel und Gewerbe leide. Der Verfasser der Flugschrift ist weder zur Zeit der Fremdherrschaft von den französischen Behörden ermittelt worden, noch hat er sich selbst je öffent¬ lich genannt. Der Verdacht der französischen Behörden war auf Grund einer falschen Denunciation eine Zeitlang gegen Johann Gottfried Past gerichtet (s. dessen Denkwürdigkeiten S. 301 ffl.). Von deutscher Seite hat man sie Friedrich Gentz, obwohl ihr einfacher Stil mit seiner Schreibweise wenig Aehnlichkeit hat, oder auch entschieden irrthümlicher Weise dem Grafen Julius von Soden zugeschrieben. Neuerdings hat man aber aus einer Notiz der „Allgemeinen Zeitung" (1841. S. 21) und aus der Schrift von Friedrich Schultheis: I. PH. Palm, Buchhändler in Nürnberg (Verlag des Nürnberger Kurier, 1860) erfahren, daß nach Mittheilungen von dem Sohne Palus und nach einem Zeugniß, das sich angeblich auf die eigene Aussage des Mannes gründete, Julius Konrad von Uelin der Verfasser war. Er war nach Schultheis 1771 zu Wassertrüdingen geboren, wurde 1797 Kammerassessor zu Ansbach, später Professor am dortigen Gymnasium, 1808 Finanzrath, 1813 Oberfinanzrath zu München und starb 1826 in Edinburgh. (Forts, f.) LMlsivW des bibliothekarischen Jerufs. Replik. Meine Abhandlung über Mittel und Aufgaben der deutschen Universi¬ tätsbibliotheken, Tübinger Zeitschrift für Staatswissenschaft, 1870, Heft II,

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 30, 1871, II. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341813_126315/356>, abgerufen am 24.07.2024.