Die Grenzboten. Jg. 30, 1871, I. Semester. II. Band.entdecken, mit welcher die große Mehrheit der Schweizer dem neuen Deutsch¬ Kriegs- und IriedensKteratur. ^Fortsetzung.) Ueber unsere politischen Verhältnisse und Persönlichkeiten zeigt Rüstow Inzwischen ist uns auch der 2te Band des "Deutschen Krieges von entdecken, mit welcher die große Mehrheit der Schweizer dem neuen Deutsch¬ Kriegs- und IriedensKteratur. ^Fortsetzung.) Ueber unsere politischen Verhältnisse und Persönlichkeiten zeigt Rüstow Inzwischen ist uns auch der 2te Band des „Deutschen Krieges von <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0085" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/125867"/> <p xml:id="ID_247" prev="#ID_246"> entdecken, mit welcher die große Mehrheit der Schweizer dem neuen Deutsch¬<lb/> land in Krieg und Frieden' gegenüber steht. Einstweilen bin ich in alter Ge¬<lb/><note type="byline"> S..z.</note> sinnung Dein </p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> <div n="1"> <head> Kriegs- und IriedensKteratur.<lb/> ^Fortsetzung.)</head><lb/> <p xml:id="ID_248"> Ueber unsere politischen Verhältnisse und Persönlichkeiten zeigt Rüstow<lb/> wenig mehr Kenntnisse, als die durchschnittlich über Deutschland erbärm¬<lb/> lich unterrichtete schweizerische Presse dem Durchschnittsschweizer anzulernen<lb/> vermag. Im Interesse des Buches selbst, das seines strategischen Inhalts<lb/> halber, auch in Deutschland Verbreitung verdient, unterdrücken wir die<lb/> Aufzählung der Stellen, welche deutsche Leser nicht gerade angenehm be¬<lb/> rühren müssen, nicht weil sie sehr undeutsch, sondern weil sie sehr un¬<lb/> gerecht dargestellt sind. Einen wesentlich anderen Zweck endlich verfolgt<lb/> die dritte Darstellung des eben beendigten Krieges, von Karl Schmeid-<lb/> ler. Die Aufgabe dieses Buches ist. an dem Faden einer lebendigen, an¬<lb/> ziehenden, und für Freund und Feind nahezu parteilosen Schilderung alle<lb/> amtlichen Actenstücke anzureihen, welche in diesem Kriege überhaupt zu'Tage<lb/> gekommen sind, nur etwa die gänzlich unbedeutenden Dinge abgerechnet,<lb/> welche die Blau-, Roth-, Grün-und sonstigen Couleurbücher der kindlichen<lb/> Neugierde verschiedener Parlamente bieten.' In dieser Hinsicht kann die<lb/> Schmeidler'sche Arbeit nur warm empfohlen, nur gründlich und vollständig<lb/> genannt werden, namentlich würde Rüstow darin einen großen Theil desjeni¬<lb/> gen amtlichen deutschen Materials finden, dem er bei seiner Arbeit sorgfältig<lb/> aus dem Wege gegangen zu sein scheint. Bei Schmeidler ist namentlich nichts<lb/> verschleiert, nichts unterdrückt, was das „neutrale Ausland" uns irgendwie<lb/> ungünstig gedeutet hat — im Gegentheil weist Schmeidler wiederholt auf<lb/> mögliche Fehler einzelner deutscher Heerführer mit Offenheit hin, die heutzu¬<lb/> tage noch keineswegs als solche feststehen, wie z. B. das Verhalten des Ge¬<lb/> nerals Steinmetz am Tag von Courcelles und Mars la Tour. Auch die ge¬<lb/> schickte Darstellungsgabe des Verfassers, mit welcher er eine vollständige<lb/> Sammlung aller officiellen Actensiücke: Depeschen vor Augbruch des Kriegs.<lb/> Proclamat'lonen, Verhandlungen des Parlaments, Berichte der Minister. Ge¬<lb/> sandten, und officiellen Journale — immer von ganz Europa — amtliche<lb/> Schlacktberichte u. f. w. während des Kriegs, leicht und gefällig zu verflech- »<lb/> ten weiß, gibt dem Buche bei weitem den Vorzug vor den nackten Urkunden¬<lb/> sammlungen, die ein dürres officielles Gerippe zu Tage fördern aus einem<lb/> lebenswarmen und lebenskräftigen Organismus voll Fleisch und Blut. Doch<lb/> eine doppelte Reserve ist dem Lob dieser Blätter in Hinsicht dieses Buches<lb/> auferlegt; denn der Verfasser ist langjähriger Mitarbeiter, sein Verleger auch<lb/> der Verleger der Grenzboten. Dürftiger sind bei Schmeidler die Erläuterungen<lb/> der strategischen Operationen ausgefallen, eine Beschränkung indessen, die dem<lb/> Zwecke seines Buches entspricht und dem schlichten Laien keineswegs unehren¬<lb/> haft ist.</p><lb/> <p xml:id="ID_249" next="#ID_250"> Inzwischen ist uns auch der 2te Band des „Deutschen Krieges von<lb/> 1866". von Th. Fontane. mit Illustrationen von Ludwig Burger. zuge¬<lb/> gangen. Wort und Bild schildern gleich kunstvoll, treu und, im edelsten<lb/> Sinne des Wortes vornehm, den Feldzug in West- und Mitteldeutschland.<lb/> An diesem Werke erst erkennen wir, wie wenig die Gegenwart noch die Ruhe</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0085]
entdecken, mit welcher die große Mehrheit der Schweizer dem neuen Deutsch¬
land in Krieg und Frieden' gegenüber steht. Einstweilen bin ich in alter Ge¬
S..z. sinnung Dein
Kriegs- und IriedensKteratur.
^Fortsetzung.)
Ueber unsere politischen Verhältnisse und Persönlichkeiten zeigt Rüstow
wenig mehr Kenntnisse, als die durchschnittlich über Deutschland erbärm¬
lich unterrichtete schweizerische Presse dem Durchschnittsschweizer anzulernen
vermag. Im Interesse des Buches selbst, das seines strategischen Inhalts
halber, auch in Deutschland Verbreitung verdient, unterdrücken wir die
Aufzählung der Stellen, welche deutsche Leser nicht gerade angenehm be¬
rühren müssen, nicht weil sie sehr undeutsch, sondern weil sie sehr un¬
gerecht dargestellt sind. Einen wesentlich anderen Zweck endlich verfolgt
die dritte Darstellung des eben beendigten Krieges, von Karl Schmeid-
ler. Die Aufgabe dieses Buches ist. an dem Faden einer lebendigen, an¬
ziehenden, und für Freund und Feind nahezu parteilosen Schilderung alle
amtlichen Actenstücke anzureihen, welche in diesem Kriege überhaupt zu'Tage
gekommen sind, nur etwa die gänzlich unbedeutenden Dinge abgerechnet,
welche die Blau-, Roth-, Grün-und sonstigen Couleurbücher der kindlichen
Neugierde verschiedener Parlamente bieten.' In dieser Hinsicht kann die
Schmeidler'sche Arbeit nur warm empfohlen, nur gründlich und vollständig
genannt werden, namentlich würde Rüstow darin einen großen Theil desjeni¬
gen amtlichen deutschen Materials finden, dem er bei seiner Arbeit sorgfältig
aus dem Wege gegangen zu sein scheint. Bei Schmeidler ist namentlich nichts
verschleiert, nichts unterdrückt, was das „neutrale Ausland" uns irgendwie
ungünstig gedeutet hat — im Gegentheil weist Schmeidler wiederholt auf
mögliche Fehler einzelner deutscher Heerführer mit Offenheit hin, die heutzu¬
tage noch keineswegs als solche feststehen, wie z. B. das Verhalten des Ge¬
nerals Steinmetz am Tag von Courcelles und Mars la Tour. Auch die ge¬
schickte Darstellungsgabe des Verfassers, mit welcher er eine vollständige
Sammlung aller officiellen Actensiücke: Depeschen vor Augbruch des Kriegs.
Proclamat'lonen, Verhandlungen des Parlaments, Berichte der Minister. Ge¬
sandten, und officiellen Journale — immer von ganz Europa — amtliche
Schlacktberichte u. f. w. während des Kriegs, leicht und gefällig zu verflech- »
ten weiß, gibt dem Buche bei weitem den Vorzug vor den nackten Urkunden¬
sammlungen, die ein dürres officielles Gerippe zu Tage fördern aus einem
lebenswarmen und lebenskräftigen Organismus voll Fleisch und Blut. Doch
eine doppelte Reserve ist dem Lob dieser Blätter in Hinsicht dieses Buches
auferlegt; denn der Verfasser ist langjähriger Mitarbeiter, sein Verleger auch
der Verleger der Grenzboten. Dürftiger sind bei Schmeidler die Erläuterungen
der strategischen Operationen ausgefallen, eine Beschränkung indessen, die dem
Zwecke seines Buches entspricht und dem schlichten Laien keineswegs unehren¬
haft ist.
Inzwischen ist uns auch der 2te Band des „Deutschen Krieges von
1866". von Th. Fontane. mit Illustrationen von Ludwig Burger. zuge¬
gangen. Wort und Bild schildern gleich kunstvoll, treu und, im edelsten
Sinne des Wortes vornehm, den Feldzug in West- und Mitteldeutschland.
An diesem Werke erst erkennen wir, wie wenig die Gegenwart noch die Ruhe
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