Die Grenzboten. Jg. 30, 1871, I. Semester. II. Band.Lieber M. Die Schlacht bei AorKing. Erinnerungen eines Freiwilligen. III. Diese ganze Zeit über hatten wir nichts zu thun, als unsre Stellung Lieber M. Die Schlacht bei AorKing. Erinnerungen eines Freiwilligen. III. Diese ganze Zeit über hatten wir nichts zu thun, als unsre Stellung <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0420" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/126202"/><lb/> <p xml:id="ID_1302"><note type="salute"> Lieber M.</note><lb/> In aller Eile nur die Anzeige, daß ich mich wohl befinde. Am Sonn¬<lb/> abend wurde ich in der Straße, in der Nähe von Thier's Hause, arretirt,<lb/> und war schon auf dem Wege in die Kirche Notre-Dame de Lorette, die<lb/> provisorisch als Gefängniß diente, geführt zu werden. Da sagt der eine<lb/> Nationalgardist: wenn ich etwa ein Ausländer sei, so möchte ich meine Pa¬<lb/> piere zeigen. Nein, antwortete ich mit Entrüstung, ^je ne suig pas Pranger,<lb/> ^je suis tiÄNtzg-is oomws vous, <moi<zu' ^Isaeien. — ^.Il si vont-ötW<lb/> ^Isaeisn, vous xouves vous aller. Ich laufe noch! — Meine zwei letzten<lb/> Gehülfen sind gestern Abend fort; ich habe noch keine Nachricht, ob es ihnen<lb/> gelungen ist, aus Paris hinauszukommen, doch ist es wahrscheinlich; denn<lb/> man hatte ihnen ein unfehlbares Mittel offerirt. — Ich könnte im Nothfall<lb/> wohl auch noch fort, aber da ich das ganze große Drama nun einmal bis<lb/> jetzt mit angesehen habe, so will ich auch das Schlußtableau nicht versäumen. —<lb/> Chambord's Cireular ist ein saurer Bissen, aber ich glaube doch, daß wir ihn<lb/> herunterschlucken müssen. Daß Henri V. das Ende vom Liede sein würde,<lb/> ist mir längst wahrscheinlich. Die Republik wird sich nicht halten können,<lb/> und die Orlecmisten allein sind vielleicht die Mehrheit, aber schwerlich stark<lb/> genug, um auf die Dauer den beiden fanatischen Parteien, links die Re¬<lb/> publikaner und rechts die Legitimisten, Stand zu halten. Ist, wie es scheint,<lb/> die Fusion der beiden Zweige ein kg.it aceowM, so würde ich mich darein<lb/><note type="bibl"> Dein O.</note> ergeben. Republik haben wir nun genug genossen. </p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> <div n="1"> <head> Die Schlacht bei AorKing.<lb/> Erinnerungen eines Freiwilligen.<lb/> III.</head><lb/> <p xml:id="ID_1303" next="#ID_1304"> Diese ganze Zeit über hatten wir nichts zu thun, als unsre Stellung<lb/> zu ändern, was wir alle paar Minuten thaten, indem wir bald ein wenig<lb/> mehr zur Rechten den Hügel hinaufrückten, bald etwas weiter unten zur<lb/> Linken Posto faßten, wie, ein Befehl nach dem andern die Linie entlang ging.<lb/> Aber die Stabs-Officiere galoppirten unablässig mit Befehlen umher, während<lb/> 5as Rollen der Artillerie bei diesen unaufhörlichen Bewegungen fast kein<lb/> Ende nahm. Zuletzt trat die ganze Linie unter die Waffen, und die Musik¬<lb/> banden spielten, und der unser Armee-Corps befestigende General kam mit</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0420]
Lieber M.
In aller Eile nur die Anzeige, daß ich mich wohl befinde. Am Sonn¬
abend wurde ich in der Straße, in der Nähe von Thier's Hause, arretirt,
und war schon auf dem Wege in die Kirche Notre-Dame de Lorette, die
provisorisch als Gefängniß diente, geführt zu werden. Da sagt der eine
Nationalgardist: wenn ich etwa ein Ausländer sei, so möchte ich meine Pa¬
piere zeigen. Nein, antwortete ich mit Entrüstung, ^je ne suig pas Pranger,
^je suis tiÄNtzg-is oomws vous, <moi<zu' ^Isaeien. — ^.Il si vont-ötW
^Isaeisn, vous xouves vous aller. Ich laufe noch! — Meine zwei letzten
Gehülfen sind gestern Abend fort; ich habe noch keine Nachricht, ob es ihnen
gelungen ist, aus Paris hinauszukommen, doch ist es wahrscheinlich; denn
man hatte ihnen ein unfehlbares Mittel offerirt. — Ich könnte im Nothfall
wohl auch noch fort, aber da ich das ganze große Drama nun einmal bis
jetzt mit angesehen habe, so will ich auch das Schlußtableau nicht versäumen. —
Chambord's Cireular ist ein saurer Bissen, aber ich glaube doch, daß wir ihn
herunterschlucken müssen. Daß Henri V. das Ende vom Liede sein würde,
ist mir längst wahrscheinlich. Die Republik wird sich nicht halten können,
und die Orlecmisten allein sind vielleicht die Mehrheit, aber schwerlich stark
genug, um auf die Dauer den beiden fanatischen Parteien, links die Re¬
publikaner und rechts die Legitimisten, Stand zu halten. Ist, wie es scheint,
die Fusion der beiden Zweige ein kg.it aceowM, so würde ich mich darein
Dein O. ergeben. Republik haben wir nun genug genossen.
Die Schlacht bei AorKing.
Erinnerungen eines Freiwilligen.
III.
Diese ganze Zeit über hatten wir nichts zu thun, als unsre Stellung
zu ändern, was wir alle paar Minuten thaten, indem wir bald ein wenig
mehr zur Rechten den Hügel hinaufrückten, bald etwas weiter unten zur
Linken Posto faßten, wie, ein Befehl nach dem andern die Linie entlang ging.
Aber die Stabs-Officiere galoppirten unablässig mit Befehlen umher, während
5as Rollen der Artillerie bei diesen unaufhörlichen Bewegungen fast kein
Ende nahm. Zuletzt trat die ganze Linie unter die Waffen, und die Musik¬
banden spielten, und der unser Armee-Corps befestigende General kam mit
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