Die Grenzboten. Jg. 30, 1871, I. Semester. I. Band.daß man der Reichsverfassung eine ehrliche Probe gestatte, man sei dieß Wir können constatiren, daß diese Grundsätze, namentlich das Verlangen Zum Schluß noch einige statistische Notizen über die Wahl. Im Von den abgegebenen Stimmen sielen auf die nationalen Candidaten in ". Mit dem 18. März 1871 ist die Erhebung Berlins zum Range der Der gestrige Einzug des "Königs Wilhelm" soie die meisten Berliner daß man der Reichsverfassung eine ehrliche Probe gestatte, man sei dieß Wir können constatiren, daß diese Grundsätze, namentlich das Verlangen Zum Schluß noch einige statistische Notizen über die Wahl. Im Von den abgegebenen Stimmen sielen auf die nationalen Candidaten in «. Mit dem 18. März 1871 ist die Erhebung Berlins zum Range der Der gestrige Einzug des „Königs Wilhelm" soie die meisten Berliner <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0524" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/125768"/> <p xml:id="ID_1702" prev="#ID_1701"> daß man der Reichsverfassung eine ehrliche Probe gestatte, man sei dieß<lb/> namentlich auch den süddeutschen Regierungen schuldig, Römer weist daher<lb/> auch das Drängen auf Diäten und auf Einführung eines verantwortlichen<lb/> Reichsministeriums zur Zeit entschieden zurück und hebt hervor, daß die Ver¬<lb/> minderung des Aufwandes für das Heer bedingt sei durch die Lage der<lb/> großen Politik.</p><lb/> <p xml:id="ID_1703"> Wir können constatiren, daß diese Grundsätze, namentlich das Verlangen<lb/> einer ehrlichen Probe mit der neuen Verfassung nicht nur in Römer's, son¬<lb/> dern auch in andern Wahlkreisen überall den ungeteilten Beifall der Wähler<lb/> fand und sehen hierin, Angesichts der überschwänglichen Versprechungen der<lb/> demokratischen und ultramontanen Candidaten, einen Beweis dafür, daß<lb/> es der in Schwaben während der letzten 6 Jahre herrschenden groß-deutschen<lb/> Phrase nicht gelungen ist, den gesunden politischen Sinn der Massen auf die<lb/> Dauer zu corrumpiren.</p><lb/> <p xml:id="ID_1704"> Zum Schluß noch einige statistische Notizen über die Wahl. Im<lb/> Ganzen haben in sämmtlichen Wahlkreisen ca. 60 Proc. der Wähler abge¬<lb/> stimmt, eine sehr große Betheiligung, wenn man bedenkt, daß in 8 Wahl¬<lb/> kreisen (1. 2. 4. 5. 7. 10. 11. 14.) die nationalen Candidaten keine Gegner<lb/> hatten, in zwei weiteren aber die demokratischen Bewerber nicht mehr den<lb/> Muth zur persönlichen Bewerbung besaßen und sich auf die Publication ihrer<lb/> Programme beschränkten, so daß es hier an einem Wahlkampf ganz fehlte.</p><lb/> <p xml:id="ID_1705"> Von den abgegebenen Stimmen sielen auf die nationalen Candidaten in<lb/> allen 17 Wahlkreisen zusammen 152,848, auf die demokratischen 17,442, auf<lb/> die ultramontanen 17,043. Vier von den nationalen vereinigten auf sich<lb/> zwischen 10 und 17,000, Sechs zwischen 9 und 10.000, Drei zwischen 7800<lb/> und 9000 Stimmen, Diese Zahlen bedürfen wohl keines Commentars.</p><lb/> <note type="byline"> «.</note><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> <div n="1"> <head> </head><lb/> <p xml:id="ID_1706"> Mit dem 18. März 1871 ist die Erhebung Berlins zum Range der<lb/> deutschen Residenz perfeet geworden; die heutige Frühsonne beleuchtete zum<lb/> ersten Mal das bescheidene Haus, welches der „Prinz von Preußen" sich der¬<lb/> einst gebaut, als Wohnung eines Kaisers.</p><lb/> <p xml:id="ID_1707" next="#ID_1708"> Der gestrige Einzug des „Königs Wilhelm" soie die meisten Berliner<lb/> noch sagen — nur unsere Semiten sprechen mit fehlerloser Konsequenz be¬<lb/> ständig vom Kaiser) wird zu manchen voraufgegangenen Ereignissen in Paral-</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0524]
daß man der Reichsverfassung eine ehrliche Probe gestatte, man sei dieß
namentlich auch den süddeutschen Regierungen schuldig, Römer weist daher
auch das Drängen auf Diäten und auf Einführung eines verantwortlichen
Reichsministeriums zur Zeit entschieden zurück und hebt hervor, daß die Ver¬
minderung des Aufwandes für das Heer bedingt sei durch die Lage der
großen Politik.
Wir können constatiren, daß diese Grundsätze, namentlich das Verlangen
einer ehrlichen Probe mit der neuen Verfassung nicht nur in Römer's, son¬
dern auch in andern Wahlkreisen überall den ungeteilten Beifall der Wähler
fand und sehen hierin, Angesichts der überschwänglichen Versprechungen der
demokratischen und ultramontanen Candidaten, einen Beweis dafür, daß
es der in Schwaben während der letzten 6 Jahre herrschenden groß-deutschen
Phrase nicht gelungen ist, den gesunden politischen Sinn der Massen auf die
Dauer zu corrumpiren.
Zum Schluß noch einige statistische Notizen über die Wahl. Im
Ganzen haben in sämmtlichen Wahlkreisen ca. 60 Proc. der Wähler abge¬
stimmt, eine sehr große Betheiligung, wenn man bedenkt, daß in 8 Wahl¬
kreisen (1. 2. 4. 5. 7. 10. 11. 14.) die nationalen Candidaten keine Gegner
hatten, in zwei weiteren aber die demokratischen Bewerber nicht mehr den
Muth zur persönlichen Bewerbung besaßen und sich auf die Publication ihrer
Programme beschränkten, so daß es hier an einem Wahlkampf ganz fehlte.
Von den abgegebenen Stimmen sielen auf die nationalen Candidaten in
allen 17 Wahlkreisen zusammen 152,848, auf die demokratischen 17,442, auf
die ultramontanen 17,043. Vier von den nationalen vereinigten auf sich
zwischen 10 und 17,000, Sechs zwischen 9 und 10.000, Drei zwischen 7800
und 9000 Stimmen, Diese Zahlen bedürfen wohl keines Commentars.
«.
Mit dem 18. März 1871 ist die Erhebung Berlins zum Range der
deutschen Residenz perfeet geworden; die heutige Frühsonne beleuchtete zum
ersten Mal das bescheidene Haus, welches der „Prinz von Preußen" sich der¬
einst gebaut, als Wohnung eines Kaisers.
Der gestrige Einzug des „Königs Wilhelm" soie die meisten Berliner
noch sagen — nur unsere Semiten sprechen mit fehlerloser Konsequenz be¬
ständig vom Kaiser) wird zu manchen voraufgegangenen Ereignissen in Paral-
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