Die Grenzboten. Jg. 30, 1871, I. Semester. I. Band.Secrs für öffentliche Arbeiten für das Jahr 1871 und die folgenden auf hier¬ Die Thronrede des Königs von Italien hatte hervorgehoben, daß sich Karl Schmeidler. Z)le Kaiserfafirt der Keichstagsdeputation nach Versailles. (Schluß). Ich habe die Residenz der Könige Frankreichs zuerst 1880, später wieder Versailles hat.mir in seiner äußeren Erscheinung jedesmal einen in ge¬ Secrs für öffentliche Arbeiten für das Jahr 1871 und die folgenden auf hier¬ Die Thronrede des Königs von Italien hatte hervorgehoben, daß sich Karl Schmeidler. Z)le Kaiserfafirt der Keichstagsdeputation nach Versailles. (Schluß). Ich habe die Residenz der Könige Frankreichs zuerst 1880, später wieder Versailles hat.mir in seiner äußeren Erscheinung jedesmal einen in ge¬ <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0401" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/125645"/> <p xml:id="ID_1396" prev="#ID_1395"> Secrs für öffentliche Arbeiten für das Jahr 1871 und die folgenden auf hier¬<lb/> über erlassenes königliches Decret 17 Millionen Lire unter dem Titel: „Trans-<lb/> ferirung der Hauptstadt" eingestellt, Art. 3. Der königlichen Regierung wird<lb/> zwei Jahre nach Veröffentlichung des gegenwärtigen Gesetzes das Recht zur<lb/> Expropriation derjenigen, moralischen Körperschaften gehörigen Gebäude in<lb/> Rom ertheilt, welche im allgemeinen Interesse zur Unterbringung von Aemtern<lb/> und Behörden erforderlich sind. Die betreffenden moralischen 'Körperschaften<lb/> werden für ihre dem wahren Werthe nach abgeschätzten Baulichkeiten mit<lb/> Kprocentiger italienischer Rente g,I pari entschädigt. Art. 4. Die Minister des<lb/> Innern, der Finanzen und der öffentlichen Arbeiten werden mit der Aus¬<lb/> führung des gegenwärtigen Gesetzes beauftragt.</p><lb/> <p xml:id="ID_1397"> Die Thronrede des Königs von Italien hatte hervorgehoben, daß sich<lb/> der König nach Rom begeben werde, sobald der das Plebiscit betreffende<lb/> Gesetzesvörschlag bestätigt sein würde. So hat denn auch vor Schluß des<lb/> Jahres der Einzug des Königs stattgefunden, nachdem er vor einiger Zeit<lb/> erklärt hatte: „Man hat mich dreimal von Rom fern gehalten. Jetzt ist es<lb/> mein, und ich will lieber sterben, als es aufgeben."</p><lb/> <note type="byline"> Karl Schmeidler.</note><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> <div n="1"> <head> Z)le Kaiserfafirt der Keichstagsdeputation nach Versailles.<lb/> (Schluß).</head><lb/> <p xml:id="ID_1398"> Ich habe die Residenz der Könige Frankreichs zuerst 1880, später wieder<lb/> 1864 und 1867 besucht, und finde sie wenig verändert, wenn ich davon ab¬<lb/> sehe, daß der Winter die Lindenalleen entblättert, der Krieg der Bevölkerung<lb/> fremdländische Herren zugeführt hat. Für den, welcher noch nicht daran ge¬<lb/> wöhnt war, mit dem Quartierbillet in der Hand an fremde Thüren 'zu<lb/> pochen und Einlaß zu begehren, liegt etwas Peinliches in der demüthigen<lb/> Höflichkeit des Hausherrn, in seinem Anerbieten, jeden Wunsch des Fremd¬<lb/> lings zu befriedigen. Mir räumte mein Wirth das Zimmer seiner jüngsten,<lb/> mit der übrigen Familie nach Nizza geflüchteten Tochter ein, nachdem ein<lb/> neulich bei ihm einquartiert gewesener Offizier mit seiner Stube, als zu klein,<lb/> nicht zufrieden gewesen war. Man mag den Leuten noch so artig antworten:<lb/> von dem Stachel, welcher für sie in der bloßen Thatsache unserer Anwesen¬<lb/> heit liegt, kann man sie nicht befreien.</p><lb/> <p xml:id="ID_1399" next="#ID_1400"> Versailles hat.mir in seiner äußeren Erscheinung jedesmal einen in ge¬<lb/> wisser Hinsicht ähnlichen Eindruck gemacht wie mutg.lig anomalis Washington,<lb/> während die Vergleichung mit Potsdam weniger Berührungspunkte<lb/> ergibt. Beide Städte bieten' wenig mehr dar als einen weltbekannten Central-<lb/> punkt, das Versailler Schloß und das Washingtoner Capitol. umgeben von<lb/> einer Anzahl breiter, großartig angelegter, aber öder Straßen. Bekanntlich<lb/> gleicht das Weiße Haus, worin die Präsidenten der Vereinigten Staaten resi-<lb/> diren, in seiner einfachen Bauart und bescheidenen Größe kaum dem schlo߬<lb/> artigen Baue manches reichen Privatmannes. Das Capitol dagegen, der<lb/> Sitz des Congresses der Bereinigten Staaten, bildet für die breiten, geraden,<lb/> menschenleeren Straßen Washingtons denselben Centralpunkt des ausschlie߬<lb/> lichen Interesses, wie das Versailler Schloß für die Boulevards und weit-</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0401]
Secrs für öffentliche Arbeiten für das Jahr 1871 und die folgenden auf hier¬
über erlassenes königliches Decret 17 Millionen Lire unter dem Titel: „Trans-
ferirung der Hauptstadt" eingestellt, Art. 3. Der königlichen Regierung wird
zwei Jahre nach Veröffentlichung des gegenwärtigen Gesetzes das Recht zur
Expropriation derjenigen, moralischen Körperschaften gehörigen Gebäude in
Rom ertheilt, welche im allgemeinen Interesse zur Unterbringung von Aemtern
und Behörden erforderlich sind. Die betreffenden moralischen 'Körperschaften
werden für ihre dem wahren Werthe nach abgeschätzten Baulichkeiten mit
Kprocentiger italienischer Rente g,I pari entschädigt. Art. 4. Die Minister des
Innern, der Finanzen und der öffentlichen Arbeiten werden mit der Aus¬
führung des gegenwärtigen Gesetzes beauftragt.
Die Thronrede des Königs von Italien hatte hervorgehoben, daß sich
der König nach Rom begeben werde, sobald der das Plebiscit betreffende
Gesetzesvörschlag bestätigt sein würde. So hat denn auch vor Schluß des
Jahres der Einzug des Königs stattgefunden, nachdem er vor einiger Zeit
erklärt hatte: „Man hat mich dreimal von Rom fern gehalten. Jetzt ist es
mein, und ich will lieber sterben, als es aufgeben."
Karl Schmeidler.
Z)le Kaiserfafirt der Keichstagsdeputation nach Versailles.
(Schluß).
Ich habe die Residenz der Könige Frankreichs zuerst 1880, später wieder
1864 und 1867 besucht, und finde sie wenig verändert, wenn ich davon ab¬
sehe, daß der Winter die Lindenalleen entblättert, der Krieg der Bevölkerung
fremdländische Herren zugeführt hat. Für den, welcher noch nicht daran ge¬
wöhnt war, mit dem Quartierbillet in der Hand an fremde Thüren 'zu
pochen und Einlaß zu begehren, liegt etwas Peinliches in der demüthigen
Höflichkeit des Hausherrn, in seinem Anerbieten, jeden Wunsch des Fremd¬
lings zu befriedigen. Mir räumte mein Wirth das Zimmer seiner jüngsten,
mit der übrigen Familie nach Nizza geflüchteten Tochter ein, nachdem ein
neulich bei ihm einquartiert gewesener Offizier mit seiner Stube, als zu klein,
nicht zufrieden gewesen war. Man mag den Leuten noch so artig antworten:
von dem Stachel, welcher für sie in der bloßen Thatsache unserer Anwesen¬
heit liegt, kann man sie nicht befreien.
Versailles hat.mir in seiner äußeren Erscheinung jedesmal einen in ge¬
wisser Hinsicht ähnlichen Eindruck gemacht wie mutg.lig anomalis Washington,
während die Vergleichung mit Potsdam weniger Berührungspunkte
ergibt. Beide Städte bieten' wenig mehr dar als einen weltbekannten Central-
punkt, das Versailler Schloß und das Washingtoner Capitol. umgeben von
einer Anzahl breiter, großartig angelegter, aber öder Straßen. Bekanntlich
gleicht das Weiße Haus, worin die Präsidenten der Vereinigten Staaten resi-
diren, in seiner einfachen Bauart und bescheidenen Größe kaum dem schlo߬
artigen Baue manches reichen Privatmannes. Das Capitol dagegen, der
Sitz des Congresses der Bereinigten Staaten, bildet für die breiten, geraden,
menschenleeren Straßen Washingtons denselben Centralpunkt des ausschlie߬
lichen Interesses, wie das Versailler Schloß für die Boulevards und weit-
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