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Die Grenzboten. Jg. 29, 1870, II. Semester. II. Band.

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Vor die beschreibung über die Zürcher Gegend dank ich Ihnen mein
lieber Kayser, nur hetten Sie nicht so geschwind abbrechen sollen.

Meine liebe Mutter und Schwester Grüssen Sie herzlich und innig.
A. K. Leben Sie wohl, Ihre getreue Schwester

N S. Daß Herr Lavater über meinen Schatten gesprochen hat, wundre
ich mich sehr. O das ich den heiligen Man nicht gesehen habe, als er in
Franckfurth wahr. Ich bitte Sie Lieber vergessen Sie mir nicht Herrn La¬
vater Porttraidt mit Gelegenheit zu schicken und die versprochen Schattenriß
Werden Sie aber nicht bös werden, daß ich Sie immer quelle, ich erwarte
eine baldige antwort.


16.
F. C. Stolberg an Kayser.

An Kayser aus Passavant's Stube den 10 Sept. 1776.

Ließ den Brief an Malagys, damit ich nicht nöthig hab, dir von mir
selbst zu erzählen. Tausend Dank du Herzens Kayser sür deinen lieben lieb'en
Brief, du hast mich versetzt hin nach Zürch in den Zirkel unsrer lieben
.............*)

Laß Dir wohl sein beim Malagys und den Freunden und gegen die
andern sey still.............*") Mir ist recht herzlich wohl, aber es wird
mir die Brust so eng, wenn ich mit Sehnsucht an Zürich teilete. Geh noch
weil Wald und Feld grünt und noch manches Herbstblümchen blüht, hin
aus nach die Eng und desund mir die Hölen Deiner Freunde und all die
Städten, wo uns umwehte Seelenwohlsein und Freud und Rührung und
Genuß des gegenwärtigen des Vergangenen und der Zukunft. O weist Du
noch, wie wir dem Malagys entgegenliefen, wenn er kam, wie wir um
ihn hüpften, wie junge Lämmer, wie wir froh waren, wie Abraham, als
die 3 weißen Männer über seine Küche und Kalbsbraten fielen. Passavant
flucht und wettert über die Schmausereten in Hamburg. Kayser einmal mußt
Du auch hier sein und Klopstocks Geist in der Nähe über Dich walten lassen,
seines Anschauens Dich freuen. Und doch möcht ich Dich nicht aus Zürch
wissen, denn Du kannst liegen an dem Busen unsers Malagys, du glück¬
licher. Kayser du bist ein herrlicher Jung. Ich küß Dich 1000 mal.


F. L. Stolberg.
17.
Wieland an Kayser.

Weimar d. 30 Sept. 1776.

Ihre Andachten vor Glucks Bildnis sind in den September des t. Mer-




*) Es fehlen wenige Worte. Entziffern läßt sich mit Bestimmtheit: Durch alle die Schaul",
kerle hindurch.
") Hier zwei nicht zu entziffernde Zeilen, die ganz überzogen sind.

Vor die beschreibung über die Zürcher Gegend dank ich Ihnen mein
lieber Kayser, nur hetten Sie nicht so geschwind abbrechen sollen.

Meine liebe Mutter und Schwester Grüssen Sie herzlich und innig.
A. K. Leben Sie wohl, Ihre getreue Schwester

N S. Daß Herr Lavater über meinen Schatten gesprochen hat, wundre
ich mich sehr. O das ich den heiligen Man nicht gesehen habe, als er in
Franckfurth wahr. Ich bitte Sie Lieber vergessen Sie mir nicht Herrn La¬
vater Porttraidt mit Gelegenheit zu schicken und die versprochen Schattenriß
Werden Sie aber nicht bös werden, daß ich Sie immer quelle, ich erwarte
eine baldige antwort.


16.
F. C. Stolberg an Kayser.

An Kayser aus Passavant's Stube den 10 Sept. 1776.

Ließ den Brief an Malagys, damit ich nicht nöthig hab, dir von mir
selbst zu erzählen. Tausend Dank du Herzens Kayser sür deinen lieben lieb'en
Brief, du hast mich versetzt hin nach Zürch in den Zirkel unsrer lieben
.............*)

Laß Dir wohl sein beim Malagys und den Freunden und gegen die
andern sey still.............*") Mir ist recht herzlich wohl, aber es wird
mir die Brust so eng, wenn ich mit Sehnsucht an Zürich teilete. Geh noch
weil Wald und Feld grünt und noch manches Herbstblümchen blüht, hin
aus nach die Eng und desund mir die Hölen Deiner Freunde und all die
Städten, wo uns umwehte Seelenwohlsein und Freud und Rührung und
Genuß des gegenwärtigen des Vergangenen und der Zukunft. O weist Du
noch, wie wir dem Malagys entgegenliefen, wenn er kam, wie wir um
ihn hüpften, wie junge Lämmer, wie wir froh waren, wie Abraham, als
die 3 weißen Männer über seine Küche und Kalbsbraten fielen. Passavant
flucht und wettert über die Schmausereten in Hamburg. Kayser einmal mußt
Du auch hier sein und Klopstocks Geist in der Nähe über Dich walten lassen,
seines Anschauens Dich freuen. Und doch möcht ich Dich nicht aus Zürch
wissen, denn Du kannst liegen an dem Busen unsers Malagys, du glück¬
licher. Kayser du bist ein herrlicher Jung. Ich küß Dich 1000 mal.


F. L. Stolberg.
17.
Wieland an Kayser.

Weimar d. 30 Sept. 1776.

Ihre Andachten vor Glucks Bildnis sind in den September des t. Mer-




*) Es fehlen wenige Worte. Entziffern läßt sich mit Bestimmtheit: Durch alle die Schaul»,
kerle hindurch.
") Hier zwei nicht zu entziffernde Zeilen, die ganz überzogen sind.
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[0508] Vor die beschreibung über die Zürcher Gegend dank ich Ihnen mein lieber Kayser, nur hetten Sie nicht so geschwind abbrechen sollen. Meine liebe Mutter und Schwester Grüssen Sie herzlich und innig. A. K. Leben Sie wohl, Ihre getreue Schwester N S. Daß Herr Lavater über meinen Schatten gesprochen hat, wundre ich mich sehr. O das ich den heiligen Man nicht gesehen habe, als er in Franckfurth wahr. Ich bitte Sie Lieber vergessen Sie mir nicht Herrn La¬ vater Porttraidt mit Gelegenheit zu schicken und die versprochen Schattenriß Werden Sie aber nicht bös werden, daß ich Sie immer quelle, ich erwarte eine baldige antwort. 16. F. C. Stolberg an Kayser. An Kayser aus Passavant's Stube den 10 Sept. 1776. Ließ den Brief an Malagys, damit ich nicht nöthig hab, dir von mir selbst zu erzählen. Tausend Dank du Herzens Kayser sür deinen lieben lieb'en Brief, du hast mich versetzt hin nach Zürch in den Zirkel unsrer lieben .............*) Laß Dir wohl sein beim Malagys und den Freunden und gegen die andern sey still.............*") Mir ist recht herzlich wohl, aber es wird mir die Brust so eng, wenn ich mit Sehnsucht an Zürich teilete. Geh noch weil Wald und Feld grünt und noch manches Herbstblümchen blüht, hin aus nach die Eng und desund mir die Hölen Deiner Freunde und all die Städten, wo uns umwehte Seelenwohlsein und Freud und Rührung und Genuß des gegenwärtigen des Vergangenen und der Zukunft. O weist Du noch, wie wir dem Malagys entgegenliefen, wenn er kam, wie wir um ihn hüpften, wie junge Lämmer, wie wir froh waren, wie Abraham, als die 3 weißen Männer über seine Küche und Kalbsbraten fielen. Passavant flucht und wettert über die Schmausereten in Hamburg. Kayser einmal mußt Du auch hier sein und Klopstocks Geist in der Nähe über Dich walten lassen, seines Anschauens Dich freuen. Und doch möcht ich Dich nicht aus Zürch wissen, denn Du kannst liegen an dem Busen unsers Malagys, du glück¬ licher. Kayser du bist ein herrlicher Jung. Ich küß Dich 1000 mal. F. L. Stolberg. 17. Wieland an Kayser. Weimar d. 30 Sept. 1776. Ihre Andachten vor Glucks Bildnis sind in den September des t. Mer- *) Es fehlen wenige Worte. Entziffern läßt sich mit Bestimmtheit: Durch alle die Schaul», kerle hindurch. ") Hier zwei nicht zu entziffernde Zeilen, die ganz überzogen sind.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 29, 1870, II. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341811_124705/508>, abgerufen am 22.12.2024.