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Die Grenzboten. Jg. 29, 1870, II. Semester. II. Band.

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Die vorwiegend buchhändlerische Beschaffenheit des Vereinsunternehmens
legt zweierlei nahe. Einmal, daß für die Vereinsleitung wesentlich Buchhändler
gewonnen werden. Neben und mit ihnen müssen selbstverständlich andere
Persönlichkeiten von freiem Blick, nationaler Ueberzeugung und parteiloser
Anschauung wirken. Dann entsteht die Frage, ob für den Sitz des Vereins
nicht die Stadt die geeignetste sei, die als Hauptstadt des deutschen Buch¬
handels mit Recht und nicht seit gestern erst gilt. In ihr vereinigen sich
viele günstige Vorbedingungen, von ihr ist vor nun vielen Jahren eine Ver¬
einsthätigkeit begonnen worden, die auch dem Deutschthum reichen Segen ge
bracht hat. Es würde der Stadt, die den obersten deutschen Gerichtshof
in ihren Mauern sieht, trefflich anstehen das nationale Unternehmen, von
dem hier die Rede, den Verein für deutsche Volksbibliotheken in Elsaß und
Lothringen, in's Leben zu rufen.

Unlängst wurde von den Küsten her der Ruf erhoben, die Nation möge
eintreten für die Rettung aus Seenoth. Der Ruf kam von Bremen und
mit aller Geschicklichkeit, die den Kaufleuten der Handelsstadt an der Weser
eigen, wurde aus kleinem Anfang unter bereiter Mitwirkung aller Gegenden
des deutschen Vaterlandes ein Werk geschaffen, das dem deutschen Volke zu
Segen und Ehre gereicht. Eine Noth anderer Art besteht in Elsaß und
Lothringen. Sie ist. wie wir überzeugt sind, vorübergehend, aber für die Ge¬
sammtheit gefährlicher. Suchen wir rasch Abhilfe zu schaffen, geleitet von der
durch die jüngsten Erfahrungen gekräftigten Ueberzeugung, daß die beste
Grenzvertheidigung in der treuen Anhänglichkeit der Grenzbewohner an ihr
Volk und Vaterland liegt!




Süddeutschlands Anschluß an den Bund.

Unsere Heere werden als Preis ihrer Siege dem Vaterland die einst ge¬
raubten deutschen Lande jenseits des Rheins zurückbringen. Ein Zweifel da¬
ran ist heute nicht mehr erlaubt. Dieses eine Ziel ist nach den ersten Siegen
von der öffentlichen Meinung nahezu einstimmig -- mit Ausnahme eines
Häufleins unverbesserlicher Doctnnäre -- aufgestellt worden, und längst haben
offizielle Staatsschriften aus dem deutschen Hauptquartier das Siegel auf
diese Forderung gedrückt. Schwieriger ist der anderen Forderung gerecht zu
werden, obgleich sie weit unmittelbarer und als geradezu selbstverständlich sich
aufdrängte und in ihrer Allgemeinheit gleichfalls nahezu' einstimmig erhoben


Die vorwiegend buchhändlerische Beschaffenheit des Vereinsunternehmens
legt zweierlei nahe. Einmal, daß für die Vereinsleitung wesentlich Buchhändler
gewonnen werden. Neben und mit ihnen müssen selbstverständlich andere
Persönlichkeiten von freiem Blick, nationaler Ueberzeugung und parteiloser
Anschauung wirken. Dann entsteht die Frage, ob für den Sitz des Vereins
nicht die Stadt die geeignetste sei, die als Hauptstadt des deutschen Buch¬
handels mit Recht und nicht seit gestern erst gilt. In ihr vereinigen sich
viele günstige Vorbedingungen, von ihr ist vor nun vielen Jahren eine Ver¬
einsthätigkeit begonnen worden, die auch dem Deutschthum reichen Segen ge
bracht hat. Es würde der Stadt, die den obersten deutschen Gerichtshof
in ihren Mauern sieht, trefflich anstehen das nationale Unternehmen, von
dem hier die Rede, den Verein für deutsche Volksbibliotheken in Elsaß und
Lothringen, in's Leben zu rufen.

Unlängst wurde von den Küsten her der Ruf erhoben, die Nation möge
eintreten für die Rettung aus Seenoth. Der Ruf kam von Bremen und
mit aller Geschicklichkeit, die den Kaufleuten der Handelsstadt an der Weser
eigen, wurde aus kleinem Anfang unter bereiter Mitwirkung aller Gegenden
des deutschen Vaterlandes ein Werk geschaffen, das dem deutschen Volke zu
Segen und Ehre gereicht. Eine Noth anderer Art besteht in Elsaß und
Lothringen. Sie ist. wie wir überzeugt sind, vorübergehend, aber für die Ge¬
sammtheit gefährlicher. Suchen wir rasch Abhilfe zu schaffen, geleitet von der
durch die jüngsten Erfahrungen gekräftigten Ueberzeugung, daß die beste
Grenzvertheidigung in der treuen Anhänglichkeit der Grenzbewohner an ihr
Volk und Vaterland liegt!




Süddeutschlands Anschluß an den Bund.

Unsere Heere werden als Preis ihrer Siege dem Vaterland die einst ge¬
raubten deutschen Lande jenseits des Rheins zurückbringen. Ein Zweifel da¬
ran ist heute nicht mehr erlaubt. Dieses eine Ziel ist nach den ersten Siegen
von der öffentlichen Meinung nahezu einstimmig — mit Ausnahme eines
Häufleins unverbesserlicher Doctnnäre — aufgestellt worden, und längst haben
offizielle Staatsschriften aus dem deutschen Hauptquartier das Siegel auf
diese Forderung gedrückt. Schwieriger ist der anderen Forderung gerecht zu
werden, obgleich sie weit unmittelbarer und als geradezu selbstverständlich sich
aufdrängte und in ihrer Allgemeinheit gleichfalls nahezu' einstimmig erhoben


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[0198] Die vorwiegend buchhändlerische Beschaffenheit des Vereinsunternehmens legt zweierlei nahe. Einmal, daß für die Vereinsleitung wesentlich Buchhändler gewonnen werden. Neben und mit ihnen müssen selbstverständlich andere Persönlichkeiten von freiem Blick, nationaler Ueberzeugung und parteiloser Anschauung wirken. Dann entsteht die Frage, ob für den Sitz des Vereins nicht die Stadt die geeignetste sei, die als Hauptstadt des deutschen Buch¬ handels mit Recht und nicht seit gestern erst gilt. In ihr vereinigen sich viele günstige Vorbedingungen, von ihr ist vor nun vielen Jahren eine Ver¬ einsthätigkeit begonnen worden, die auch dem Deutschthum reichen Segen ge bracht hat. Es würde der Stadt, die den obersten deutschen Gerichtshof in ihren Mauern sieht, trefflich anstehen das nationale Unternehmen, von dem hier die Rede, den Verein für deutsche Volksbibliotheken in Elsaß und Lothringen, in's Leben zu rufen. Unlängst wurde von den Küsten her der Ruf erhoben, die Nation möge eintreten für die Rettung aus Seenoth. Der Ruf kam von Bremen und mit aller Geschicklichkeit, die den Kaufleuten der Handelsstadt an der Weser eigen, wurde aus kleinem Anfang unter bereiter Mitwirkung aller Gegenden des deutschen Vaterlandes ein Werk geschaffen, das dem deutschen Volke zu Segen und Ehre gereicht. Eine Noth anderer Art besteht in Elsaß und Lothringen. Sie ist. wie wir überzeugt sind, vorübergehend, aber für die Ge¬ sammtheit gefährlicher. Suchen wir rasch Abhilfe zu schaffen, geleitet von der durch die jüngsten Erfahrungen gekräftigten Ueberzeugung, daß die beste Grenzvertheidigung in der treuen Anhänglichkeit der Grenzbewohner an ihr Volk und Vaterland liegt! Süddeutschlands Anschluß an den Bund. Unsere Heere werden als Preis ihrer Siege dem Vaterland die einst ge¬ raubten deutschen Lande jenseits des Rheins zurückbringen. Ein Zweifel da¬ ran ist heute nicht mehr erlaubt. Dieses eine Ziel ist nach den ersten Siegen von der öffentlichen Meinung nahezu einstimmig — mit Ausnahme eines Häufleins unverbesserlicher Doctnnäre — aufgestellt worden, und längst haben offizielle Staatsschriften aus dem deutschen Hauptquartier das Siegel auf diese Forderung gedrückt. Schwieriger ist der anderen Forderung gerecht zu werden, obgleich sie weit unmittelbarer und als geradezu selbstverständlich sich aufdrängte und in ihrer Allgemeinheit gleichfalls nahezu' einstimmig erhoben

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 29, 1870, II. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341811_124705/198>, abgerufen am 22.12.2024.