Die Grenzboten. Jg. 29, 1870, II. Semester. II. Band.wird und muß das Bemühen sein, die neue deutsche Regierungspolitik des Wie bei so vielen gemeinnützigen Zwecken bietet sich die Bildung eines Der Verein würde sich durch Beiträge seiner Mitglieder im wesentlichen wird und muß das Bemühen sein, die neue deutsche Regierungspolitik des Wie bei so vielen gemeinnützigen Zwecken bietet sich die Bildung eines Der Verein würde sich durch Beiträge seiner Mitglieder im wesentlichen <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0197" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/124903"/> <p xml:id="ID_592" prev="#ID_591"> wird und muß das Bemühen sein, die neue deutsche Regierungspolitik des<lb/> „für das Volk durch das Volk" gerade in Elsaß und Lochringen zur An¬<lb/> wendung zu bringen. Gerade dort muß der Gegensatz deutscher Selbstver¬<lb/> waltung gegen die alles beherrschende französische Staatsverwaltung scharf<lb/> und allgemein erkennbar hervortreten. Auch möge nur schrittweise, allmälig<lb/> vorgegangen werden, Wo sich ein Bedürfniß zeigt, wo der Boden günstig,<lb/> soll begonnen werden. Hier und dort werden sich solche Anfänge bieten,<lb/> von ihnen aus wird sich das Netz erweitern und nach und nach das Land<lb/> mit Volksbibliotheken bedecken lassen. Fließen die Mittel in der erforderlichen<lb/> Weise, ist in einem Jahrzehnt), wenn nicht eher, die Ausgabe so weit gelöst,<lb/> um ihre Fortführung den Bewohnern überlassen zu können.</p><lb/> <p xml:id="ID_593"> Wie bei so vielen gemeinnützigen Zwecken bietet sich die Bildung eines<lb/> Vereins für deutsche Vol ksbibli o es e ken i n Elsaß u ut Loth rin¬<lb/> gen als der natürliche Weg, um zur Verwirklichung der vorschwebenden<lb/> Aufgabe zu gelangen. Ob ein einziger deutscher Verein, ob ein Hauptverein<lb/> mit Zweigvereinen gebildet werden solle, kann unerörtert bleiben. Viel wird<lb/> aus die Leitung, auf Sachkunde, Gewandtheit und Unermüdlichkeit der an<lb/> der Spitze stehenden Persönlichkeiten ankommen. Ihnen muß die Gabe bei¬<lb/> wohnen, in beiden Ländern Vertrauensmänner zu ermitteln, die rathend und<lb/> überwachend zur Hand gehen, die das unentbehrliche Amt der Vereinsagenten<lb/> mit vaterländischen Sinn und nationalem Verständniß versehen. Daß es<lb/> an solchen Männern nicht fehlen wird, dafür bürgen die mannigfachen Be¬<lb/> weise nationaler Theilnahme, die wir in geistiger Beziehung trotz alledem<lb/> aus Elsaß und Lothringen erhalten haben.</p><lb/> <p xml:id="ID_594"> Der Verein würde sich durch Beiträge seiner Mitglieder im wesentlichen<lb/> zu erhalten haben. Es ließe sich wohl hoffen, daß ein deutscher Berufsstand<lb/> in der Unterstützung und Förderung des Vereinszwecks seine besondere Pflicht<lb/> sähe — der Buchhandel. Die Verdienste des Buchhandels um das deutsche<lb/> Wesen, um Entwicklung und Ausbreitung des deutschen Geistes sind nicht<lb/> zu bestreiten, sie sollen von uns am wenigsten bestritten werden. Wer möchte<lb/> aber verkennen, was umgekehrt der Buchhandel dem deutschen Geiste schuldet?<lb/> Aus den Buchhändlerkieisen sind so vielfache Beweise nationaler Gesinnung<lb/> und Opferfreudigkeit zu verzeichnen gewesen, daß die gehegten Erwartungen<lb/> nicht fehl gehen werden. Die Mittel des Vereins könnten auf andere Weise<lb/> verstärkt werden. Beiträge von Staaten, Gemeinden, Genossenschaften, Ver¬<lb/> einen, würden nicht ausbleiben, manche Gelehrte möchten sich vielleicht bereit<lb/> finden öffentliche Vorträge zum Besten des nationalen Zwecks zu halten. Bei<lb/> dem regen Eiser für alle nationalen Aufgaben würden ordentliche und außer¬<lb/> ordentliche Zuflüsse nicht mangeln, wenn der Verein im rechten Sinne begrün¬<lb/> det und geleitet wird.</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0197]
wird und muß das Bemühen sein, die neue deutsche Regierungspolitik des
„für das Volk durch das Volk" gerade in Elsaß und Lochringen zur An¬
wendung zu bringen. Gerade dort muß der Gegensatz deutscher Selbstver¬
waltung gegen die alles beherrschende französische Staatsverwaltung scharf
und allgemein erkennbar hervortreten. Auch möge nur schrittweise, allmälig
vorgegangen werden, Wo sich ein Bedürfniß zeigt, wo der Boden günstig,
soll begonnen werden. Hier und dort werden sich solche Anfänge bieten,
von ihnen aus wird sich das Netz erweitern und nach und nach das Land
mit Volksbibliotheken bedecken lassen. Fließen die Mittel in der erforderlichen
Weise, ist in einem Jahrzehnt), wenn nicht eher, die Ausgabe so weit gelöst,
um ihre Fortführung den Bewohnern überlassen zu können.
Wie bei so vielen gemeinnützigen Zwecken bietet sich die Bildung eines
Vereins für deutsche Vol ksbibli o es e ken i n Elsaß u ut Loth rin¬
gen als der natürliche Weg, um zur Verwirklichung der vorschwebenden
Aufgabe zu gelangen. Ob ein einziger deutscher Verein, ob ein Hauptverein
mit Zweigvereinen gebildet werden solle, kann unerörtert bleiben. Viel wird
aus die Leitung, auf Sachkunde, Gewandtheit und Unermüdlichkeit der an
der Spitze stehenden Persönlichkeiten ankommen. Ihnen muß die Gabe bei¬
wohnen, in beiden Ländern Vertrauensmänner zu ermitteln, die rathend und
überwachend zur Hand gehen, die das unentbehrliche Amt der Vereinsagenten
mit vaterländischen Sinn und nationalem Verständniß versehen. Daß es
an solchen Männern nicht fehlen wird, dafür bürgen die mannigfachen Be¬
weise nationaler Theilnahme, die wir in geistiger Beziehung trotz alledem
aus Elsaß und Lothringen erhalten haben.
Der Verein würde sich durch Beiträge seiner Mitglieder im wesentlichen
zu erhalten haben. Es ließe sich wohl hoffen, daß ein deutscher Berufsstand
in der Unterstützung und Förderung des Vereinszwecks seine besondere Pflicht
sähe — der Buchhandel. Die Verdienste des Buchhandels um das deutsche
Wesen, um Entwicklung und Ausbreitung des deutschen Geistes sind nicht
zu bestreiten, sie sollen von uns am wenigsten bestritten werden. Wer möchte
aber verkennen, was umgekehrt der Buchhandel dem deutschen Geiste schuldet?
Aus den Buchhändlerkieisen sind so vielfache Beweise nationaler Gesinnung
und Opferfreudigkeit zu verzeichnen gewesen, daß die gehegten Erwartungen
nicht fehl gehen werden. Die Mittel des Vereins könnten auf andere Weise
verstärkt werden. Beiträge von Staaten, Gemeinden, Genossenschaften, Ver¬
einen, würden nicht ausbleiben, manche Gelehrte möchten sich vielleicht bereit
finden öffentliche Vorträge zum Besten des nationalen Zwecks zu halten. Bei
dem regen Eiser für alle nationalen Aufgaben würden ordentliche und außer¬
ordentliche Zuflüsse nicht mangeln, wenn der Verein im rechten Sinne begrün¬
det und geleitet wird.
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