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Die Grenzboten. Jg. 28, 1869, I. Semester. I. Band.

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schaften. Sein Einkommen fließt aus Schulgeldern, dem Gewinn am Schul¬
bücherverkauf, aus Geschenken, sonstigen Beiträgen und namentlich aus Ca¬
pitalien, welche etwas über 200,000 Gulden einbringen. Ausreichend ist der
Normalschulfond lediglich in Böhmen und Oestreich unter der Enns. Ebenso
unauskömmlich sind die Findel-, Gebärhaus- und Jrrenhausfonds, sowie der
Fond für ständische Erfordernisse, welche indeß seit 1854 nicht vom Staate
dotirt werden, sondern die Bedeckung ihrer Abgänge aus Landesmitteln
erhalten. Sie gehören also schon an sich betrachtet, ebenso wenig Hieher, wie der
ständische Domesticalfond, der Einiges (48,644 Gulden) aus Liegenschaften
bezieht, im Ganzen aber gleichfalls nicht ausreichend ist, und der Stif¬
tungsfond.




Herman Grimm's Michelangelo in dritter Auflage.

3 Bände, Hannover 1868. Karl Rümpler.

Der seltene Beifall, welcher dies Buch seit seinem ersten Auftreten be¬
gleitet hat, macht eine kritische Aeußerung bei dem Erscheinen der jetzt vor¬
liegenden dritten Auflage leicht und schwer: leicht, insofern man in ihn nur
einzustimmen brauchte (was man mit gutem Gewissen könnte) und schwer,
insofern man ungern diesem Beifall gegenüber Bedenken oder gar tadelnde
Bemerkungen vorzubringen^sich entschließen wird. Dennoch werden die letz¬
teren bei aller Anerkennung der werthvollen Arbeit sich nicht ganz unter¬
drücken lassen. Wir sind weit entfernt, mit Grimm über die Grundanschau¬
ungen kunstgeschichtlicher und aesthetischer Art rechten zu wollen, auf denen
er sein Werk aufgebaut, denn wenn wir auch mit ihnen nicht durchweg überein¬
stimmen, so bleibt doch dem wissenschaftlichen Manne das Recht einer eigenen
Anschauung und Ueberzeugung. Und in dieser Beziehung stehen wir seinem
Buche mit voller Achtung gegenüber. Wenn aber einem Schriftsteller das
Glück zu Theil wird, seine Arbeit in drei Auflagen der Oeffentlichkeit zu
übergeben, so ist man verpflichtet, an die neueste Fassung den vollsten An¬
spruch thatsächlichster Zuverlässigkeit zu machen, zumal wenn die Auflagen sich
stets als "durchgearbeitete" ankündigen. Diesem Anspruch genügt Grimm
nicht durchweg. Es sind Ungenauigkeiten und Unrichtigkeiten in diese dritte
Auflage übergegangen, die man beim ersten Erscheinen eines Buches natür¬
lich findet, die man aber nach zweimaliger Durcharbeitung desselben nicht wol
entschuldigen kann. Wir geben einig" Belege. --- Band II. S. 10S (1. Aufl.


schaften. Sein Einkommen fließt aus Schulgeldern, dem Gewinn am Schul¬
bücherverkauf, aus Geschenken, sonstigen Beiträgen und namentlich aus Ca¬
pitalien, welche etwas über 200,000 Gulden einbringen. Ausreichend ist der
Normalschulfond lediglich in Böhmen und Oestreich unter der Enns. Ebenso
unauskömmlich sind die Findel-, Gebärhaus- und Jrrenhausfonds, sowie der
Fond für ständische Erfordernisse, welche indeß seit 1854 nicht vom Staate
dotirt werden, sondern die Bedeckung ihrer Abgänge aus Landesmitteln
erhalten. Sie gehören also schon an sich betrachtet, ebenso wenig Hieher, wie der
ständische Domesticalfond, der Einiges (48,644 Gulden) aus Liegenschaften
bezieht, im Ganzen aber gleichfalls nicht ausreichend ist, und der Stif¬
tungsfond.




Herman Grimm's Michelangelo in dritter Auflage.

3 Bände, Hannover 1868. Karl Rümpler.

Der seltene Beifall, welcher dies Buch seit seinem ersten Auftreten be¬
gleitet hat, macht eine kritische Aeußerung bei dem Erscheinen der jetzt vor¬
liegenden dritten Auflage leicht und schwer: leicht, insofern man in ihn nur
einzustimmen brauchte (was man mit gutem Gewissen könnte) und schwer,
insofern man ungern diesem Beifall gegenüber Bedenken oder gar tadelnde
Bemerkungen vorzubringen^sich entschließen wird. Dennoch werden die letz¬
teren bei aller Anerkennung der werthvollen Arbeit sich nicht ganz unter¬
drücken lassen. Wir sind weit entfernt, mit Grimm über die Grundanschau¬
ungen kunstgeschichtlicher und aesthetischer Art rechten zu wollen, auf denen
er sein Werk aufgebaut, denn wenn wir auch mit ihnen nicht durchweg überein¬
stimmen, so bleibt doch dem wissenschaftlichen Manne das Recht einer eigenen
Anschauung und Ueberzeugung. Und in dieser Beziehung stehen wir seinem
Buche mit voller Achtung gegenüber. Wenn aber einem Schriftsteller das
Glück zu Theil wird, seine Arbeit in drei Auflagen der Oeffentlichkeit zu
übergeben, so ist man verpflichtet, an die neueste Fassung den vollsten An¬
spruch thatsächlichster Zuverlässigkeit zu machen, zumal wenn die Auflagen sich
stets als „durchgearbeitete" ankündigen. Diesem Anspruch genügt Grimm
nicht durchweg. Es sind Ungenauigkeiten und Unrichtigkeiten in diese dritte
Auflage übergegangen, die man beim ersten Erscheinen eines Buches natür¬
lich findet, die man aber nach zweimaliger Durcharbeitung desselben nicht wol
entschuldigen kann. Wir geben einig« Belege. -— Band II. S. 10S (1. Aufl.


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[0393] schaften. Sein Einkommen fließt aus Schulgeldern, dem Gewinn am Schul¬ bücherverkauf, aus Geschenken, sonstigen Beiträgen und namentlich aus Ca¬ pitalien, welche etwas über 200,000 Gulden einbringen. Ausreichend ist der Normalschulfond lediglich in Böhmen und Oestreich unter der Enns. Ebenso unauskömmlich sind die Findel-, Gebärhaus- und Jrrenhausfonds, sowie der Fond für ständische Erfordernisse, welche indeß seit 1854 nicht vom Staate dotirt werden, sondern die Bedeckung ihrer Abgänge aus Landesmitteln erhalten. Sie gehören also schon an sich betrachtet, ebenso wenig Hieher, wie der ständische Domesticalfond, der Einiges (48,644 Gulden) aus Liegenschaften bezieht, im Ganzen aber gleichfalls nicht ausreichend ist, und der Stif¬ tungsfond. Herman Grimm's Michelangelo in dritter Auflage. 3 Bände, Hannover 1868. Karl Rümpler. Der seltene Beifall, welcher dies Buch seit seinem ersten Auftreten be¬ gleitet hat, macht eine kritische Aeußerung bei dem Erscheinen der jetzt vor¬ liegenden dritten Auflage leicht und schwer: leicht, insofern man in ihn nur einzustimmen brauchte (was man mit gutem Gewissen könnte) und schwer, insofern man ungern diesem Beifall gegenüber Bedenken oder gar tadelnde Bemerkungen vorzubringen^sich entschließen wird. Dennoch werden die letz¬ teren bei aller Anerkennung der werthvollen Arbeit sich nicht ganz unter¬ drücken lassen. Wir sind weit entfernt, mit Grimm über die Grundanschau¬ ungen kunstgeschichtlicher und aesthetischer Art rechten zu wollen, auf denen er sein Werk aufgebaut, denn wenn wir auch mit ihnen nicht durchweg überein¬ stimmen, so bleibt doch dem wissenschaftlichen Manne das Recht einer eigenen Anschauung und Ueberzeugung. Und in dieser Beziehung stehen wir seinem Buche mit voller Achtung gegenüber. Wenn aber einem Schriftsteller das Glück zu Theil wird, seine Arbeit in drei Auflagen der Oeffentlichkeit zu übergeben, so ist man verpflichtet, an die neueste Fassung den vollsten An¬ spruch thatsächlichster Zuverlässigkeit zu machen, zumal wenn die Auflagen sich stets als „durchgearbeitete" ankündigen. Diesem Anspruch genügt Grimm nicht durchweg. Es sind Ungenauigkeiten und Unrichtigkeiten in diese dritte Auflage übergegangen, die man beim ersten Erscheinen eines Buches natür¬ lich findet, die man aber nach zweimaliger Durcharbeitung desselben nicht wol entschuldigen kann. Wir geben einig« Belege. -— Band II. S. 10S (1. Aufl.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 28, 1869, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341809_120192/393>, abgerufen am 28.09.2024.