Die Grenzboten. Jg. 27, 1868, I. Semester. II. Band.darum die Reinigung des eigenen Grundstücks von seiner Laune abhängig? Ueber den finanziellen Punkt nur noch ein Wort. Es leuchtet von selbst Möchte das Zollparlament rationell zu Werke gehen und neben der Be¬ Die gefälschten böhmischen Gedichte. Es ist bekannt, daß die czechische Geschichte und Literatur unter einer Zunächst sind es einige altböhmische Gedichte, welche bis vor kur¬ darum die Reinigung des eigenen Grundstücks von seiner Laune abhängig? Ueber den finanziellen Punkt nur noch ein Wort. Es leuchtet von selbst Möchte das Zollparlament rationell zu Werke gehen und neben der Be¬ Die gefälschten böhmischen Gedichte. Es ist bekannt, daß die czechische Geschichte und Literatur unter einer Zunächst sind es einige altböhmische Gedichte, welche bis vor kur¬ <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0272" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/117804"/> <p xml:id="ID_856" prev="#ID_855"> darum die Reinigung des eigenen Grundstücks von seiner Laune abhängig?<lb/> Vielmehr gehn wir ihm mit gutem Beispiel voran und hoffen, daß auch er<lb/> bald zur Einsicht kommen werde. So haben England und Belgien vor uns<lb/> gethan; lassen wir uns nicht länger beschämen!</p><lb/> <p xml:id="ID_857"> Ueber den finanziellen Punkt nur noch ein Wort. Es leuchtet von selbst<lb/> ein, daß der Ertrag von 2400 Thlr. — nicht ganz so viel hat unser Lum¬<lb/> penzoll im Durchschnitt der Jahre 1860—64 eingebracht — sei es auch von<lb/> 6 oder 7000 Thlr.. zu den Controlmaßregeln, welche der einzige Ausfuhrzoll<lb/> unvermeidlich erheischt, in gar keinem Verhältnisse steht.</p><lb/> <p xml:id="ID_858"> Möchte das Zollparlament rationell zu Werke gehen und neben der Be¬<lb/> seitigung oder doch Herabsetzung des Papierzolles die Abschaffung des letzten<lb/> Ausfuhrzolles beschließen!</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> <div n="1"> <head> Die gefälschten böhmischen Gedichte.</head><lb/> <p xml:id="ID_859"> Es ist bekannt, daß die czechische Geschichte und Literatur unter einer<lb/> verhältnißmäßig großen Zahl von gefälschten Handschriften leidet, welche für<lb/> Ueberlieferungen aus dem Mittelalter ausgegeben werden. Bei mehreren ist<lb/> die Unechtheit auch von gewissenhaften czechischen Gelehrten zugegeben oder<lb/> nachgewiesen worden, bei anderen, z. B. der Königinhofer Handschrift,<lb/> wird die Echtheit gegen das Urtheil wissenschaftlicher Kritik noch hart¬<lb/> näckig festgehalten. Thatsache ist, daß von ca. 1816 bis ca. 1849 in Böh¬<lb/> men eine literarische Fälscherbande bestand, welche, wie es scheint, aus patrio¬<lb/> tischer Tendenz die Quellenschriften ezechischer Literatur und Geschichte ver¬<lb/> vollständigen wollte. Diese merkwürdige Verirrung des Patriotismus ge¬<lb/> hört mit zur Signatur der Zustände, welche das Metternich'sche Regiment<lb/> im Kaiserstaat entwickelt hat. Hier wird daran erinnert, nicht um den alten<lb/> Streit aufzuregen, sondern weil wir gern einen Fortschritt im Ernst und in<lb/> der Gewissenhaftigkeit der czechischen Gelehrten registriren möchten.</p><lb/> <p xml:id="ID_860" next="#ID_861"> Zunächst sind es einige altböhmische Gedichte, welche bis vor kur¬<lb/> zem von den czechischen Gelehrten als werthvolle Ueberreste einer untergegan¬<lb/> genen Literaturentwickelung bezeichnet und verehrt wurden, und heute selbst<lb/> von czechischen Gelehrten als Fälschungen bezeichnet werden. Sie waren<lb/> freilich durch Deutsche, ja durch die besten der Czechen schon längst zu den<lb/> Todten geworfen. Es sind: das Minnelied unterm Whssehrad (erschien 1816),<lb/> das Minnelied König Wenzels von Böhmen (erschien 1819), die Gedichte im</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0272]
darum die Reinigung des eigenen Grundstücks von seiner Laune abhängig?
Vielmehr gehn wir ihm mit gutem Beispiel voran und hoffen, daß auch er
bald zur Einsicht kommen werde. So haben England und Belgien vor uns
gethan; lassen wir uns nicht länger beschämen!
Ueber den finanziellen Punkt nur noch ein Wort. Es leuchtet von selbst
ein, daß der Ertrag von 2400 Thlr. — nicht ganz so viel hat unser Lum¬
penzoll im Durchschnitt der Jahre 1860—64 eingebracht — sei es auch von
6 oder 7000 Thlr.. zu den Controlmaßregeln, welche der einzige Ausfuhrzoll
unvermeidlich erheischt, in gar keinem Verhältnisse steht.
Möchte das Zollparlament rationell zu Werke gehen und neben der Be¬
seitigung oder doch Herabsetzung des Papierzolles die Abschaffung des letzten
Ausfuhrzolles beschließen!
Die gefälschten böhmischen Gedichte.
Es ist bekannt, daß die czechische Geschichte und Literatur unter einer
verhältnißmäßig großen Zahl von gefälschten Handschriften leidet, welche für
Ueberlieferungen aus dem Mittelalter ausgegeben werden. Bei mehreren ist
die Unechtheit auch von gewissenhaften czechischen Gelehrten zugegeben oder
nachgewiesen worden, bei anderen, z. B. der Königinhofer Handschrift,
wird die Echtheit gegen das Urtheil wissenschaftlicher Kritik noch hart¬
näckig festgehalten. Thatsache ist, daß von ca. 1816 bis ca. 1849 in Böh¬
men eine literarische Fälscherbande bestand, welche, wie es scheint, aus patrio¬
tischer Tendenz die Quellenschriften ezechischer Literatur und Geschichte ver¬
vollständigen wollte. Diese merkwürdige Verirrung des Patriotismus ge¬
hört mit zur Signatur der Zustände, welche das Metternich'sche Regiment
im Kaiserstaat entwickelt hat. Hier wird daran erinnert, nicht um den alten
Streit aufzuregen, sondern weil wir gern einen Fortschritt im Ernst und in
der Gewissenhaftigkeit der czechischen Gelehrten registriren möchten.
Zunächst sind es einige altböhmische Gedichte, welche bis vor kur¬
zem von den czechischen Gelehrten als werthvolle Ueberreste einer untergegan¬
genen Literaturentwickelung bezeichnet und verehrt wurden, und heute selbst
von czechischen Gelehrten als Fälschungen bezeichnet werden. Sie waren
freilich durch Deutsche, ja durch die besten der Czechen schon längst zu den
Todten geworfen. Es sind: das Minnelied unterm Whssehrad (erschien 1816),
das Minnelied König Wenzels von Böhmen (erschien 1819), die Gedichte im
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