Die Grenzboten. Jg. 27, 1868, II. Semester. I Band.Die Rechtsansprüche des Hauses Augustenburg, welche die erste Veran¬ ? Brief aus ÄöniMrätz. II. Ueber Böhmen steht eine dunkle Wolke, die viele Gemüther ängstigt. Die Rechtsansprüche des Hauses Augustenburg, welche die erste Veran¬ ? Brief aus ÄöniMrätz. II. Ueber Böhmen steht eine dunkle Wolke, die viele Gemüther ängstigt. <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0540" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/287252"/> <p xml:id="ID_1375"> Die Rechtsansprüche des Hauses Augustenburg, welche die erste Veran¬<lb/> lassung boten, die Herzogthümer von Dänemark zu lösen, mögen, so weit sie<lb/> durch das Königsgeschlecht der Hohenzollern anerkannt worden sind, noch<lb/> Gegenstand privater Abmachungen werden, auf die Zukunft der Provinz<lb/> werden sie einen maßgebenden Einfluß nicht mehr ausüben. Weit hinderlicher<lb/> ist in Nordschleswig die dänische Partei, denn sie besitzt das Selbstgefühl<lb/> eines wirklichen Staates, dem sie anzugehören strebt. Auch hier ist nach den<lb/> ^Berichten Solcher, welche die Verhältnisse kennen, die Mehrzahl der dänisch<lb/> redenden Bevölkerung bereit, sich die neuen Verhältnisse gefallen zu lassen,<lb/> aber eine Anzahl leidenschaftlicher Agitatoren stellt den Uebergang unter<lb/> dänische Herrschaft immer wieder als unvermeidlich und nahe bevorstehend in<lb/> Aussicht. Solche Unsicherheit hält zumeist in dem Haderslebener Kreise das<lb/> Einströmen deutschen Capitales und deutscher Ansiedler auf, und dieser Um¬<lb/> stand wird der Regierung noch durch Jahre Schwierigkeiten bereiten und die<lb/> Fortschritte der deutschen Bevölkerung stören. Da wir aber im Westen die<lb/> Insel Rom und das gegenüberliegende Festland aus zwingenden Gründen<lb/> der Landescultur nicht aufgeben dürfen — es soll in einem späteren Artikel<lb/> davon die Rede sein — und da wir das deutsche Christiansfeld und Haders¬<lb/> leben dem dänischen Fanatismus nicht opfern werden, so bleiben in der That<lb/> nur wenige Quadratmeilen übrig, von denen bei einer Abtretung überhaupt<lb/> die Rede sein könnte; und wir werden deshalb ruhig der Zeit überlassen<lb/> müssen, welche auch dort für uns arbeitet, die dänischen Ansprüche zu stillen.</p><lb/> <note type="byline"> ?</note><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> <div n="1"> <head> Brief aus ÄöniMrätz.</head><lb/> <div n="2"> <head> II.</head><lb/> <p xml:id="ID_1376" next="#ID_1377"> Ueber Böhmen steht eine dunkle Wolke, die viele Gemüther ängstigt.<lb/> Sie will nicht von der Stelle weichen, wiewohl sie oft im Windhauch Ge¬<lb/> stalt und Farbe wechselt. Kannegießer, wetterkundige Politiker, Eisenfresser,<lb/> Polizei und Hasenfüße laufen fleißig auf dem Markt zusammen und beobachten<lb/> das Gebild am Himmel. Ein seltsames Ding, diese schwarze Wolke mit<lb/> dem schwefelgelben Saum. Hat sie nicht am Rand eine Nase, eine gerunzelte<lb/> Stirn, einen breiten Mund? Sieht sie nicht ganz einem Portrait von Rie¬<lb/> ger ähnlich oder auch von Palacky? — „Ganz" bekräftigt der Stockczeche;<lb/> „ganz ähnlich Vater Palacky oder auch Pan Rieger. Ist Alles eins. Einer</p><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0540]
Die Rechtsansprüche des Hauses Augustenburg, welche die erste Veran¬
lassung boten, die Herzogthümer von Dänemark zu lösen, mögen, so weit sie
durch das Königsgeschlecht der Hohenzollern anerkannt worden sind, noch
Gegenstand privater Abmachungen werden, auf die Zukunft der Provinz
werden sie einen maßgebenden Einfluß nicht mehr ausüben. Weit hinderlicher
ist in Nordschleswig die dänische Partei, denn sie besitzt das Selbstgefühl
eines wirklichen Staates, dem sie anzugehören strebt. Auch hier ist nach den
^Berichten Solcher, welche die Verhältnisse kennen, die Mehrzahl der dänisch
redenden Bevölkerung bereit, sich die neuen Verhältnisse gefallen zu lassen,
aber eine Anzahl leidenschaftlicher Agitatoren stellt den Uebergang unter
dänische Herrschaft immer wieder als unvermeidlich und nahe bevorstehend in
Aussicht. Solche Unsicherheit hält zumeist in dem Haderslebener Kreise das
Einströmen deutschen Capitales und deutscher Ansiedler auf, und dieser Um¬
stand wird der Regierung noch durch Jahre Schwierigkeiten bereiten und die
Fortschritte der deutschen Bevölkerung stören. Da wir aber im Westen die
Insel Rom und das gegenüberliegende Festland aus zwingenden Gründen
der Landescultur nicht aufgeben dürfen — es soll in einem späteren Artikel
davon die Rede sein — und da wir das deutsche Christiansfeld und Haders¬
leben dem dänischen Fanatismus nicht opfern werden, so bleiben in der That
nur wenige Quadratmeilen übrig, von denen bei einer Abtretung überhaupt
die Rede sein könnte; und wir werden deshalb ruhig der Zeit überlassen
müssen, welche auch dort für uns arbeitet, die dänischen Ansprüche zu stillen.
?
Brief aus ÄöniMrätz.
II.
Ueber Böhmen steht eine dunkle Wolke, die viele Gemüther ängstigt.
Sie will nicht von der Stelle weichen, wiewohl sie oft im Windhauch Ge¬
stalt und Farbe wechselt. Kannegießer, wetterkundige Politiker, Eisenfresser,
Polizei und Hasenfüße laufen fleißig auf dem Markt zusammen und beobachten
das Gebild am Himmel. Ein seltsames Ding, diese schwarze Wolke mit
dem schwefelgelben Saum. Hat sie nicht am Rand eine Nase, eine gerunzelte
Stirn, einen breiten Mund? Sieht sie nicht ganz einem Portrait von Rie¬
ger ähnlich oder auch von Palacky? — „Ganz" bekräftigt der Stockczeche;
„ganz ähnlich Vater Palacky oder auch Pan Rieger. Ist Alles eins. Einer
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