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Die Grenzboten. Jg. 27, 1868, I. Semester. I. Band.

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als Ventilatoren für die Räume unter Deck zu fungiren im Stande sind,
wie bei "Augusta" und' "Victoria"; die Stengen und Bramstengen (Mast¬
verlängerungen) dagegen, die aus einem Stück bestehen, find von Holz, da
sie biegsamer sein müssen und keine so große Dicke zu haben brauchen, wäh¬
rend die Unterraaen wiederum hohl und von Stahl sind.

Die Maschine von 800 Pferdekraft (nommat), die aber bis zu 4800
effectiven (indicirten) Pferdekräften zu arbeiten vermag, ist von Peru gebaut
und rechtfertigt den hohen Ruf dieses Constructeurs. da sie nach der Berech¬
nung dem Schiffe eine Schnelligkeit von etwa 13 Knoten geben sollte, in
Wirklichkeit aber über 14 Knoten erreichte.

Gebaut ist das Schiff von der Firma "Samuda Brothers" in Poplar,
London, wie der drei Jahre früher dort vollendete "Arminius". Obwohl
erst Ende Februar 1866 -der Kiel gelegt war, fand doch sein Ablauf von
Stapel schon am 7- Mai d. I., seine Abnahme durch die preußische Fach¬
commission bereits am 19. September statt, nachdem die Probefahrt äußerst
günstig verlaufen war, ungleich günstiger als bei den etwa gleich großen
(doch 6 Fuß breiteren) englischen Schiffen "Defence" und "Resistance", die nur
11,6 und 11,8 Knoten erreichten. Am 28. October traf das Schiff "Kron¬
prinz" in Kiel ein, ward dort drei Tage darauf, am 31. October, vom Prinz
Admiral besichtigt, mit dem es eine kurze Probefahrt in See machte und
ward dann abgetakelt, um in Kiel außer Dienst gestellt zu werden. Gegen¬
wärtig liegt die Fregatte an der Wasserallee, wohin sie durch die Kanonen¬
boote "Chamäleon" und "Habicht" am 14. Nov. vom Marinedepot bugsirt
wurde. Dort überwintert das gute Schiff an Seite des "Arminius", der
mit ihm aus derselben Werft Samuda in London hervorgegangen ist und
neben ihm zur Zeit den schätzbarsten Bestandtheil unsrer dienstfähigen Panzer¬
slotte bildet.

Im Frühjahr wird die Fregatte "Kronprinz" unter den ersten Schiffen
sein, welche in Dienst gestellt werden, damit man auf größeren Fahrten ihre
Seetüchtigkeit erproben könne.




Es ist kaum zu verwundern, daß die lebhafte Erregung, von welcher
die Verhandlungen über die Verträge mit Preußen begleitet waren, einer ge¬
wissen Abspannung Platz gemacht hat. Das vorläufige Ziel ist erreicht, eine


als Ventilatoren für die Räume unter Deck zu fungiren im Stande sind,
wie bei „Augusta" und' „Victoria"; die Stengen und Bramstengen (Mast¬
verlängerungen) dagegen, die aus einem Stück bestehen, find von Holz, da
sie biegsamer sein müssen und keine so große Dicke zu haben brauchen, wäh¬
rend die Unterraaen wiederum hohl und von Stahl sind.

Die Maschine von 800 Pferdekraft (nommat), die aber bis zu 4800
effectiven (indicirten) Pferdekräften zu arbeiten vermag, ist von Peru gebaut
und rechtfertigt den hohen Ruf dieses Constructeurs. da sie nach der Berech¬
nung dem Schiffe eine Schnelligkeit von etwa 13 Knoten geben sollte, in
Wirklichkeit aber über 14 Knoten erreichte.

Gebaut ist das Schiff von der Firma „Samuda Brothers" in Poplar,
London, wie der drei Jahre früher dort vollendete „Arminius". Obwohl
erst Ende Februar 1866 -der Kiel gelegt war, fand doch sein Ablauf von
Stapel schon am 7- Mai d. I., seine Abnahme durch die preußische Fach¬
commission bereits am 19. September statt, nachdem die Probefahrt äußerst
günstig verlaufen war, ungleich günstiger als bei den etwa gleich großen
(doch 6 Fuß breiteren) englischen Schiffen „Defence" und „Resistance", die nur
11,6 und 11,8 Knoten erreichten. Am 28. October traf das Schiff „Kron¬
prinz" in Kiel ein, ward dort drei Tage darauf, am 31. October, vom Prinz
Admiral besichtigt, mit dem es eine kurze Probefahrt in See machte und
ward dann abgetakelt, um in Kiel außer Dienst gestellt zu werden. Gegen¬
wärtig liegt die Fregatte an der Wasserallee, wohin sie durch die Kanonen¬
boote „Chamäleon" und „Habicht" am 14. Nov. vom Marinedepot bugsirt
wurde. Dort überwintert das gute Schiff an Seite des „Arminius", der
mit ihm aus derselben Werft Samuda in London hervorgegangen ist und
neben ihm zur Zeit den schätzbarsten Bestandtheil unsrer dienstfähigen Panzer¬
slotte bildet.

Im Frühjahr wird die Fregatte „Kronprinz" unter den ersten Schiffen
sein, welche in Dienst gestellt werden, damit man auf größeren Fahrten ihre
Seetüchtigkeit erproben könne.




Es ist kaum zu verwundern, daß die lebhafte Erregung, von welcher
die Verhandlungen über die Verträge mit Preußen begleitet waren, einer ge¬
wissen Abspannung Platz gemacht hat. Das vorläufige Ziel ist erreicht, eine


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 27, 1868, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341807_117005/24>, abgerufen am 22.07.2024.