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Die Grenzboten. Jg. 26, 1867, I. Semester. II. Band.

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die dem Segelschiff natürlich abgeht. Die preußischen Nuderkanonenboote zer¬
fallen in zwei Classen, die Kanonenschaluppen zu je 2 schweren Geschützen
und die Kanonenjollen mit je 1 Geschütz. Die Zahl der ersteren betrug
ursprünglich 36, also mit zusammen 72 Geschützen, die Zahl der letzteren da¬
gegen nur 6, also mit zusammen 6 Geschützen; gegenwärtig aber sind diese
Ruderkanonenboote auf 32 Kanonenschaluppen (64 Geschütze) und 4 Kanonen¬
jollen (4 Geschütze) zusammengeschmolzen, so daß die Gesammtsumme 36 solcher
Fahrzeuge mit 68 Kanonen beträgt. Gewöhnlich sind diese Ruderkanonenboote
in Stralsund stationirt, wo sie in Schuppen an der Ostseite des Dänholm
liegen, einer befestigten kleinen Insel, welche ungefähr in der Mitte des engen
Fahrwassers zwischen der ebenfalls befestigten Südwestspitze von Rügen und der
Stadt Stralsund liegt, und mit der Seeseite der Stadtenceinte, die hier aus
einer crenelirten Mauer besteht, durch eine Brücke verbunden ist. Die Ruder,
kanonenboote werden bei ihrer großen Langsamkeit und geringen Seetüchtigkeit,
liver welche die Matrosen sehr klagen, nur hart an der Küste in ganz flachem
Wasser postirt werden können, gleichsam als schwimmende Positionsbatterien, die
allerdings vor feindlichem Feuer wenig gesichert sein würden. Es ist wohl nur
aus dem Hinblick auf eine derartige Verwendung zu erklären, daß der neue
Flvttenplan auf diese Fahrzeuge Rücksicht nimmt.




Die englischen LraävsHiiioiis.

Wenn man jetzt durch die Straßen des Westend geht, sieht man an allen
Schneiderläden Zettel aushängen: "Gesucht Arbeiter erster Classe. Keine
Unionisten." Gegenüber aber wandeln zwei Leute den ganzen Tag auf und
ab und beobachten, wer im Laden aus- oder eingeht, zu gewissen Stunden
werden sie abgelöst, das sind die "tailors on Strikes": fast 3000 Schneider-
gesellen haben ihre Arbeit niedergelegt, um höhern Lohn zu erzwingen, die
Meister haben verweigert sich zu fügen und suchen sich durch Maschinen und
Ausbildung jüngerer Leute zu helfen, die Gesellen aber, die nichts zu thun
haben, stellen ihre Wachen vor die Läden, welche aufpassen, wenn die Arbeiter
ein- oder ausgehen und ihnen folgen, um sie womöglich einzuschüchtern oder
abspenstig zu machen. Dieser Schneiderstrike ist Vielleicht der größte und längste,
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Grenzboten II. 1867. 54

die dem Segelschiff natürlich abgeht. Die preußischen Nuderkanonenboote zer¬
fallen in zwei Classen, die Kanonenschaluppen zu je 2 schweren Geschützen
und die Kanonenjollen mit je 1 Geschütz. Die Zahl der ersteren betrug
ursprünglich 36, also mit zusammen 72 Geschützen, die Zahl der letzteren da¬
gegen nur 6, also mit zusammen 6 Geschützen; gegenwärtig aber sind diese
Ruderkanonenboote auf 32 Kanonenschaluppen (64 Geschütze) und 4 Kanonen¬
jollen (4 Geschütze) zusammengeschmolzen, so daß die Gesammtsumme 36 solcher
Fahrzeuge mit 68 Kanonen beträgt. Gewöhnlich sind diese Ruderkanonenboote
in Stralsund stationirt, wo sie in Schuppen an der Ostseite des Dänholm
liegen, einer befestigten kleinen Insel, welche ungefähr in der Mitte des engen
Fahrwassers zwischen der ebenfalls befestigten Südwestspitze von Rügen und der
Stadt Stralsund liegt, und mit der Seeseite der Stadtenceinte, die hier aus
einer crenelirten Mauer besteht, durch eine Brücke verbunden ist. Die Ruder,
kanonenboote werden bei ihrer großen Langsamkeit und geringen Seetüchtigkeit,
liver welche die Matrosen sehr klagen, nur hart an der Küste in ganz flachem
Wasser postirt werden können, gleichsam als schwimmende Positionsbatterien, die
allerdings vor feindlichem Feuer wenig gesichert sein würden. Es ist wohl nur
aus dem Hinblick auf eine derartige Verwendung zu erklären, daß der neue
Flvttenplan auf diese Fahrzeuge Rücksicht nimmt.




Die englischen LraävsHiiioiis.

Wenn man jetzt durch die Straßen des Westend geht, sieht man an allen
Schneiderläden Zettel aushängen: „Gesucht Arbeiter erster Classe. Keine
Unionisten." Gegenüber aber wandeln zwei Leute den ganzen Tag auf und
ab und beobachten, wer im Laden aus- oder eingeht, zu gewissen Stunden
werden sie abgelöst, das sind die „tailors on Strikes«: fast 3000 Schneider-
gesellen haben ihre Arbeit niedergelegt, um höhern Lohn zu erzwingen, die
Meister haben verweigert sich zu fügen und suchen sich durch Maschinen und
Ausbildung jüngerer Leute zu helfen, die Gesellen aber, die nichts zu thun
haben, stellen ihre Wachen vor die Läden, welche aufpassen, wenn die Arbeiter
ein- oder ausgehen und ihnen folgen, um sie womöglich einzuschüchtern oder
abspenstig zu machen. Dieser Schneiderstrike ist Vielleicht der größte und längste,
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Grenzboten II. 1867. 54
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[0425] die dem Segelschiff natürlich abgeht. Die preußischen Nuderkanonenboote zer¬ fallen in zwei Classen, die Kanonenschaluppen zu je 2 schweren Geschützen und die Kanonenjollen mit je 1 Geschütz. Die Zahl der ersteren betrug ursprünglich 36, also mit zusammen 72 Geschützen, die Zahl der letzteren da¬ gegen nur 6, also mit zusammen 6 Geschützen; gegenwärtig aber sind diese Ruderkanonenboote auf 32 Kanonenschaluppen (64 Geschütze) und 4 Kanonen¬ jollen (4 Geschütze) zusammengeschmolzen, so daß die Gesammtsumme 36 solcher Fahrzeuge mit 68 Kanonen beträgt. Gewöhnlich sind diese Ruderkanonenboote in Stralsund stationirt, wo sie in Schuppen an der Ostseite des Dänholm liegen, einer befestigten kleinen Insel, welche ungefähr in der Mitte des engen Fahrwassers zwischen der ebenfalls befestigten Südwestspitze von Rügen und der Stadt Stralsund liegt, und mit der Seeseite der Stadtenceinte, die hier aus einer crenelirten Mauer besteht, durch eine Brücke verbunden ist. Die Ruder, kanonenboote werden bei ihrer großen Langsamkeit und geringen Seetüchtigkeit, liver welche die Matrosen sehr klagen, nur hart an der Küste in ganz flachem Wasser postirt werden können, gleichsam als schwimmende Positionsbatterien, die allerdings vor feindlichem Feuer wenig gesichert sein würden. Es ist wohl nur aus dem Hinblick auf eine derartige Verwendung zu erklären, daß der neue Flvttenplan auf diese Fahrzeuge Rücksicht nimmt. Die englischen LraävsHiiioiis. Wenn man jetzt durch die Straßen des Westend geht, sieht man an allen Schneiderläden Zettel aushängen: „Gesucht Arbeiter erster Classe. Keine Unionisten." Gegenüber aber wandeln zwei Leute den ganzen Tag auf und ab und beobachten, wer im Laden aus- oder eingeht, zu gewissen Stunden werden sie abgelöst, das sind die „tailors on Strikes«: fast 3000 Schneider- gesellen haben ihre Arbeit niedergelegt, um höhern Lohn zu erzwingen, die Meister haben verweigert sich zu fügen und suchen sich durch Maschinen und Ausbildung jüngerer Leute zu helfen, die Gesellen aber, die nichts zu thun haben, stellen ihre Wachen vor die Läden, welche aufpassen, wenn die Arbeiter ein- oder ausgehen und ihnen folgen, um sie womöglich einzuschüchtern oder abspenstig zu machen. Dieser Schneiderstrike ist Vielleicht der größte und längste, ' Grenzboten II. 1867. 54

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 26, 1867, I. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341805_349917/425>, abgerufen am 29.06.2024.