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Die Grenzboten. Jg. 26, 1867, I. Semester. II. Band.

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So habe ich also meine Vertheidigung des Werks von Bernays^ für
welches ich das Interesse der Leser an der nöthigen und wichtigen Herstellung
des Goethetextes in Anspruch nehme, hier in derselben Form vorgelegt, wie sie
für die Augsb. Allgem. Ztg. bestimmt war; sie kommt jetzt zwar etwas ver¬
spätet durch Schuld derRed. d.A.A. Z.. aber dafür unbeeinflußt von ihrer Literatur¬
D. O. gesetzgebung.




Kleine Chronik vom Reichstage.
6.

In der ersten Woche, welche seit der Wiederwahl des Bureaus am 30. März
verflossen ist, hat der Reichstag eine ganz außerordentliche Thätigkeit entfaltet.
Mit anfangs kaum zu ahnender Schnelligkeit, ja mit einer Hast, welche den
früher an ihn gerichteten wiederholten Mahnungen zur Beschleunigung seiner
Arbeiten im vollsten Maß Folge giebt, hat er in wenig Tagen eine lange Reihe
von Verfassungsparagraphen und Artikeln erledigt, so daß es möglich zu wer¬
den scheint, wirklich noch vor dem Osterfest die ganze Aufgabe dieser Vor¬
berathung des gestimmten Regierungsentwurfs zu absolviren. Arbeitskraft und
Ausdauer der Mitglieder wird dabei freilich aufs äußerste angespannt. Eine
kaum auf einen Tag ausgesetzte, ununterbrochene Aufeinanderfolge von täglich
S--7 stündigen Plenarsitzungen, wie sie diese Woche gebracht hat, ist in unsrer
parlamentarischen Geschichte bisher wohl noch ohne Beispiel gewesen.

Und letzteres gilt auch mit vollem Recht in Bezug auf den Inhalt, die
Wichtigkeit und Bedeutung der Gegenstände und der Verhandlungen über die¬
selben, welche während dieser Sitzungen die Versammlung beschäftigten. Denn
die Debatten und Entscheidungen der letzten Tage betrafen die Cardinalpunkte
des neu zu gründenden Werks, jene Festsetzungen, durch welche der Entwurf
die militärische Einheit und die rü der Hand des Bundesfeldherrn zu vereini¬
gende Kriegsmacht des norddeutschen Bundes ins Leben rufen und ihre Formen,
ihren Bestand, die Mittel für dessen Erhaltung für alle Zeit zu normiren und
zu sichern bezweckt. Mit solcher gesteigerten Wichtigkeit des Inhalts ist auch


So habe ich also meine Vertheidigung des Werks von Bernays^ für
welches ich das Interesse der Leser an der nöthigen und wichtigen Herstellung
des Goethetextes in Anspruch nehme, hier in derselben Form vorgelegt, wie sie
für die Augsb. Allgem. Ztg. bestimmt war; sie kommt jetzt zwar etwas ver¬
spätet durch Schuld derRed. d.A.A. Z.. aber dafür unbeeinflußt von ihrer Literatur¬
D. O. gesetzgebung.




Kleine Chronik vom Reichstage.
6.

In der ersten Woche, welche seit der Wiederwahl des Bureaus am 30. März
verflossen ist, hat der Reichstag eine ganz außerordentliche Thätigkeit entfaltet.
Mit anfangs kaum zu ahnender Schnelligkeit, ja mit einer Hast, welche den
früher an ihn gerichteten wiederholten Mahnungen zur Beschleunigung seiner
Arbeiten im vollsten Maß Folge giebt, hat er in wenig Tagen eine lange Reihe
von Verfassungsparagraphen und Artikeln erledigt, so daß es möglich zu wer¬
den scheint, wirklich noch vor dem Osterfest die ganze Aufgabe dieser Vor¬
berathung des gestimmten Regierungsentwurfs zu absolviren. Arbeitskraft und
Ausdauer der Mitglieder wird dabei freilich aufs äußerste angespannt. Eine
kaum auf einen Tag ausgesetzte, ununterbrochene Aufeinanderfolge von täglich
S—7 stündigen Plenarsitzungen, wie sie diese Woche gebracht hat, ist in unsrer
parlamentarischen Geschichte bisher wohl noch ohne Beispiel gewesen.

Und letzteres gilt auch mit vollem Recht in Bezug auf den Inhalt, die
Wichtigkeit und Bedeutung der Gegenstände und der Verhandlungen über die¬
selben, welche während dieser Sitzungen die Versammlung beschäftigten. Denn
die Debatten und Entscheidungen der letzten Tage betrafen die Cardinalpunkte
des neu zu gründenden Werks, jene Festsetzungen, durch welche der Entwurf
die militärische Einheit und die rü der Hand des Bundesfeldherrn zu vereini¬
gende Kriegsmacht des norddeutschen Bundes ins Leben rufen und ihre Formen,
ihren Bestand, die Mittel für dessen Erhaltung für alle Zeit zu normiren und
zu sichern bezweckt. Mit solcher gesteigerten Wichtigkeit des Inhalts ist auch


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[0120] So habe ich also meine Vertheidigung des Werks von Bernays^ für welches ich das Interesse der Leser an der nöthigen und wichtigen Herstellung des Goethetextes in Anspruch nehme, hier in derselben Form vorgelegt, wie sie für die Augsb. Allgem. Ztg. bestimmt war; sie kommt jetzt zwar etwas ver¬ spätet durch Schuld derRed. d.A.A. Z.. aber dafür unbeeinflußt von ihrer Literatur¬ D. O. gesetzgebung. Kleine Chronik vom Reichstage. 6. In der ersten Woche, welche seit der Wiederwahl des Bureaus am 30. März verflossen ist, hat der Reichstag eine ganz außerordentliche Thätigkeit entfaltet. Mit anfangs kaum zu ahnender Schnelligkeit, ja mit einer Hast, welche den früher an ihn gerichteten wiederholten Mahnungen zur Beschleunigung seiner Arbeiten im vollsten Maß Folge giebt, hat er in wenig Tagen eine lange Reihe von Verfassungsparagraphen und Artikeln erledigt, so daß es möglich zu wer¬ den scheint, wirklich noch vor dem Osterfest die ganze Aufgabe dieser Vor¬ berathung des gestimmten Regierungsentwurfs zu absolviren. Arbeitskraft und Ausdauer der Mitglieder wird dabei freilich aufs äußerste angespannt. Eine kaum auf einen Tag ausgesetzte, ununterbrochene Aufeinanderfolge von täglich S—7 stündigen Plenarsitzungen, wie sie diese Woche gebracht hat, ist in unsrer parlamentarischen Geschichte bisher wohl noch ohne Beispiel gewesen. Und letzteres gilt auch mit vollem Recht in Bezug auf den Inhalt, die Wichtigkeit und Bedeutung der Gegenstände und der Verhandlungen über die¬ selben, welche während dieser Sitzungen die Versammlung beschäftigten. Denn die Debatten und Entscheidungen der letzten Tage betrafen die Cardinalpunkte des neu zu gründenden Werks, jene Festsetzungen, durch welche der Entwurf die militärische Einheit und die rü der Hand des Bundesfeldherrn zu vereini¬ gende Kriegsmacht des norddeutschen Bundes ins Leben rufen und ihre Formen, ihren Bestand, die Mittel für dessen Erhaltung für alle Zeit zu normiren und zu sichern bezweckt. Mit solcher gesteigerten Wichtigkeit des Inhalts ist auch

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 26, 1867, I. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341805_349917/120>, abgerufen am 22.07.2024.