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Die Grenzboten. Jg. 26, 1867, I. Semester. I. Band.

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machen, das eine vorstehende Beispiel zeigt die Nothwendigkeit der Aufhebung
dieser Vereinsacte des Adels deutlich genug.

Diese Aufhebung und die oben angeführte Schließung der Exspectantenlistcn
bedingen sich somit gegenseitig, denn wenn das Object, die Klöster, wieder zu
Nutz und Wohlfahrt des ganzen Landes, wie es die Fundationsacte bestimmt,
dienen sollen, so hört auch die Hauptsache des Zwecks des Adelvereins auf.

Somit sind die Aufhebung der Vercinsacte des Adels vom 3. December
1795 und die Schließung der Exspectantenlistcn die ersten nothwendigen Vor¬
bedingungen, um die Klosterfrage einer ruhigen und vernünftigen Entwickelung
entgegenführen zu können.


Manecke aus Duggcnkopvel.

December 1866.

Rechnet man hinzu, daß die Erlaubniß politischer Vereine laut Verordnung
von 1852 einzig von den Ministern abhängt, diese aber selbst Mitglieder deS
Adelsvereins, des gefährlichsten von allen sind und denselben ganz uneinge¬
schränkt dulden, so erscheint, wenigstens noch augenblicklich, das Bollwerk, wo¬
durch der Besitz der Klöster gesichert ist, bombenfest. Ob es mittelst der ge¬
zogenen politischen Geschütze der Neuzeit gelingen wird hier Bresche zu schießen,
ist eine der Fragen, deren Lösung wir aus dem Gang der Verhandlungen des
ersten norddeutschen Parlamentes wenigstens mit einiger Sicherheit hoffen pro-
gnosticiren zu können.




Die Anschauung und die Alterthnmslmssenschast.

Als im vierzehnten und fünfzehnten Jahrhundert das Interesse für das
entschwundene Alterthum in Italien zuerst wieder erwachte, durchsuchte man
nicht allein die Klvstcrbibliothcken nach den Schätzen der alten Literatur, sondern
Hand in Hand damit begann ein nicht minder eifriges Suchen nach den andern
noch unmittelbareren Zeugnissen des Alterthums, den Bau- und Bildwerken, die
sich aus dem großen Ruin barbarischer Jahrhunderte gerettet hatten. Anfangs
freilich sah es gar traurig aus . ein volles Jahrtausend hatte gründlich aufge¬
räumt. Wenn unter Konstantin die Menge der zu Rom befindlichen Statuen
sich noch hoch in die Tausende belaufen hatte, so konnte im Beginn des fünf-


machen, das eine vorstehende Beispiel zeigt die Nothwendigkeit der Aufhebung
dieser Vereinsacte des Adels deutlich genug.

Diese Aufhebung und die oben angeführte Schließung der Exspectantenlistcn
bedingen sich somit gegenseitig, denn wenn das Object, die Klöster, wieder zu
Nutz und Wohlfahrt des ganzen Landes, wie es die Fundationsacte bestimmt,
dienen sollen, so hört auch die Hauptsache des Zwecks des Adelvereins auf.

Somit sind die Aufhebung der Vercinsacte des Adels vom 3. December
1795 und die Schließung der Exspectantenlistcn die ersten nothwendigen Vor¬
bedingungen, um die Klosterfrage einer ruhigen und vernünftigen Entwickelung
entgegenführen zu können.


Manecke aus Duggcnkopvel.

December 1866.

Rechnet man hinzu, daß die Erlaubniß politischer Vereine laut Verordnung
von 1852 einzig von den Ministern abhängt, diese aber selbst Mitglieder deS
Adelsvereins, des gefährlichsten von allen sind und denselben ganz uneinge¬
schränkt dulden, so erscheint, wenigstens noch augenblicklich, das Bollwerk, wo¬
durch der Besitz der Klöster gesichert ist, bombenfest. Ob es mittelst der ge¬
zogenen politischen Geschütze der Neuzeit gelingen wird hier Bresche zu schießen,
ist eine der Fragen, deren Lösung wir aus dem Gang der Verhandlungen des
ersten norddeutschen Parlamentes wenigstens mit einiger Sicherheit hoffen pro-
gnosticiren zu können.




Die Anschauung und die Alterthnmslmssenschast.

Als im vierzehnten und fünfzehnten Jahrhundert das Interesse für das
entschwundene Alterthum in Italien zuerst wieder erwachte, durchsuchte man
nicht allein die Klvstcrbibliothcken nach den Schätzen der alten Literatur, sondern
Hand in Hand damit begann ein nicht minder eifriges Suchen nach den andern
noch unmittelbareren Zeugnissen des Alterthums, den Bau- und Bildwerken, die
sich aus dem großen Ruin barbarischer Jahrhunderte gerettet hatten. Anfangs
freilich sah es gar traurig aus . ein volles Jahrtausend hatte gründlich aufge¬
räumt. Wenn unter Konstantin die Menge der zu Rom befindlichen Statuen
sich noch hoch in die Tausende belaufen hatte, so konnte im Beginn des fünf-


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 26, 1867, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341805_190158/55>, abgerufen am 27.06.2024.