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Die Grenzboten. Jg. 26, 1867, I. Semester. I. Band.

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und da Herr v. Bete auch einen Staatsschatz (!) sammelt, so kann er hoffen,
im Sommer, wenn es paßt, die große Trommel wieder zu-rühren.

Werden Beusts Pläne verwirklicht werden? Das hängt von der Stellung
der Deutschen im wiener Reichstage ab. Ihren Pflichtenkreis zu schildern, ist
^. L. unsere nächste Aufgabe.




August Bölkhs sechzigjiihriges DoctorjubMum.

Was die berliner Universität, der geistige Exponent des neuen preußischen
Staates, der deutschen Wissenschaft bedeutet, lehren die jüngst gefeierten Jubi¬
läen hervorragender Mitglieder dieser großartigen Körperschaft ebenso wie die
Reihe schmerzlicher Verluste, welche sie in kurzer Zeit erfahren. Der erste grö¬
ßere Lebensabschnitt, den die jüngste unsrer Hochschulen zurückgelegt hat, mahnt
zugleich daran,,daß eine Periode wissenschaftlicher Arbeit von wahrhaft einziger
Würde und Höhe mit ihm zu Rüste geht. Welch eine Zahl herrlicher Geister,
alle angethan, epochemachenden Aufschwung in Erkenntniß und Forschung je
auf ihrem Gebiete den Namen zu geben, sind mit den Geschicken des ersten
Halbjahrhunderts der berliner Universität verbunden; aber die meisten, welche
aus der großen Zeit, die sie erzog, noch zu uns herüberragen, nahen dem Ziel
menschlicher Tage, und wie sie mit denen, die schon heimgegangen, in erlauchter
Zeitgenossenschaft cmporgediehen sind zu geistigen Führern ihrer Nation, können
auch die Jahre nahe bei einander liegen, welche diesem herrlichen Geschlecht
von Coätanen den Feierabend der Lebensarbeit bringen.

Desto lauter und freudiger feiert die dankbare Mtwelt die festlichen Stun¬
den, welche bedeutsame Erinnerungen aus der Vergangenheit der theuren Männer
wach rufen. So beging der große Kreis vo" Genossen, Schülerin und Bewun¬
derern vor wenig Wochen Leopold Rankes fünfzigjähriges Doctorjubiläum, ein
Fest, das von der umfassenden fruchtbaren Wirksamkeit rufus großen Historikers
ebenso treues Zeugniß gab wie von der Dankbarkeit und der Begeisterung,
mit welcher alle, denen er im engern und im weitern Sinne Lehrer war und
ist, sich die Seinigen nennen.

Am 13. März ist wiederum ein seltenes Gelehrtenfest in Berlin gefeiert
worden. Um den einundachtzigjährigen Altmeister der deutschen Philologie,


und da Herr v. Bete auch einen Staatsschatz (!) sammelt, so kann er hoffen,
im Sommer, wenn es paßt, die große Trommel wieder zu-rühren.

Werden Beusts Pläne verwirklicht werden? Das hängt von der Stellung
der Deutschen im wiener Reichstage ab. Ihren Pflichtenkreis zu schildern, ist
^. L. unsere nächste Aufgabe.




August Bölkhs sechzigjiihriges DoctorjubMum.

Was die berliner Universität, der geistige Exponent des neuen preußischen
Staates, der deutschen Wissenschaft bedeutet, lehren die jüngst gefeierten Jubi¬
läen hervorragender Mitglieder dieser großartigen Körperschaft ebenso wie die
Reihe schmerzlicher Verluste, welche sie in kurzer Zeit erfahren. Der erste grö¬
ßere Lebensabschnitt, den die jüngste unsrer Hochschulen zurückgelegt hat, mahnt
zugleich daran,,daß eine Periode wissenschaftlicher Arbeit von wahrhaft einziger
Würde und Höhe mit ihm zu Rüste geht. Welch eine Zahl herrlicher Geister,
alle angethan, epochemachenden Aufschwung in Erkenntniß und Forschung je
auf ihrem Gebiete den Namen zu geben, sind mit den Geschicken des ersten
Halbjahrhunderts der berliner Universität verbunden; aber die meisten, welche
aus der großen Zeit, die sie erzog, noch zu uns herüberragen, nahen dem Ziel
menschlicher Tage, und wie sie mit denen, die schon heimgegangen, in erlauchter
Zeitgenossenschaft cmporgediehen sind zu geistigen Führern ihrer Nation, können
auch die Jahre nahe bei einander liegen, welche diesem herrlichen Geschlecht
von Coätanen den Feierabend der Lebensarbeit bringen.

Desto lauter und freudiger feiert die dankbare Mtwelt die festlichen Stun¬
den, welche bedeutsame Erinnerungen aus der Vergangenheit der theuren Männer
wach rufen. So beging der große Kreis vo» Genossen, Schülerin und Bewun¬
derern vor wenig Wochen Leopold Rankes fünfzigjähriges Doctorjubiläum, ein
Fest, das von der umfassenden fruchtbaren Wirksamkeit rufus großen Historikers
ebenso treues Zeugniß gab wie von der Dankbarkeit und der Begeisterung,
mit welcher alle, denen er im engern und im weitern Sinne Lehrer war und
ist, sich die Seinigen nennen.

Am 13. März ist wiederum ein seltenes Gelehrtenfest in Berlin gefeiert
worden. Um den einundachtzigjährigen Altmeister der deutschen Philologie,


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 26, 1867, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341805_190158/526>, abgerufen am 27.06.2024.