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Die Grenzboten. Jg. 26, 1867, I. Semester. I. Band.

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unzweifelhaft nur dann fördern und wahrheitsgetreue Einblicke gewähren, wenn
sie nicht von dem officiellen Berichte der Gelehrten der Bavaria geschrieben
würden. Wir find ihnen dankbar für das was sie geleistet haben. Ziehen
wir alles ab. was jeder unparteiische Beurtheiler für gänzlich verfehlt halten
muß und legen wir nicht zu viel Gewicht auf das, was jeder wirkliche Kenner
des Volkslebens zu vermissen berechtigt ist, so bleibt immer noch viel Erfreu¬
liches und Brauchbares. Es ließe sich freilich ungefähr auf dem dritten Theile
des verbrauchten Raumes zusammendrängen, und man möchte wünschen, daß die
hier mit wahrhaft königlicher Munificenz gewährten Mittel etwas ökonomischer
und praktischer verwandt worden wären. Doch da es der erste größere Ver¬
such mit einem neuen Plan und einer neuen Methode in einer jungen Wissen¬
schaft ist, so hoffen wir, daß andere aus den hier gemachten Fehlern lernen
werden. --




Die neue Anthologie der Wissenschaften, Literatur und Künste
i" Italien.

Wir wissen nicht, wem zuerst der Gedanke gekommen sein mag. die neue
Monatsschrift, welche seit dein Januar des verflossenen Jahres in der nunmeh¬
rigen Hauptstadt Italiens erscheint und deren erster Jahrgang jetzt Vollendet
vorliegt, "neue Anthologie" zu nennen; aber der Gedanke war ein durchaus
glücklicher. Zwar sind es bereits fünfunddreißig Jahre, seit die alte Anthologie,
deren Stellung die neue Zeitschrift einzunehmen den Anspruch erhebt, indem sie
das Erbe des Namens antritt, dem Machtspruche einer engherzigen Regierung
erlegen ist; und das Geschlecht, das Vorzugsweise berufen ist, dem neuen Organ
durch tüchtige Arbeit den Werth zu verleihen, der ihm vom bloßen Namen und
einem ersten glücklichen Anlauf nicht kommen kann, erinnert sich meist nur noch
dunkel des elfjährigen Bestehens jener trcMchen Sammlung von Arbeite" der
edelsten, bcstgcsinnten Italiener einer Zeit, deren man jetzt zwar nicht grade
mit Haß und Bitterkeit, aber doch mit dem Gefühle dessen gedenkt,

der mit angstgevreßtem Odem
Dem Meere kaum entronnen, nun vom Strande
Auf die gefahrvoll wilde Fluth zurücksiarrt.


Grenzboten I. 18ki7. 19

unzweifelhaft nur dann fördern und wahrheitsgetreue Einblicke gewähren, wenn
sie nicht von dem officiellen Berichte der Gelehrten der Bavaria geschrieben
würden. Wir find ihnen dankbar für das was sie geleistet haben. Ziehen
wir alles ab. was jeder unparteiische Beurtheiler für gänzlich verfehlt halten
muß und legen wir nicht zu viel Gewicht auf das, was jeder wirkliche Kenner
des Volkslebens zu vermissen berechtigt ist, so bleibt immer noch viel Erfreu¬
liches und Brauchbares. Es ließe sich freilich ungefähr auf dem dritten Theile
des verbrauchten Raumes zusammendrängen, und man möchte wünschen, daß die
hier mit wahrhaft königlicher Munificenz gewährten Mittel etwas ökonomischer
und praktischer verwandt worden wären. Doch da es der erste größere Ver¬
such mit einem neuen Plan und einer neuen Methode in einer jungen Wissen¬
schaft ist, so hoffen wir, daß andere aus den hier gemachten Fehlern lernen
werden. —




Die neue Anthologie der Wissenschaften, Literatur und Künste
i» Italien.

Wir wissen nicht, wem zuerst der Gedanke gekommen sein mag. die neue
Monatsschrift, welche seit dein Januar des verflossenen Jahres in der nunmeh¬
rigen Hauptstadt Italiens erscheint und deren erster Jahrgang jetzt Vollendet
vorliegt, „neue Anthologie" zu nennen; aber der Gedanke war ein durchaus
glücklicher. Zwar sind es bereits fünfunddreißig Jahre, seit die alte Anthologie,
deren Stellung die neue Zeitschrift einzunehmen den Anspruch erhebt, indem sie
das Erbe des Namens antritt, dem Machtspruche einer engherzigen Regierung
erlegen ist; und das Geschlecht, das Vorzugsweise berufen ist, dem neuen Organ
durch tüchtige Arbeit den Werth zu verleihen, der ihm vom bloßen Namen und
einem ersten glücklichen Anlauf nicht kommen kann, erinnert sich meist nur noch
dunkel des elfjährigen Bestehens jener trcMchen Sammlung von Arbeite» der
edelsten, bcstgcsinnten Italiener einer Zeit, deren man jetzt zwar nicht grade
mit Haß und Bitterkeit, aber doch mit dem Gefühle dessen gedenkt,

der mit angstgevreßtem Odem
Dem Meere kaum entronnen, nun vom Strande
Auf die gefahrvoll wilde Fluth zurücksiarrt.


Grenzboten I. 18ki7. 19
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[0155] unzweifelhaft nur dann fördern und wahrheitsgetreue Einblicke gewähren, wenn sie nicht von dem officiellen Berichte der Gelehrten der Bavaria geschrieben würden. Wir find ihnen dankbar für das was sie geleistet haben. Ziehen wir alles ab. was jeder unparteiische Beurtheiler für gänzlich verfehlt halten muß und legen wir nicht zu viel Gewicht auf das, was jeder wirkliche Kenner des Volkslebens zu vermissen berechtigt ist, so bleibt immer noch viel Erfreu¬ liches und Brauchbares. Es ließe sich freilich ungefähr auf dem dritten Theile des verbrauchten Raumes zusammendrängen, und man möchte wünschen, daß die hier mit wahrhaft königlicher Munificenz gewährten Mittel etwas ökonomischer und praktischer verwandt worden wären. Doch da es der erste größere Ver¬ such mit einem neuen Plan und einer neuen Methode in einer jungen Wissen¬ schaft ist, so hoffen wir, daß andere aus den hier gemachten Fehlern lernen werden. — Die neue Anthologie der Wissenschaften, Literatur und Künste i» Italien. Wir wissen nicht, wem zuerst der Gedanke gekommen sein mag. die neue Monatsschrift, welche seit dein Januar des verflossenen Jahres in der nunmeh¬ rigen Hauptstadt Italiens erscheint und deren erster Jahrgang jetzt Vollendet vorliegt, „neue Anthologie" zu nennen; aber der Gedanke war ein durchaus glücklicher. Zwar sind es bereits fünfunddreißig Jahre, seit die alte Anthologie, deren Stellung die neue Zeitschrift einzunehmen den Anspruch erhebt, indem sie das Erbe des Namens antritt, dem Machtspruche einer engherzigen Regierung erlegen ist; und das Geschlecht, das Vorzugsweise berufen ist, dem neuen Organ durch tüchtige Arbeit den Werth zu verleihen, der ihm vom bloßen Namen und einem ersten glücklichen Anlauf nicht kommen kann, erinnert sich meist nur noch dunkel des elfjährigen Bestehens jener trcMchen Sammlung von Arbeite» der edelsten, bcstgcsinnten Italiener einer Zeit, deren man jetzt zwar nicht grade mit Haß und Bitterkeit, aber doch mit dem Gefühle dessen gedenkt, der mit angstgevreßtem Odem Dem Meere kaum entronnen, nun vom Strande Auf die gefahrvoll wilde Fluth zurücksiarrt. Grenzboten I. 18ki7. 19

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 26, 1867, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341805_190158/155>, abgerufen am 22.12.2024.