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Die Grenzboten. Jg. 25, 1866, II. Semester. IV. Band.

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Gefallenen innewohnte. Sie geht leer aus, wo baare Schwäche und Kleinlich¬
keit den Inhalt bilden. Die Theilnahme für den weiland Herzog von Nassau
ist schwer zu classificiren; kann ein Plaidoyer für Charakter und für dorrn,
nass gelingen? Der Sturz des Welfenthrons hat den Boden stark erschüttert,
er war eine zwar reichlich gezeitigte, aber dennoch unerwartete Katastrophe; die
Entthronung des Kurfürsten hat sich ähnlich einem Naturereignisse vollzogen,
das als Resultat von lauter bestimmbaren Factoren kaum so lange beunruhigt,
bis es vorüber ist; durch das Geräusch des Luftdrucks aber, der den Herzog
Adolph entfernte, tönt wenig mehr als der Refrain der bisherigen nassauischen
Landesfortüne: "1ö jou est. es.it; risn ne va, Ms."




Der deutsche Krieg im Jahre 1866.
6.
Der Feldzug der Mainarmee.

Die am Main fechtenden Armeen haben wir in unserm ersten Artikel in
folgender Stärke kennen gelernt:

General Vogel v. Falkenstein 48,000 Mann Infanterie, 3.300 Pferde.
96 Geschütze in drei Divisionen.

Prinz Karl Von Bayern: 36.000 Mann Infanterie, 7,000 Pferde, 162
Geschütze.

Prinz Alexander von Hessen: Würtenberger, Badenser, Hessen-Darmstädter
und Oestreicher, 32.800 Mann Infanterie, ö.000 Pferde und 130 Geschütze.

Ehe General v. Falkenstein gestattet war, gegen diese Truppen vorzugehen,
war ihm die Aufgabe geworden, Hannover und Hessen zu occupiren und wo
möglich die dortigen Streitkräfte unschädlich zu machen. Die turhcssischen Truppen
hatten sich ohne ihre Kriegsausrüstung abzuwarten und selbst ohne Munition
nach Mainz hingezogen; die Besitznahme des Landes war also leicht und der
dazu bestimmt gewesene General v. Bayer konnte mit seiner Division sofort
gegen Hannover und zwar in der Art verwandt werden, daß er der hannoverschen
Armee den Marsch nach Süden zur Vereinigung mit den Bayern sperrte. Die
letztern fingen Mitte Juni an sich bei Schweinfurt und Bamberg zu sammeln.

Der König von Hannover hatte seine Truppen in der Stärke von 18--19,000


Grenzboten IV. 186". 49

Gefallenen innewohnte. Sie geht leer aus, wo baare Schwäche und Kleinlich¬
keit den Inhalt bilden. Die Theilnahme für den weiland Herzog von Nassau
ist schwer zu classificiren; kann ein Plaidoyer für Charakter und für dorrn,
nass gelingen? Der Sturz des Welfenthrons hat den Boden stark erschüttert,
er war eine zwar reichlich gezeitigte, aber dennoch unerwartete Katastrophe; die
Entthronung des Kurfürsten hat sich ähnlich einem Naturereignisse vollzogen,
das als Resultat von lauter bestimmbaren Factoren kaum so lange beunruhigt,
bis es vorüber ist; durch das Geräusch des Luftdrucks aber, der den Herzog
Adolph entfernte, tönt wenig mehr als der Refrain der bisherigen nassauischen
Landesfortüne: „1ö jou est. es.it; risn ne va, Ms."




Der deutsche Krieg im Jahre 1866.
6.
Der Feldzug der Mainarmee.

Die am Main fechtenden Armeen haben wir in unserm ersten Artikel in
folgender Stärke kennen gelernt:

General Vogel v. Falkenstein 48,000 Mann Infanterie, 3.300 Pferde.
96 Geschütze in drei Divisionen.

Prinz Karl Von Bayern: 36.000 Mann Infanterie, 7,000 Pferde, 162
Geschütze.

Prinz Alexander von Hessen: Würtenberger, Badenser, Hessen-Darmstädter
und Oestreicher, 32.800 Mann Infanterie, ö.000 Pferde und 130 Geschütze.

Ehe General v. Falkenstein gestattet war, gegen diese Truppen vorzugehen,
war ihm die Aufgabe geworden, Hannover und Hessen zu occupiren und wo
möglich die dortigen Streitkräfte unschädlich zu machen. Die turhcssischen Truppen
hatten sich ohne ihre Kriegsausrüstung abzuwarten und selbst ohne Munition
nach Mainz hingezogen; die Besitznahme des Landes war also leicht und der
dazu bestimmt gewesene General v. Bayer konnte mit seiner Division sofort
gegen Hannover und zwar in der Art verwandt werden, daß er der hannoverschen
Armee den Marsch nach Süden zur Vereinigung mit den Bayern sperrte. Die
letztern fingen Mitte Juni an sich bei Schweinfurt und Bamberg zu sammeln.

Der König von Hannover hatte seine Truppen in der Stärke von 18—19,000


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[0413] Gefallenen innewohnte. Sie geht leer aus, wo baare Schwäche und Kleinlich¬ keit den Inhalt bilden. Die Theilnahme für den weiland Herzog von Nassau ist schwer zu classificiren; kann ein Plaidoyer für Charakter und für dorrn, nass gelingen? Der Sturz des Welfenthrons hat den Boden stark erschüttert, er war eine zwar reichlich gezeitigte, aber dennoch unerwartete Katastrophe; die Entthronung des Kurfürsten hat sich ähnlich einem Naturereignisse vollzogen, das als Resultat von lauter bestimmbaren Factoren kaum so lange beunruhigt, bis es vorüber ist; durch das Geräusch des Luftdrucks aber, der den Herzog Adolph entfernte, tönt wenig mehr als der Refrain der bisherigen nassauischen Landesfortüne: „1ö jou est. es.it; risn ne va, Ms." Der deutsche Krieg im Jahre 1866. 6. Der Feldzug der Mainarmee. Die am Main fechtenden Armeen haben wir in unserm ersten Artikel in folgender Stärke kennen gelernt: General Vogel v. Falkenstein 48,000 Mann Infanterie, 3.300 Pferde. 96 Geschütze in drei Divisionen. Prinz Karl Von Bayern: 36.000 Mann Infanterie, 7,000 Pferde, 162 Geschütze. Prinz Alexander von Hessen: Würtenberger, Badenser, Hessen-Darmstädter und Oestreicher, 32.800 Mann Infanterie, ö.000 Pferde und 130 Geschütze. Ehe General v. Falkenstein gestattet war, gegen diese Truppen vorzugehen, war ihm die Aufgabe geworden, Hannover und Hessen zu occupiren und wo möglich die dortigen Streitkräfte unschädlich zu machen. Die turhcssischen Truppen hatten sich ohne ihre Kriegsausrüstung abzuwarten und selbst ohne Munition nach Mainz hingezogen; die Besitznahme des Landes war also leicht und der dazu bestimmt gewesene General v. Bayer konnte mit seiner Division sofort gegen Hannover und zwar in der Art verwandt werden, daß er der hannoverschen Armee den Marsch nach Süden zur Vereinigung mit den Bayern sperrte. Die letztern fingen Mitte Juni an sich bei Schweinfurt und Bamberg zu sammeln. Der König von Hannover hatte seine Truppen in der Stärke von 18—19,000 Grenzboten IV. 186«. 49

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 25, 1866, II. Semester. IV. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341803_286147/413>, abgerufen am 28.06.2024.