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Die Grenzboten. Jg. 25, 1866, II. Semester. IV. Band.

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aus den Jahren 87 -- 60 zusammenstellen kann. Die Belehrungen, welche die
Inschrift giebt, sind größtenteils von untergeordnetem Interesse, z. B. daß als
ecmsulvZ suttveti des zweiten Halbjahres 5,8 n, Chr. G. A. Paconius Sabinus
und A. Petronius Lurco bekannt werden, daß Nero am 4. December die tribwricia
powstg." annahm, und die Adoption des Nero durch Claudius am 26. Februar
.stattfand. Von allgemeinerer Wichtigkeit dürfte die Notiz sein', daß das Col-
legiuM der arvalischen Brut'er einmal eine Versammlung im Pantheon des
Agrippa abhielt, wodurch dieses Gebäude als Tempel erwiesen wird, was mehr¬
fach bestritten worden ist; und daß im zweiten Halbjahre 57 n. Chr. G.. in
welchem der Proceß des Paulus in Rom zu Ende geführt wurde, der Philo¬
soph Seneca Conwl war. nach der bestehenden Gerichtsordnung also Kenntniß
und Einsicht in die Acten des Processes haben und in irgendeine Beziehung
zu dem Apostel treten mußte, eine Beziehung, welche der auf uns gekommene
gefälschte Briefwechsel zwischen Seneca und Paulus eher verdächtigen als er¬
weisen mochte. Die Inschrift ist ohnlängst von dem berühmten römischen Epi-
graphiker de Rossi in seinem dullvttino eristi-mo veröffentlicht und gelehrt
O. B. , erläutert worden.




Missionsbericht ans Assyrien.
Th. Rottele. Aus dem Neusyrischcn übersetzt von
(Schluß zu Ur. 42.)

Im Nachfolgenden wird Fortsetzung und Schluß des aus dem Neusyrischeu
übersetzten Berichtes mitgetheilt, den die beiden von der amerikanischen Misston
abgesandten syrischen Geistlichen Murad Chan und Musche (Moses), Diaconen
zu Arenia, über die Reise geben, welche sie im Jahre 1831 in das Botan-
gebiet unternahmen. Das in Ur. 42 abgedruckte erste Stück dieser Erzählung
verläßt die Sendboten hinter Mosul, nachdem sie mehr eingebildete als wirk¬
liche Gefahren bestanden, und mehr durch die Zweifel der Mitbekcnner an ihrer
Rechtgläubigkeit, als durch Anfechtung der Feinde zu leiten gehabt haben. Diesen
Charakter, welcher die Zersplitterung der christlichen Elemente des Morgenlandes
Und den formalistischen Eifer derselben lebhaft zu erkennen giebt, behält auch der
Nest der Missionsfahrt bei, welche die Wandrer ins kurdische Hochland und zum
oberen Tigris führt. Die Einfalt der ErzählungSweise interessirt auch hier fast
Mehr noch als die geschilderten Beobachtungen, obgleich auch sie geeignet sind,
die Kunde über das Leben der Christen in Asien zu bereichern.


aus den Jahren 87 — 60 zusammenstellen kann. Die Belehrungen, welche die
Inschrift giebt, sind größtenteils von untergeordnetem Interesse, z. B. daß als
ecmsulvZ suttveti des zweiten Halbjahres 5,8 n, Chr. G. A. Paconius Sabinus
und A. Petronius Lurco bekannt werden, daß Nero am 4. December die tribwricia
powstg.» annahm, und die Adoption des Nero durch Claudius am 26. Februar
.stattfand. Von allgemeinerer Wichtigkeit dürfte die Notiz sein', daß das Col-
legiuM der arvalischen Brut'er einmal eine Versammlung im Pantheon des
Agrippa abhielt, wodurch dieses Gebäude als Tempel erwiesen wird, was mehr¬
fach bestritten worden ist; und daß im zweiten Halbjahre 57 n. Chr. G.. in
welchem der Proceß des Paulus in Rom zu Ende geführt wurde, der Philo¬
soph Seneca Conwl war. nach der bestehenden Gerichtsordnung also Kenntniß
und Einsicht in die Acten des Processes haben und in irgendeine Beziehung
zu dem Apostel treten mußte, eine Beziehung, welche der auf uns gekommene
gefälschte Briefwechsel zwischen Seneca und Paulus eher verdächtigen als er¬
weisen mochte. Die Inschrift ist ohnlängst von dem berühmten römischen Epi-
graphiker de Rossi in seinem dullvttino eristi-mo veröffentlicht und gelehrt
O. B. , erläutert worden.




Missionsbericht ans Assyrien.
Th. Rottele. Aus dem Neusyrischcn übersetzt von
(Schluß zu Ur. 42.)

Im Nachfolgenden wird Fortsetzung und Schluß des aus dem Neusyrischeu
übersetzten Berichtes mitgetheilt, den die beiden von der amerikanischen Misston
abgesandten syrischen Geistlichen Murad Chan und Musche (Moses), Diaconen
zu Arenia, über die Reise geben, welche sie im Jahre 1831 in das Botan-
gebiet unternahmen. Das in Ur. 42 abgedruckte erste Stück dieser Erzählung
verläßt die Sendboten hinter Mosul, nachdem sie mehr eingebildete als wirk¬
liche Gefahren bestanden, und mehr durch die Zweifel der Mitbekcnner an ihrer
Rechtgläubigkeit, als durch Anfechtung der Feinde zu leiten gehabt haben. Diesen
Charakter, welcher die Zersplitterung der christlichen Elemente des Morgenlandes
Und den formalistischen Eifer derselben lebhaft zu erkennen giebt, behält auch der
Nest der Missionsfahrt bei, welche die Wandrer ins kurdische Hochland und zum
oberen Tigris führt. Die Einfalt der ErzählungSweise interessirt auch hier fast
Mehr noch als die geschilderten Beobachtungen, obgleich auch sie geeignet sind,
die Kunde über das Leben der Christen in Asien zu bereichern.


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[0249] aus den Jahren 87 — 60 zusammenstellen kann. Die Belehrungen, welche die Inschrift giebt, sind größtenteils von untergeordnetem Interesse, z. B. daß als ecmsulvZ suttveti des zweiten Halbjahres 5,8 n, Chr. G. A. Paconius Sabinus und A. Petronius Lurco bekannt werden, daß Nero am 4. December die tribwricia powstg.» annahm, und die Adoption des Nero durch Claudius am 26. Februar .stattfand. Von allgemeinerer Wichtigkeit dürfte die Notiz sein', daß das Col- legiuM der arvalischen Brut'er einmal eine Versammlung im Pantheon des Agrippa abhielt, wodurch dieses Gebäude als Tempel erwiesen wird, was mehr¬ fach bestritten worden ist; und daß im zweiten Halbjahre 57 n. Chr. G.. in welchem der Proceß des Paulus in Rom zu Ende geführt wurde, der Philo¬ soph Seneca Conwl war. nach der bestehenden Gerichtsordnung also Kenntniß und Einsicht in die Acten des Processes haben und in irgendeine Beziehung zu dem Apostel treten mußte, eine Beziehung, welche der auf uns gekommene gefälschte Briefwechsel zwischen Seneca und Paulus eher verdächtigen als er¬ weisen mochte. Die Inschrift ist ohnlängst von dem berühmten römischen Epi- graphiker de Rossi in seinem dullvttino eristi-mo veröffentlicht und gelehrt O. B. , erläutert worden. Missionsbericht ans Assyrien. Th. Rottele. Aus dem Neusyrischcn übersetzt von (Schluß zu Ur. 42.) Im Nachfolgenden wird Fortsetzung und Schluß des aus dem Neusyrischeu übersetzten Berichtes mitgetheilt, den die beiden von der amerikanischen Misston abgesandten syrischen Geistlichen Murad Chan und Musche (Moses), Diaconen zu Arenia, über die Reise geben, welche sie im Jahre 1831 in das Botan- gebiet unternahmen. Das in Ur. 42 abgedruckte erste Stück dieser Erzählung verläßt die Sendboten hinter Mosul, nachdem sie mehr eingebildete als wirk¬ liche Gefahren bestanden, und mehr durch die Zweifel der Mitbekcnner an ihrer Rechtgläubigkeit, als durch Anfechtung der Feinde zu leiten gehabt haben. Diesen Charakter, welcher die Zersplitterung der christlichen Elemente des Morgenlandes Und den formalistischen Eifer derselben lebhaft zu erkennen giebt, behält auch der Nest der Missionsfahrt bei, welche die Wandrer ins kurdische Hochland und zum oberen Tigris führt. Die Einfalt der ErzählungSweise interessirt auch hier fast Mehr noch als die geschilderten Beobachtungen, obgleich auch sie geeignet sind, die Kunde über das Leben der Christen in Asien zu bereichern.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 25, 1866, II. Semester. IV. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341803_286147/249>, abgerufen am 28.06.2024.