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Die Grenzboten. Jg. 25, 1866, I. Semester. I. Band.

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Ein Missionär in Indien. Erinnerungen aus dem Leben eines ostindischen Missionärs. Halle, Verlag von
Julius Fricke. 1865. 470 S. 8. 1.

Die Missionen im Allgemeinen. -- Einrichtung und Haushalt des Missionärs in Bengalen. --
Die Wirksamkeit des Patri durch Predigt und Schule. -- Mißgriffe und Mißerfolge.

Daß die Erfolge der Missionsarbeit dem auf sie verwendeten Eifer und
den für sie verausgabten verhältnißmäßig sehr bedeutenden Geldmitteln im All¬
gemeinen nichts weniger als entsprechen, ist eine Thatsache, welche unter Un¬
befangenen nirgends in Abrede gestellt wird. Man hat berechnet, daß jeder
der Fische, welche im Lause der letzten Jahrzehnte mit dem Netz Petri gefangen
wurden, der Fischereigesellschaft, alle Spesen zusammengerechnet, ungefähr tausend
Pfund Sterling zu stehen kommt, und wir wollten zugeben, daß dies wohlfeil
erworben hieße, wenn man nicht außerdem wüßte, daß die Mehrzahl dieser
Fische -- wir sagen das ungern, aber Wahrheit darf nicht Gewalt leiden --
faule Fische sind.

Wahr, daß gewisse Nebenbranchen der Societät besser rentirt haben; was
ihr als Hauptsache gilt, will wenig ins Gewicht fallen. Nicht zu lciugnen, daß
manche von den Heidenboten der katholischen wie der protestantischen Kirche
der geographischen Wissenschaft sehr dankenswerthe Dienste geleistet haben.
Abgesehen von früheren Beispielen der Art, sei nur an Huc und Gabel, die
uns Tibet und dessen Nachbarländer durchforschten, an Krapf und Rebmann,
die den ostafrikanischen Gletscherberg Kilimandschero entdeckten, und an Livingstone
erinnert, dessen kühne Züge durch bisher völlig unbekannte Gebiete Südafrikas
der Erdkunde wichtige neue Kenntniß gewannen. Gewiß ferner, daß manche
Missionäre der französischen und der englischen Politik und dem Handel (böse
Menschen behaupten, die Bekleidung der Wilden sei den englischen Förderern
der Mission mehr Herzenssache als deren Bekehrung) als Kundschafter, Pfad¬
finder und Agenten von erheblichem Nutzen gewesen sind. Sodann soll nicht
verschwiegen bleiben, daß hier und da unter den eigentlichen Wilden durch Ver¬
mittelung der Missionsgesellschaften ein Keim der Cultur in den Boden gesenkt,
auf Abschaffung von Mißbräuchen hingewirkt, ein Asyl für Flüchtlinge vor un¬
menschlicher Sitte gegründet wurde; Misstonäre hauptsächlich arbeiten in den
verschiedensten Strichen des dritten Welttheils dem Sklavenhandel entgegen,
und Missionären vorzüglich dankt Abeokuta, die große Zufluchtsstätte an den


Ein Missionär in Indien. Erinnerungen aus dem Leben eines ostindischen Missionärs. Halle, Verlag von
Julius Fricke. 1865. 470 S. 8. 1.

Die Missionen im Allgemeinen. — Einrichtung und Haushalt des Missionärs in Bengalen. —
Die Wirksamkeit des Patri durch Predigt und Schule. — Mißgriffe und Mißerfolge.

Daß die Erfolge der Missionsarbeit dem auf sie verwendeten Eifer und
den für sie verausgabten verhältnißmäßig sehr bedeutenden Geldmitteln im All¬
gemeinen nichts weniger als entsprechen, ist eine Thatsache, welche unter Un¬
befangenen nirgends in Abrede gestellt wird. Man hat berechnet, daß jeder
der Fische, welche im Lause der letzten Jahrzehnte mit dem Netz Petri gefangen
wurden, der Fischereigesellschaft, alle Spesen zusammengerechnet, ungefähr tausend
Pfund Sterling zu stehen kommt, und wir wollten zugeben, daß dies wohlfeil
erworben hieße, wenn man nicht außerdem wüßte, daß die Mehrzahl dieser
Fische — wir sagen das ungern, aber Wahrheit darf nicht Gewalt leiden —
faule Fische sind.

Wahr, daß gewisse Nebenbranchen der Societät besser rentirt haben; was
ihr als Hauptsache gilt, will wenig ins Gewicht fallen. Nicht zu lciugnen, daß
manche von den Heidenboten der katholischen wie der protestantischen Kirche
der geographischen Wissenschaft sehr dankenswerthe Dienste geleistet haben.
Abgesehen von früheren Beispielen der Art, sei nur an Huc und Gabel, die
uns Tibet und dessen Nachbarländer durchforschten, an Krapf und Rebmann,
die den ostafrikanischen Gletscherberg Kilimandschero entdeckten, und an Livingstone
erinnert, dessen kühne Züge durch bisher völlig unbekannte Gebiete Südafrikas
der Erdkunde wichtige neue Kenntniß gewannen. Gewiß ferner, daß manche
Missionäre der französischen und der englischen Politik und dem Handel (böse
Menschen behaupten, die Bekleidung der Wilden sei den englischen Förderern
der Mission mehr Herzenssache als deren Bekehrung) als Kundschafter, Pfad¬
finder und Agenten von erheblichem Nutzen gewesen sind. Sodann soll nicht
verschwiegen bleiben, daß hier und da unter den eigentlichen Wilden durch Ver¬
mittelung der Missionsgesellschaften ein Keim der Cultur in den Boden gesenkt,
auf Abschaffung von Mißbräuchen hingewirkt, ein Asyl für Flüchtlinge vor un¬
menschlicher Sitte gegründet wurde; Misstonäre hauptsächlich arbeiten in den
verschiedensten Strichen des dritten Welttheils dem Sklavenhandel entgegen,
und Missionären vorzüglich dankt Abeokuta, die große Zufluchtsstätte an den


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[0280] Ein Missionär in Indien. Erinnerungen aus dem Leben eines ostindischen Missionärs. Halle, Verlag von Julius Fricke. 1865. 470 S. 8. 1. Die Missionen im Allgemeinen. — Einrichtung und Haushalt des Missionärs in Bengalen. — Die Wirksamkeit des Patri durch Predigt und Schule. — Mißgriffe und Mißerfolge. Daß die Erfolge der Missionsarbeit dem auf sie verwendeten Eifer und den für sie verausgabten verhältnißmäßig sehr bedeutenden Geldmitteln im All¬ gemeinen nichts weniger als entsprechen, ist eine Thatsache, welche unter Un¬ befangenen nirgends in Abrede gestellt wird. Man hat berechnet, daß jeder der Fische, welche im Lause der letzten Jahrzehnte mit dem Netz Petri gefangen wurden, der Fischereigesellschaft, alle Spesen zusammengerechnet, ungefähr tausend Pfund Sterling zu stehen kommt, und wir wollten zugeben, daß dies wohlfeil erworben hieße, wenn man nicht außerdem wüßte, daß die Mehrzahl dieser Fische — wir sagen das ungern, aber Wahrheit darf nicht Gewalt leiden — faule Fische sind. Wahr, daß gewisse Nebenbranchen der Societät besser rentirt haben; was ihr als Hauptsache gilt, will wenig ins Gewicht fallen. Nicht zu lciugnen, daß manche von den Heidenboten der katholischen wie der protestantischen Kirche der geographischen Wissenschaft sehr dankenswerthe Dienste geleistet haben. Abgesehen von früheren Beispielen der Art, sei nur an Huc und Gabel, die uns Tibet und dessen Nachbarländer durchforschten, an Krapf und Rebmann, die den ostafrikanischen Gletscherberg Kilimandschero entdeckten, und an Livingstone erinnert, dessen kühne Züge durch bisher völlig unbekannte Gebiete Südafrikas der Erdkunde wichtige neue Kenntniß gewannen. Gewiß ferner, daß manche Missionäre der französischen und der englischen Politik und dem Handel (böse Menschen behaupten, die Bekleidung der Wilden sei den englischen Förderern der Mission mehr Herzenssache als deren Bekehrung) als Kundschafter, Pfad¬ finder und Agenten von erheblichem Nutzen gewesen sind. Sodann soll nicht verschwiegen bleiben, daß hier und da unter den eigentlichen Wilden durch Ver¬ mittelung der Missionsgesellschaften ein Keim der Cultur in den Boden gesenkt, auf Abschaffung von Mißbräuchen hingewirkt, ein Asyl für Flüchtlinge vor un¬ menschlicher Sitte gegründet wurde; Misstonäre hauptsächlich arbeiten in den verschiedensten Strichen des dritten Welttheils dem Sklavenhandel entgegen, und Missionären vorzüglich dankt Abeokuta, die große Zufluchtsstätte an den

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 25, 1866, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341803_284469/280>, abgerufen am 21.12.2024.