Die Grenzboten. Jg. 25, 1866, I. Semester. I. Band.die liberale Partei nöthigt, seine ehrliche Seele in ganz Spanien, die nicht Reformansstchten auf dem Gebiet des Gesängnißwesens. Während die Rcformaussichten auf dem in der Ueberschrift erwähnten Ge¬ Wie dem indessen auch sei. ob die reetablirte kaiserliche Dictatur im Stande die liberale Partei nöthigt, seine ehrliche Seele in ganz Spanien, die nicht Reformansstchten auf dem Gebiet des Gesängnißwesens. Während die Rcformaussichten auf dem in der Ueberschrift erwähnten Ge¬ Wie dem indessen auch sei. ob die reetablirte kaiserliche Dictatur im Stande <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0205" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/284675"/> <p xml:id="ID_681" prev="#ID_680"> die liberale Partei nöthigt, seine ehrliche Seele in ganz Spanien, die nicht<lb/> über die Reihe von Skandalen, welche die Geschichte des Hofes von Madnd<lb/> bilden, den tiefsten Ekel empfände. Es wäre ein Wunder, wenn diese Selbst¬<lb/> vernichtung der Dynastie Bourbon noch lange zu arbeiten hätte, bevor sie ihr<lb/> Ziel erreichte.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> <div n="1"> <head> Reformansstchten auf dem Gebiet des Gesängnißwesens.</head><lb/> <p xml:id="ID_682"> Während die Rcformaussichten auf dem in der Ueberschrift erwähnten Ge¬<lb/> biet, trotz ihrer dringlichen Natur, in Preußen nichts weniger wie vielverheißend<lb/> s>ut, während hier der Einfluß jener pietistischen Richtung, die in diesem Staat<lb/> so vieles Entwickelungsfähige verkümmert, sich bisher mit Erfolg dem von<lb/> Irland ausgegangenen reformatorischen Streben entgegenstemmt, öffnet sich an<lb/> einer anderen Stelle, an die man kaum zu denken gewohnt ist. wenn es sich<lb/> um Fortschritte im Sinne einer geläuterten Humanität handelt, eine Aussicht,<lb/> die viel verspricht und die, wenn sie nnr einiges von dem hält, was sie ver¬<lb/> spricht, von den Reformfreunden mit Genugthuung begrüßt werden darf. Kein<lb/> anderer als der östreichische Kaiserstaat ist es. der seinem Rivalen Preußen auf<lb/> dem Gebiet des Gesängnißwesens den Rang abzulaufen droht. Die in dem<lb/> letzten Monat des vergangenen Jahres von dem östreichischen Justizminister an<lb/> den Sectionschef v. Hye. Gcneralinspectvr des Gesängnißwesens, erlassene Amts-<lb/> instrnction kennzeichnet sich ihrem ganzen Inhalt nach als eins jener reforma-<lb/> torischen Actenstücke, von denen man unter anderen Umständen mit Sicherheit<lb/> den Eintritt eines veränderten Standes der Dinge datiren würde. Ich sage:<lb/> unter anderen Umständen mit Sicherheit — denn die östreichische neueste Aera<lb/> treibt, wie dies nicht zu verkennen, in ihrem Bestreben, mit büreaukratischen<lb/> Traditionen, mit der Schreibstubenthätigkcit, mit der Vielregiererei der Unter-<lb/> behörden ;c. zu brechen, eine Reihe knospenhafter Ansätze, deren Entwickelung<lb/> S" wirklichen Früchten gleichwohl niemand wird verbürgen wollen, wer den<lb/> Tesammtzustand Oestreichs im Auge behält.</p><lb/> <p xml:id="ID_683" next="#ID_684"> Wie dem indessen auch sei. ob die reetablirte kaiserliche Dictatur im Stande<lb/> sein wird, die Versprechungen, mit denen sie debütirt, wahr zu machen, ob sie<lb/> dieselben an dem Gegensatz ihrer Existenz mit dem Volksbewußtsein scheitern</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0205]
die liberale Partei nöthigt, seine ehrliche Seele in ganz Spanien, die nicht
über die Reihe von Skandalen, welche die Geschichte des Hofes von Madnd
bilden, den tiefsten Ekel empfände. Es wäre ein Wunder, wenn diese Selbst¬
vernichtung der Dynastie Bourbon noch lange zu arbeiten hätte, bevor sie ihr
Ziel erreichte.
Reformansstchten auf dem Gebiet des Gesängnißwesens.
Während die Rcformaussichten auf dem in der Ueberschrift erwähnten Ge¬
biet, trotz ihrer dringlichen Natur, in Preußen nichts weniger wie vielverheißend
s>ut, während hier der Einfluß jener pietistischen Richtung, die in diesem Staat
so vieles Entwickelungsfähige verkümmert, sich bisher mit Erfolg dem von
Irland ausgegangenen reformatorischen Streben entgegenstemmt, öffnet sich an
einer anderen Stelle, an die man kaum zu denken gewohnt ist. wenn es sich
um Fortschritte im Sinne einer geläuterten Humanität handelt, eine Aussicht,
die viel verspricht und die, wenn sie nnr einiges von dem hält, was sie ver¬
spricht, von den Reformfreunden mit Genugthuung begrüßt werden darf. Kein
anderer als der östreichische Kaiserstaat ist es. der seinem Rivalen Preußen auf
dem Gebiet des Gesängnißwesens den Rang abzulaufen droht. Die in dem
letzten Monat des vergangenen Jahres von dem östreichischen Justizminister an
den Sectionschef v. Hye. Gcneralinspectvr des Gesängnißwesens, erlassene Amts-
instrnction kennzeichnet sich ihrem ganzen Inhalt nach als eins jener reforma-
torischen Actenstücke, von denen man unter anderen Umständen mit Sicherheit
den Eintritt eines veränderten Standes der Dinge datiren würde. Ich sage:
unter anderen Umständen mit Sicherheit — denn die östreichische neueste Aera
treibt, wie dies nicht zu verkennen, in ihrem Bestreben, mit büreaukratischen
Traditionen, mit der Schreibstubenthätigkcit, mit der Vielregiererei der Unter-
behörden ;c. zu brechen, eine Reihe knospenhafter Ansätze, deren Entwickelung
S" wirklichen Früchten gleichwohl niemand wird verbürgen wollen, wer den
Tesammtzustand Oestreichs im Auge behält.
Wie dem indessen auch sei. ob die reetablirte kaiserliche Dictatur im Stande
sein wird, die Versprechungen, mit denen sie debütirt, wahr zu machen, ob sie
dieselben an dem Gegensatz ihrer Existenz mit dem Volksbewußtsein scheitern
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