Die Grenzboten. Jg. 24, 1865, I. Semester. II. Band.Regierung hier freiwillig fast 700,000 Thlr. und setzt damit die Steuer für Wo bleibt hier die Berücksichtigung des richtigen Verhältnisses zwischen Bon gothischer Baukunst alter und neuer Zeit. 2. Wir haben in unseren bisherigen Erörterungen das geometrische Element Regierung hier freiwillig fast 700,000 Thlr. und setzt damit die Steuer für Wo bleibt hier die Berücksichtigung des richtigen Verhältnisses zwischen Bon gothischer Baukunst alter und neuer Zeit. 2. Wir haben in unseren bisherigen Erörterungen das geometrische Element <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0406" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/283203"/> <p xml:id="ID_1310" prev="#ID_1309"> Regierung hier freiwillig fast 700,000 Thlr. und setzt damit die Steuer für<lb/> die Zukunft mindestens auf 3Vs Million jährlich fest.</p><lb/> <p xml:id="ID_1311"> Wo bleibt hier die Berücksichtigung des richtigen Verhältnisses zwischen<lb/> Ausgaben und Einnahmen im Etat, zwischen Ausgaben und Belastung des<lb/> Volkes?</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> <div n="1"> <head> Bon gothischer Baukunst alter und neuer Zeit.<lb/> 2. </head><lb/> <p xml:id="ID_1312" next="#ID_1313"> Wir haben in unseren bisherigen Erörterungen das geometrische Element<lb/> des gothischen Stils außer Acht gelassen, um dessen willen Julius Meyer ihm<lb/> den eigentlich künstlerischen Charakter abspricht. Aber wir glaubten der Sache<lb/> nur ihr Recht zu thun, wenn wir denselben Weg einschlugen, den die unbe¬<lb/> fangene Betrachtung der Werke selbst nimmt, nämlich von der Aufnahme des<lb/> Ganzen durch die Aneignung der Theile in die Untersuchung des constructiver<lb/> Princips hinein. Es ist nun wahr, daß ein gothischer Bau aus einer zu<lb/> Grunde gelegten Quadratur oder Tnangulatur, nämlich aus den möglichen<lb/> Uebereckstellungen von gleichseitigen Dreiecken und Quadraten mit Hinzunahme<lb/> des Kreises entworfen wird oder entworfen werden kann. Die Formel des<lb/> Ganzen liegt im Chorabschluß; „aus des Chores Maß und Gerechtigkeit", wie<lb/> die alten Meister es nennen, entwickelt sich alles. In der Figur, aus welcher<lb/> der Chor geschlossen wird, und der ihr zu Grunde liegenden Hilfsconstruction<lb/> liegen alle Maße, welche zur Anwendung kommen, Länge und Breite des<lb/> Langhauses und der Flügel, Weite der Pfeilerabstände, Weite der Fenster,<lb/> Stärke der Mauern und Strebepfeiler; der Aufriß wiederum enthält die Seiten¬<lb/> linien oder Diagonalen oder Cubusdiagonalen u. s. w. der Grundfigur als<lb/> Vielfache; die Gliederungen und Verzierungen endlich, die Abfasungen, Wasser¬<lb/> schläge, Hohlkehlen. Plättchen, Nasen, das Maßwerk, selbst die Grundformen<lb/> des Laubwerkes lassen sich aus der Quadratur der Mauerstärke finden. Man<lb/> sieht, die gothische Baukunst verfährt auf dieselbe Weise, wie die gothische<lb/> Denkkunst. Die eine wie die andre greift der Stoff mit einer fertigen Formel<lb/> an und freut sich, ihn von Außen her zu bewältigen. Aber haben sie ihm<lb/> darum den Geist ausgetrieben? Wer würde, wenn er etwa durch die Werke des</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0406]
Regierung hier freiwillig fast 700,000 Thlr. und setzt damit die Steuer für
die Zukunft mindestens auf 3Vs Million jährlich fest.
Wo bleibt hier die Berücksichtigung des richtigen Verhältnisses zwischen
Ausgaben und Einnahmen im Etat, zwischen Ausgaben und Belastung des
Volkes?
Bon gothischer Baukunst alter und neuer Zeit.
2.
Wir haben in unseren bisherigen Erörterungen das geometrische Element
des gothischen Stils außer Acht gelassen, um dessen willen Julius Meyer ihm
den eigentlich künstlerischen Charakter abspricht. Aber wir glaubten der Sache
nur ihr Recht zu thun, wenn wir denselben Weg einschlugen, den die unbe¬
fangene Betrachtung der Werke selbst nimmt, nämlich von der Aufnahme des
Ganzen durch die Aneignung der Theile in die Untersuchung des constructiver
Princips hinein. Es ist nun wahr, daß ein gothischer Bau aus einer zu
Grunde gelegten Quadratur oder Tnangulatur, nämlich aus den möglichen
Uebereckstellungen von gleichseitigen Dreiecken und Quadraten mit Hinzunahme
des Kreises entworfen wird oder entworfen werden kann. Die Formel des
Ganzen liegt im Chorabschluß; „aus des Chores Maß und Gerechtigkeit", wie
die alten Meister es nennen, entwickelt sich alles. In der Figur, aus welcher
der Chor geschlossen wird, und der ihr zu Grunde liegenden Hilfsconstruction
liegen alle Maße, welche zur Anwendung kommen, Länge und Breite des
Langhauses und der Flügel, Weite der Pfeilerabstände, Weite der Fenster,
Stärke der Mauern und Strebepfeiler; der Aufriß wiederum enthält die Seiten¬
linien oder Diagonalen oder Cubusdiagonalen u. s. w. der Grundfigur als
Vielfache; die Gliederungen und Verzierungen endlich, die Abfasungen, Wasser¬
schläge, Hohlkehlen. Plättchen, Nasen, das Maßwerk, selbst die Grundformen
des Laubwerkes lassen sich aus der Quadratur der Mauerstärke finden. Man
sieht, die gothische Baukunst verfährt auf dieselbe Weise, wie die gothische
Denkkunst. Die eine wie die andre greift der Stoff mit einer fertigen Formel
an und freut sich, ihn von Außen her zu bewältigen. Aber haben sie ihm
darum den Geist ausgetrieben? Wer würde, wenn er etwa durch die Werke des
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