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Die Grenzboten. Jg. 23, 1864, II. Semester. IV. Band.

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überschreiten dürfen, ohne das gesunde Leben des socialen.Körpers sogleich zu be¬
einträchtigen. So wird z. B. ein Uebermaß der Mittelspersonen d. h. besonders
der Handelsleute sowie ein relatives Zunehmen der Soldatenzahl (welches jedoch
nicht mit der absoluten Vergrößerung der Stärke der Heeresmacht zu verwechseln
ist) eine falsche Mischung der gesellschaftlichen Bestandtheile heißen können und
die natürliche Form des socialen Daseins gefährden. Doch können wir hier
nicht um der blos methodischen Seite der carcyschen Leistungen willen auf ver¬
einzelte, wenn auch noch so interessante Theorien unseres geistvollen Social-
phiiosophen näher eingehen. Wir müssen es dem Leser überlassen, sich durch
unmittelbare Lectüre von den auch in ihren Fehlern anziehenden Eigenthüm¬
lichkeiten des careyschen Geistes zu unterrichten. Wir find zufrieden, wenn es
uns gelungen sein sollte, von jenem auch in seiner sittlichen Haltung hochacht¬
baren Denker einen zum unmittelbaren Studium reizenden Vorbegriff gegeben
zu haben. Carey ist ein Autor, der, wie wir aus eigner Erfahrung wissen,
bei näherer Bekanntschaft immer mehr gewinnt und sogar noch mehr leistet,
als der erste schon an sich selbst einnehmende und das Genie verrathende Ein¬
Dg. druck verspricht.




Erinnerungen aus der leipziger Schlacht.
i. -

Die Tage der alljährigen Erinnerung an die Völkerschlacht bei Leipzig
nähern sich wieder einmal, und so möge es einem Theilnehmer an dieser welt¬
geschichtlichen Begebenheit vergönnt sein. Einiges von dem, was er damals
erlebte, beobachtete oder erfuhr, mitzutheilen. Manches davon ist dem Publicum
bereits vorgeführt worden, aber in tendenziöser Darstellung, Anderes wird neu
sein, und wenn es nur Dinge betrifft, die neben den großen Hauptbegebnissen
sich ereigneten, so mag daran erinnert werden, daß bei der Bedeutung der
Schlacht für unser Vaterland und die Welt überhaupt, auch die Feststellung
von Nebendingen von Wichtigkeit ist.

Wenn nun, wie ich soeben erwähnt, diese Begebenheiten dem lesenden
Publicum, und zwar in weiten Kreisen, so speciell durch das Journal "die
Gartenlaube", bereits bekanntgeworden, so war die gewählte Darstellungsweise


überschreiten dürfen, ohne das gesunde Leben des socialen.Körpers sogleich zu be¬
einträchtigen. So wird z. B. ein Uebermaß der Mittelspersonen d. h. besonders
der Handelsleute sowie ein relatives Zunehmen der Soldatenzahl (welches jedoch
nicht mit der absoluten Vergrößerung der Stärke der Heeresmacht zu verwechseln
ist) eine falsche Mischung der gesellschaftlichen Bestandtheile heißen können und
die natürliche Form des socialen Daseins gefährden. Doch können wir hier
nicht um der blos methodischen Seite der carcyschen Leistungen willen auf ver¬
einzelte, wenn auch noch so interessante Theorien unseres geistvollen Social-
phiiosophen näher eingehen. Wir müssen es dem Leser überlassen, sich durch
unmittelbare Lectüre von den auch in ihren Fehlern anziehenden Eigenthüm¬
lichkeiten des careyschen Geistes zu unterrichten. Wir find zufrieden, wenn es
uns gelungen sein sollte, von jenem auch in seiner sittlichen Haltung hochacht¬
baren Denker einen zum unmittelbaren Studium reizenden Vorbegriff gegeben
zu haben. Carey ist ein Autor, der, wie wir aus eigner Erfahrung wissen,
bei näherer Bekanntschaft immer mehr gewinnt und sogar noch mehr leistet,
als der erste schon an sich selbst einnehmende und das Genie verrathende Ein¬
Dg. druck verspricht.




Erinnerungen aus der leipziger Schlacht.
i. -

Die Tage der alljährigen Erinnerung an die Völkerschlacht bei Leipzig
nähern sich wieder einmal, und so möge es einem Theilnehmer an dieser welt¬
geschichtlichen Begebenheit vergönnt sein. Einiges von dem, was er damals
erlebte, beobachtete oder erfuhr, mitzutheilen. Manches davon ist dem Publicum
bereits vorgeführt worden, aber in tendenziöser Darstellung, Anderes wird neu
sein, und wenn es nur Dinge betrifft, die neben den großen Hauptbegebnissen
sich ereigneten, so mag daran erinnert werden, daß bei der Bedeutung der
Schlacht für unser Vaterland und die Welt überhaupt, auch die Feststellung
von Nebendingen von Wichtigkeit ist.

Wenn nun, wie ich soeben erwähnt, diese Begebenheiten dem lesenden
Publicum, und zwar in weiten Kreisen, so speciell durch das Journal „die
Gartenlaube", bereits bekanntgeworden, so war die gewählte Darstellungsweise


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[0058] überschreiten dürfen, ohne das gesunde Leben des socialen.Körpers sogleich zu be¬ einträchtigen. So wird z. B. ein Uebermaß der Mittelspersonen d. h. besonders der Handelsleute sowie ein relatives Zunehmen der Soldatenzahl (welches jedoch nicht mit der absoluten Vergrößerung der Stärke der Heeresmacht zu verwechseln ist) eine falsche Mischung der gesellschaftlichen Bestandtheile heißen können und die natürliche Form des socialen Daseins gefährden. Doch können wir hier nicht um der blos methodischen Seite der carcyschen Leistungen willen auf ver¬ einzelte, wenn auch noch so interessante Theorien unseres geistvollen Social- phiiosophen näher eingehen. Wir müssen es dem Leser überlassen, sich durch unmittelbare Lectüre von den auch in ihren Fehlern anziehenden Eigenthüm¬ lichkeiten des careyschen Geistes zu unterrichten. Wir find zufrieden, wenn es uns gelungen sein sollte, von jenem auch in seiner sittlichen Haltung hochacht¬ baren Denker einen zum unmittelbaren Studium reizenden Vorbegriff gegeben zu haben. Carey ist ein Autor, der, wie wir aus eigner Erfahrung wissen, bei näherer Bekanntschaft immer mehr gewinnt und sogar noch mehr leistet, als der erste schon an sich selbst einnehmende und das Genie verrathende Ein¬ Dg. druck verspricht. Erinnerungen aus der leipziger Schlacht. i. - Die Tage der alljährigen Erinnerung an die Völkerschlacht bei Leipzig nähern sich wieder einmal, und so möge es einem Theilnehmer an dieser welt¬ geschichtlichen Begebenheit vergönnt sein. Einiges von dem, was er damals erlebte, beobachtete oder erfuhr, mitzutheilen. Manches davon ist dem Publicum bereits vorgeführt worden, aber in tendenziöser Darstellung, Anderes wird neu sein, und wenn es nur Dinge betrifft, die neben den großen Hauptbegebnissen sich ereigneten, so mag daran erinnert werden, daß bei der Bedeutung der Schlacht für unser Vaterland und die Welt überhaupt, auch die Feststellung von Nebendingen von Wichtigkeit ist. Wenn nun, wie ich soeben erwähnt, diese Begebenheiten dem lesenden Publicum, und zwar in weiten Kreisen, so speciell durch das Journal „die Gartenlaube", bereits bekanntgeworden, so war die gewählte Darstellungsweise

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 23, 1864, II. Semester. IV. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341799_360480/58>, abgerufen am 29.06.2024.