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Die Grenzboten. Jg. 23, 1864, II. Semester. IV. Band.

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übte Auge der ordentlichen Untersuchungsrichters in einem politisch verdächtigen
Vagabundens unter anderem Nomen einen bekannten gemeinen Mörder er¬
kannt hätte.

Sonst ist es bei uns stille geworden. Nachdem den Polen im vergangenen
Frühjahr einen Uebergang über die Grenze auszuführen gelungen war, trat
ein sehr verschärftes Verfahren ein; es wurden in beiden Departements beson¬
dere Commissarien mit der einheitlichen Leitung des Polizeiwachtdienstes beauf¬
tragt- Diese haben ausgeräumt; sie sind bisweilen etwas sehr warm geworden
und rasch zugefahren, sie haben viel gesunde" und manche Montirungskammer
ausgeleert. Wir dürfen damit unsre Acten schließen. Der Verlauf der Dinge
ist traurig genug gewesen; verloren haben recht Viele, gewonnen kaum Einer
Aber -- und das ist doch ein großer Gewinn -- die Ueberzeugung hat Europa
erlangt, die Polen selbst müssen es täglich versichern, daß die preußische Provinz
Posen eine dauernde Eroberung Deutschlands sei und daß weder die Krone der
Hohenzollern noch das preußische Volk gemeint sei, sie aufgebend einen/Ver¬
rath am Gesammtvaterlande zu begehen.

Und noch einen Gewinn hat die Provinz: wir werden neue große Ver-
kehrsstraßen erhalten und die Telegraphendräthe, welche man um des Aufruhrs
willen so vielfach gezogen hat, sind uns geblieben und sind uns gewiß ein
Mittel mehr gegen die Wiederkehr eines Jahres wie 1863. So mögen wir --
am Ende bin ich doch der Schulmeister von -- mit dem alten Hei¬
den rühmen:


.....ineencliu, Innren
?rg.sbcz>zg,M; "liWisMv in-no lüll) ugug in illo.



Vermischte Literatur.
Mommsen, Römische Studien.

Eine Zusammenstellung kleinerer Arbeiten, die schon in verschiedenen Zeitschriften
erschienen find, mit alleiniger Ausnahme der dritte" Abhandlung "Die patricischen
und die plebejischen Sonderrechte in den Bürger- und den Rathsvcrsammlungcn."
Diese ist aber auch die bei Weitem wichtigste der ganzen Sammlung: es verbirgt
sich unter diesem Titit eine tief einschneidende Revision der niebuhrschen Forschungen,
ja geradezu ein Neubau der römischen Verfassungsgeschichte, der das Princip auf¬
stellt, daß bei allen Forschungen über den ältern römischen Staat von dem, was


übte Auge der ordentlichen Untersuchungsrichters in einem politisch verdächtigen
Vagabundens unter anderem Nomen einen bekannten gemeinen Mörder er¬
kannt hätte.

Sonst ist es bei uns stille geworden. Nachdem den Polen im vergangenen
Frühjahr einen Uebergang über die Grenze auszuführen gelungen war, trat
ein sehr verschärftes Verfahren ein; es wurden in beiden Departements beson¬
dere Commissarien mit der einheitlichen Leitung des Polizeiwachtdienstes beauf¬
tragt- Diese haben ausgeräumt; sie sind bisweilen etwas sehr warm geworden
und rasch zugefahren, sie haben viel gesunde» und manche Montirungskammer
ausgeleert. Wir dürfen damit unsre Acten schließen. Der Verlauf der Dinge
ist traurig genug gewesen; verloren haben recht Viele, gewonnen kaum Einer
Aber — und das ist doch ein großer Gewinn — die Ueberzeugung hat Europa
erlangt, die Polen selbst müssen es täglich versichern, daß die preußische Provinz
Posen eine dauernde Eroberung Deutschlands sei und daß weder die Krone der
Hohenzollern noch das preußische Volk gemeint sei, sie aufgebend einen/Ver¬
rath am Gesammtvaterlande zu begehen.

Und noch einen Gewinn hat die Provinz: wir werden neue große Ver-
kehrsstraßen erhalten und die Telegraphendräthe, welche man um des Aufruhrs
willen so vielfach gezogen hat, sind uns geblieben und sind uns gewiß ein
Mittel mehr gegen die Wiederkehr eines Jahres wie 1863. So mögen wir —
am Ende bin ich doch der Schulmeister von — mit dem alten Hei¬
den rühmen:


.....ineencliu, Innren
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Vermischte Literatur.
Mommsen, Römische Studien.

Eine Zusammenstellung kleinerer Arbeiten, die schon in verschiedenen Zeitschriften
erschienen find, mit alleiniger Ausnahme der dritte» Abhandlung „Die patricischen
und die plebejischen Sonderrechte in den Bürger- und den Rathsvcrsammlungcn."
Diese ist aber auch die bei Weitem wichtigste der ganzen Sammlung: es verbirgt
sich unter diesem Titit eine tief einschneidende Revision der niebuhrschen Forschungen,
ja geradezu ein Neubau der römischen Verfassungsgeschichte, der das Princip auf¬
stellt, daß bei allen Forschungen über den ältern römischen Staat von dem, was


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[0042] übte Auge der ordentlichen Untersuchungsrichters in einem politisch verdächtigen Vagabundens unter anderem Nomen einen bekannten gemeinen Mörder er¬ kannt hätte. Sonst ist es bei uns stille geworden. Nachdem den Polen im vergangenen Frühjahr einen Uebergang über die Grenze auszuführen gelungen war, trat ein sehr verschärftes Verfahren ein; es wurden in beiden Departements beson¬ dere Commissarien mit der einheitlichen Leitung des Polizeiwachtdienstes beauf¬ tragt- Diese haben ausgeräumt; sie sind bisweilen etwas sehr warm geworden und rasch zugefahren, sie haben viel gesunde» und manche Montirungskammer ausgeleert. Wir dürfen damit unsre Acten schließen. Der Verlauf der Dinge ist traurig genug gewesen; verloren haben recht Viele, gewonnen kaum Einer Aber — und das ist doch ein großer Gewinn — die Ueberzeugung hat Europa erlangt, die Polen selbst müssen es täglich versichern, daß die preußische Provinz Posen eine dauernde Eroberung Deutschlands sei und daß weder die Krone der Hohenzollern noch das preußische Volk gemeint sei, sie aufgebend einen/Ver¬ rath am Gesammtvaterlande zu begehen. Und noch einen Gewinn hat die Provinz: wir werden neue große Ver- kehrsstraßen erhalten und die Telegraphendräthe, welche man um des Aufruhrs willen so vielfach gezogen hat, sind uns geblieben und sind uns gewiß ein Mittel mehr gegen die Wiederkehr eines Jahres wie 1863. So mögen wir — am Ende bin ich doch der Schulmeister von — mit dem alten Hei¬ den rühmen: .....ineencliu, Innren ?rg.sbcz>zg,M; »liWisMv in-no lüll) ugug in illo. Vermischte Literatur. Mommsen, Römische Studien. Eine Zusammenstellung kleinerer Arbeiten, die schon in verschiedenen Zeitschriften erschienen find, mit alleiniger Ausnahme der dritte» Abhandlung „Die patricischen und die plebejischen Sonderrechte in den Bürger- und den Rathsvcrsammlungcn." Diese ist aber auch die bei Weitem wichtigste der ganzen Sammlung: es verbirgt sich unter diesem Titit eine tief einschneidende Revision der niebuhrschen Forschungen, ja geradezu ein Neubau der römischen Verfassungsgeschichte, der das Princip auf¬ stellt, daß bei allen Forschungen über den ältern römischen Staat von dem, was

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 23, 1864, II. Semester. IV. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341799_360480/42>, abgerufen am 29.06.2024.