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Die Grenzboten. Jg. 23, 1864, II. Semester. IV. Band.

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Staaten stets im Besitz aller industriellen Anlagen waren, standen ihnen auch
die Mittel zu Gebote, auf diesem großartigen Strome nicht nur Armeen zu
transportiren, sondern sogar gegen die zahlreichen Forts bedeutendes Belagerungs¬
material und gepanzerte Batterien heranzubringen, welche die Fortschritte ihrer
am Ufer operirenden Armeen wesentlich unterstützten und zu einem verhältni߬
mäßig raschen und günstigen Resultate führten. -- Einen ebenso großen Vor¬
theil konnte die Chesapeccke-Bai im Osten für die Unternehmungen von Washing¬
ton gegen Richmond gewähren, aber hier fehlte, wie wir im Laufe der Beschrei¬
bung des Krieges sehen werden, die nothwendige Energie.

Ein großes Hinderniß für die Bewegungen von Heeren veranlassen in jenen
Landschaften die von der Kolonisation immer nur stellenweise unterbrochner
Waldungen, welche es unmöglich machen, die eigene sowie die feindliche Stellung
zu übersehen und durch Erfolge auf einer Stelle sowohl die Thätigkeit der neben¬
stehenden Truppen zu beleben, als auch moralisch auf den nicht bedrohten Theil
der feindlichen Aufstellung zu wirken. -- Der Wald wirft einen Schleier über
die Gefechtsfelder, welcher aus jeder Schlacht eine Menge von Einzelgefechtcn
macht, die Leitung ungemein erschwert und die Ueberraschungen immerfort in
den Gang der Ereignisse eingreifen läßt. Ueberraschungen aber fordern zu
ihrer Ueberwindung vor allen Dingen gut disciplinirte, in der strengsten Pflicht¬
erfüllung zum nächsten Zweck groß gezogene Truppen und Führer. Diese aber
fehlen in Amerika heute noch auf beiden Seiten und das ist der Grund, daß die
Schlachtberichte so unklar sind und so viele Klagen über Mißverständnisse, Un-
thätigkeit der Führer u. tgi. enthalten. Die vorhin gegebenen Andeutungen
über die Eigenschaften des nordamerikanischen Kriegsschauplatzes zeigen also,
daß dort zu einem erfolgreichen Wirken nothwendig sind:

Eine gute Armeeverwaltung mit dem entsprechenden Armeefuhr¬
wesen, ein zahlreicher, in der Truppcnführung und in der Gegend wohlbewan¬
derter G en era ista b und schließlich wohldisciplinirte Truppen. In allen
drei Dingen aber sah es von vorn herein in Nordamerika schlecht aus und ist
immer noch nicht das erwünschte Maß erreicht. Der Norden stand und stehl
dabei weit hinter dem Süden zurück und daher kommt es. daß der letztere
trotz seiner geringen Hilfsmittel und trotz aller erlittenen Niederlagen immer
noch mit Glück das Feld behaupten kann.

3. Die Elemente der beiderseitigen Streitkräfte.

Das stehende Heer der Vereinigten Staaten bestand vor dem jetzigen
Kriege aus circa 10,000 Mann, welche theils die kleinen Besatzungen der Kü¬
stenforts bildeten, theils gegen die Indianer in einzelnen Forts standen und in
der Mehrzahl von dem letzten südstaatlichen Präsidenten in Texas aufgestellt
waren. -- Ihre Offiziere gehörten meist den Südstaaten an und gingen bei


Staaten stets im Besitz aller industriellen Anlagen waren, standen ihnen auch
die Mittel zu Gebote, auf diesem großartigen Strome nicht nur Armeen zu
transportiren, sondern sogar gegen die zahlreichen Forts bedeutendes Belagerungs¬
material und gepanzerte Batterien heranzubringen, welche die Fortschritte ihrer
am Ufer operirenden Armeen wesentlich unterstützten und zu einem verhältni߬
mäßig raschen und günstigen Resultate führten. — Einen ebenso großen Vor¬
theil konnte die Chesapeccke-Bai im Osten für die Unternehmungen von Washing¬
ton gegen Richmond gewähren, aber hier fehlte, wie wir im Laufe der Beschrei¬
bung des Krieges sehen werden, die nothwendige Energie.

Ein großes Hinderniß für die Bewegungen von Heeren veranlassen in jenen
Landschaften die von der Kolonisation immer nur stellenweise unterbrochner
Waldungen, welche es unmöglich machen, die eigene sowie die feindliche Stellung
zu übersehen und durch Erfolge auf einer Stelle sowohl die Thätigkeit der neben¬
stehenden Truppen zu beleben, als auch moralisch auf den nicht bedrohten Theil
der feindlichen Aufstellung zu wirken. — Der Wald wirft einen Schleier über
die Gefechtsfelder, welcher aus jeder Schlacht eine Menge von Einzelgefechtcn
macht, die Leitung ungemein erschwert und die Ueberraschungen immerfort in
den Gang der Ereignisse eingreifen läßt. Ueberraschungen aber fordern zu
ihrer Ueberwindung vor allen Dingen gut disciplinirte, in der strengsten Pflicht¬
erfüllung zum nächsten Zweck groß gezogene Truppen und Führer. Diese aber
fehlen in Amerika heute noch auf beiden Seiten und das ist der Grund, daß die
Schlachtberichte so unklar sind und so viele Klagen über Mißverständnisse, Un-
thätigkeit der Führer u. tgi. enthalten. Die vorhin gegebenen Andeutungen
über die Eigenschaften des nordamerikanischen Kriegsschauplatzes zeigen also,
daß dort zu einem erfolgreichen Wirken nothwendig sind:

Eine gute Armeeverwaltung mit dem entsprechenden Armeefuhr¬
wesen, ein zahlreicher, in der Truppcnführung und in der Gegend wohlbewan¬
derter G en era ista b und schließlich wohldisciplinirte Truppen. In allen
drei Dingen aber sah es von vorn herein in Nordamerika schlecht aus und ist
immer noch nicht das erwünschte Maß erreicht. Der Norden stand und stehl
dabei weit hinter dem Süden zurück und daher kommt es. daß der letztere
trotz seiner geringen Hilfsmittel und trotz aller erlittenen Niederlagen immer
noch mit Glück das Feld behaupten kann.

3. Die Elemente der beiderseitigen Streitkräfte.

Das stehende Heer der Vereinigten Staaten bestand vor dem jetzigen
Kriege aus circa 10,000 Mann, welche theils die kleinen Besatzungen der Kü¬
stenforts bildeten, theils gegen die Indianer in einzelnen Forts standen und in
der Mehrzahl von dem letzten südstaatlichen Präsidenten in Texas aufgestellt
waren. — Ihre Offiziere gehörten meist den Südstaaten an und gingen bei


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 23, 1864, II. Semester. IV. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341799_360480/332>, abgerufen am 22.07.2024.